Alno meldet Zahlungsunfähigkeit Alno: Insolvenz in Eigenverwaltung

Frankfurt/Pfullendorf · Der Küchenhersteller sieht gute Chancen für eine Sanierung. Der Verkauf in Bonn, Sankt Augustin und Bergisch-Gladbach geht weiter. Die Händler sagen: "Wir werden ganz normal beliefert."

Der Küchenhersteller Alno ist nach der Firma Nobilia der größte Produzent in Deutschland. FOTO: DPA

Der Küchenhersteller Alno ist nach der Firma Nobilia der größte Produzent in Deutschland. FOTO: DPA

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Es ging schon lange nicht gut, jetzt geht es gar nicht mehr und doch weiter. So ist die Lage bei dem – nach der ostwestfälischen Nobilia – zweitgrößten Küchenmöbelherstellers Deutschlands, bei der Alno-Gruppe aus baden-württembergischen Pfullendorf. Alno hat gestern beim Amtsgericht Hechingen einen Insolvenzantrag gestellt, will aber das Unternehmen in Eigenverwaltung fortführen.

Das würde bedeuten, dass alle Bestellungen ausgeführt und auch Kundengarantien erfüllt werden könnten. So läuft auch das Geschäft in den drei Alno-Küchenhäusern in der Region in Bonn, Sankt Augustin und Bergisch-Gladbach unverändert weiter. „Wir werden ganz normal beliefert“, sagte Uwe Reimers, der als selbstständiger Kaufmann in den drei Filialen mit insgesamt 40 Mitarbeitern Alno-Küchen vertreibt. Er sehe gute Chancen für die Sanierung des Herstellers durch das Insolvenzverfahren.

Stimmt das Gericht der Fortführung in Eigenverwaltung zu, bliebe der Vorstand im Amt. „Der Geschäftsbetrieb läuft insgesamt unverändert weiter, die Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld abgesichert“, teilte das Unternehmen gestern mit.

Insolvenz soll Einigung erzwingen

Alno meldete die Verluste in den ersten fünf Monaten des Jahres von 10,0 auf 1,3 Millionen Euro gesenkt zu haben. Schwarze Zahlen, seit dem Börsengang 1995 äußerst selten, hätten sich nur wegen „der hohen Finanzverbindlichkeiten und der damit verbundenen Zinsbelastung“ nicht eingestellt. Das soll die Insolvenz nun ändern. Freiwillig hatten die Gläubiger wohl nicht auf ihre Forderungen verzichtet. Man habe „keine Einigung erzielt“, so Alno. Sie soll nun über die Insolvenz erzwungen werden.

Der Vorstand kündigte an, er wolle „die zum Jahresbeginn eingeleitete Sanierung fortsetzen und den Turnaround absichern“. Seit kurzem amtierte statt des langjährigen Vorstandschefs Max Müller der frühere Finanzvorstand Christian Brenner. Er hatte unter anderem 350 Stellen in der Verwaltung streichen wollen. Brenner gilt als Vertrauter des mit 43 Prozent engagierten Alno-Großaktionärs Tahoe Investors. Dahinter steht die bosnische Unternehmerfamilie Hastor. Sie ließ wissen, sie sehe die nunmehr beabsichtigte Sanierung in Eigenverwaltung als Chance. Die „Altlasten der letzten zehn Jahre“ hätten nicht schnell genug abgebaut werden können. „Die Tahoe Investors GmbH … ist bereit, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten ihren Beitrag zum Fortbestehen des Unternehmens zu leisten.“

Der zweite Bevollmächtigte der IG Metall von Albstadt, Michael Föst, sagte nach Agenturberichten, die Insolvenz komme nicht überraschend. Die Standorte müssten erhalten bleiben. Es dürfe keinen weiteren Stellenabbau geben.

Die Schwierigkeiten von Alno kontrastieren zum Befinden der Branche. Die hatte lange gute Jahre gemeldet. Zwischen 2005 und 2015 war die Möbelindustrie insgesamt um 16,8 Prozent gewachsen, die Küchenmöbelhersteller aber mit 36,7 Prozent mehr als doppelt so schnell. Allerdings hatte sie bis Ende 2014 mit sinkenden Durchschnittspreisen zu kämpfen. Auch im ersten Quartal 2017 stiegen die Küchenmöbelumsätze schneller als die der gesamten Branche. Im Mai war dort das Konsumklima aber deutlich abgesackt.

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