Allianz will Euler Hermes komplett schlucken

München · Es ist bislang der teuerste Zukauf: Das Münchner Unternehmen Allianz zahlt 1,8 Milliarden Euro für den Kreditversicherer an die Aktionäre.

 Bisher hielt die Allianz zwei Drittel der Anteile an Euler Hermes.

Bisher hielt die Allianz zwei Drittel der Anteile an Euler Hermes.

Foto: picture alliance / dpa

Allianz-Chef Oliver Bäte strebt die größte Akquisition in seiner dreieinhalbjährigen Amtszeit an der Spitze des heimischen Branchenführers an. In mehreren Schritten wollen die Münchner die restlichen rund 37 Prozent ihrer deutsch-französischen Tochter Euler Hermes übernehmen und bieten den außenstehenden Aktionären dafür in der Summe gut 1,8 Milliarden Euro, ließ Bäte erklären.

Euler Hermes ist mit rund einem Drittel Weltmarktanteil der global größte Kreditversicherer, der unter anderem auch die deutschen Hermes-Exportbürgschaften abwickelt und damit eine wichtige Stütze für die heimische Industrie auf ausländischen Absatzmärkten ist.An der Börse war das in Paris ansässige Unternehmen zuletzt gut 4,3 Milliarden Euro wert.

Die Komplettübernahme soll in mehreren Schritten erfolgen, wobei ein Teil der Transaktion bereits gesichert ist. Mit Aktionären, die gut 11,3 Prozent der Anteile von Euler Hermes halten, habe man sich schon geeinigt, teilte die Allianz mit.

Allianz zahlt Aktionären 122 Euro je Aktie

Bereits im Juni hatte es Spekulationen gegeben, dass die Allianz die restlichen Anteile an Euler Hermes aufkaufen könnte. Die in Paris notierte Euler-Hermes-Aktie ist seit Jahresbeginn um 21 Prozent gestiegen und hatte am Freitag bei 101,05 Euro geschlossen.

Die Allianz zahlt den Aktionären 122 Euro je Aktie, was einen Aufschlag von gut einem Fünftel gegenüber dem Schlusskurs des an der Pariser Börse gehandelten Papiers von Euler Hermes bedeutet. Die Finanzierung ist für die Münchner kein Problem, denn die Allianz schwimmt in Geld und ist seit einiger Zeit auf der Suche, nach passenden Zukäufen, wobei zuletzt vor allem Schaden- und Unfallversicherer im Fokus standen.

Auch die Kreditversicherung ist eine strategische und eine verlässliche Gewinnquelle der Allianz. Nachdem die Münchner mit der nun vereinbarten Teiltransaktion auf gut 74 Prozent an Euler Hermes kommen, machen sie allen anderen noch freien Aktionären des Kreditversicherers zu gleichen Konditionen ebenfalls ein Übernahmeangebot. Angesprochen ist damit unter anderem die britische Silchester International Investors, die rund acht Prozent an Euler Hermes hält.

Strategie von Euler Hermes soll unverändert bleiben

Kommt die Allianz auf mindestens 95 Prozent der Anteile, soll der Kreditversicherer von der Börse genommen werden. Bleiben die Münchner unter dieser Schwelle soll Euler Hermes alternativ auf eine Allianz-Gesellschaft verschmolzen werden. Eine erfolgreiche Komplettübernahme scheint damit so gut wie sicher. Strategie und Aufsichtsrat von Euler Hermes werde nach einer Komplettübernahme nicht verändert, erklärt die Allianz.

Der Zukauf käme in der Summe mehr als doppelt so teuer wie die Akquisition des britischen Schaden- und Unfallversicherers Liverpool Victoria, die Bäte für 800 Millionen Euro an Land gezogen hat. Es wäre damit sein bislang teuerster Zukauf.

Keinen Einfluss habe die sich abzeichnende Milliardentransaktion mit Euler Hermes auf das jüngst für 2018 verkündete Rückkaufprogramm für eigene Aktien im Umfang von zwei Milliarden Euro, betont die Allianz. Sie steuert dieses Jahr trotz jüngster Belastungen durch Naturkatastrophen auf rund elf Milliarden Euro operativen Gewinn zu. Dennoch bleiben die Kapitalpolster der Münchner, die ihre Geschäfte derzeit rasant digitalisieren und dabei auch viele Stellen abbauen, immer noch überaus komfortabel.

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