Verzinsung der Lebensversicherung sinkt erneut Allianz marschiert voran

KÖLN · Das Niedrigzinsumfeld zwingt die Lebensversicherungsbranche erneut zu deutlichen Anpassungen.

Die Allianz streicht die Überschussbeteiligung seiner Lebens- und Rentenversicherung weiter zusammen. Bei den klassischen Verträgen sinke die laufende Verzinsung aus Garantiezins und Überschüssen im Jahr 2017 auf 2,8 Prozent, teilte der Marktführer gestern mit. Damit sinkt die Verzinsung der Sparanteile im Vergleich zum laufenden Jahr um 0,3 Prozentpunkte. Die Mitteilung der Allianz dürfte ein Signal an die Branche senden. Viele andere Lebensversicherer teilen ihre Verzinsung erst mit, nachdem die Allianz deklariert hat. Zuvor hatte die Alte Leipziger die Verzinsung mitgeteilt. Laut einer Übersicht des Analysehauses Assekurata sinkt hier die Verzinsung um 0,4 Prozentpunkte auf 2,65 Prozent. Bei der Nürnberger gibt es 2,75 statt drei Prozent, bei der Stuttgarter Lebensversicherung 2,3 statt 2,8 Prozent im laufenden Jahr.

Bei Ergo sinkt die Verzinsung in der Lebensversicherung. Sie beträgt bei Ergo Leben noch 2,25 Prozent nach 2,7 Prozent im laufenden Jahr. Als Gesamtverzinsung nannte Ergo gestern 2,6 Prozent. Das aktuelle Kapitalmarktumfeld und Prognosen über die weitere Entwicklung machten die Anpassung erforderlich, hieß es. Bei älteren Verträgen mit höheren Garantiezinsen reduziere Ergo die Schlussüberschussbeteiligung.

Bei der Axa und der DBV Deutsche Beamtenversicherung wird die laufende Verzinsung um 0,2 Punkte auf 2,9 Prozent zurückgenommen. Die Gesamtverzinsung beträgt 2017 noch 3,4 (2016: 3,6) Prozent. „Wir konnten auch im derzeitigen Kapitalmarktumfeld eine Überschussbeteiligung über dem bisherigen Marktniveau realisieren und gleichzeitig die Stabilität unserer Gesellschaft stärken“, sagte Patrick Dahmen, der im Axa-Vorstand für das Ressort Vorsorge verantwortlich ist.

Die laufende Verzinsung bei den klassischen Lebensversicherungen setzt sich aus Garantiezins und Überschussbeteiligung der Versicherer zusammen. Dazu kann eine Schlussüberschussbeteiligung kommen. Diese Elemente ergeben dann die Gesamtverzinsung. Der vom Bundesfinanzministerium festgesetzte Garantiezins sinkt im kommenden Jahr von aktuell 1,25 Prozent auf 0,9 Prozent. Wer aber einen alten Vertrag mit einem noch höheren Garantiezins hat, dem ist die dort genannte Verzinsung nach wie vor sicher. Bei Verträgen aus der zweiten Hälfte der 90er Jahre beträgt der Garantiezins noch vier Prozent. Angesichts der andauernden Niedrigzinsen finden die Versicherer kaum noch neue Anlagen, um entsprechende Erträge zu erzielen. Und immer mehr alte, mit höherem Kupon ausgestattete Anleihen, laufen aus. Um die Garantiezinsen bedienen zu können, wurden die Versicherer vom Gesetzgeber gezwungen, Rücklagen zu bilden. Der Garantiezins war lange ein Verkaufsargument für die Branche. Das verfängt bei einem Satz von 0,9 Prozent im kommenden Jahr aber immer weniger.

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