Alleinerziehende haben es schwer

Die Siegburgerin Alexandra Sailer berichtet von ihrem Leben als alleinerziehende Mutter und ihren Sorgen um Ausbildung, Arbeit und Geld. Sailers Geschichte und die vieler anderer Alleinerziehender werden bis zum 24. Februar im Foyer der Agentur für Arbeit, Villemombler Straße 101, ausgestellt.

Alleinerziehende haben es schwer
Foto: dpa

Bonn. "Ich wurde früh schwanger, und obwohl viele um mich herum den Kopf geschüttelt haben, war für mich klar, dass ich mein Kind bekommen würde", erzählt Alexandra Sailer aus Siegburg. Heute ist sie 28 Jahre alt und hat eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation abgeschlossen. Doch bis sie ihre Ausbildungsstelle bekam, begegneten der Alleinerziehenden viele Probleme.

Da war die Sorge, genug Geld zu verdienen, die Suche nach einer geeigneter Kinderbetreuung oder eben die Suche nach einem Betrieb, der die junge Mutter in Teilzeit ausbildet.

Als Alleinerziehende ist Alexandra Sailer nicht die Einzige. In Nordrhein-Westfalen ziehen nach Daten des statistischen Bundesamtes mehr als 540 000 Mütter und Väter ihre Kinder alleine groß. Fast 60 Prozent von ihnen gehen gleichzeitig arbeiten. Etwa die Hälfte davon arbeitet in Vollzeit. Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig diese Gruppe in Zukunft für den Arbeitsmarkt sein wird.

Einen weiteren Grund, warum Alleinerziehende für Arbeitgeber immer wichtiger werden, sieht Carina Nillies, Referentin bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg, im steigenden Fachkräftebedarf. Man müsse diesem Problem "frühzeitig begegnen". Darum sei es nicht nur wichtig, die vorhandenen Ausbildungsmöglichkeiten zu flexibilisieren. "Für alle Beteiligten ist es auch notwendig, eine gute Kinderbetreuung sicherzustellen."

Für Alexandra Sailer lag während der ersten drei Lebensjahre ihres Kindes eben hier die Schwierigkeit. "Ich versuchte an der Abendschule das Abitur zu machen, fand aber keine Betreuung." Ohne Kindesunterhalt musste sie jobben gehen, um über die Runden zu kommen. Als ihr Sohn mit drei Jahren in den Kindergarten kam, versuchte sie einen Ausbildungsplatz zu bekommen. "Aber dadurch, dass ich ein Kind und keine abgeschlossene Berufsausbildung hatte und nur in Teilzeit arbeiten konnte, fand ich nichts."

Solche Probleme sind für Alleinerziehende nicht ungewöhnlich. Eine Umfrage des Bürodienstleisters Regus unter 433 leitenden Angestellten in Deutschland zeigt, dass auch heute noch viele Arbeitgeber Bedenken haben, Mütter einzustellen. Demnach gab ein Drittel der Befragten an, sie befürchteten, dass Mütter womöglich nicht mehr so flexibel und engagiert seien. Dabei gibt es Stimmen aus der Wirtschaft, die über gute Erfahrungen mit Alleinerziehenden berichten. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass junge Eltern oft deutlich reifer sind als kinderlose in ihren Alter", sagt Tanja Per Lühring von der Creditreform in Bonn. Rolf Nelles, Personalreferent bei der Welthungerhilfe e.V., unterstreicht zudem, dass er in der Beschäftigung von Teilzeitkräften in seinem Unternehmen keinen Nachteil sehe. "Oft sind sie sogar konzentrierter und motivierter."

Als ihr Sohn in die Grundschule kam, verlor Alexandra Schmitz ihren Teilzeitjob in einem Restaurant. Sie nahm die Zügel selbst in die Hand - und hatte Glück: Über das Projekt "Modus", das jungen Müttern bei der Jobsuche hilft, fand sie eine Teilzeitausbildung bei der Deutschen Welle.

"Leider gibt es noch viel zu wenige Betreuungsangebote", berichtet Patricia Zündorf vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter. Somit seien längst nicht alle Probleme gelöst, auch wenn schon eine Arbeitsstelle gefunden ist. Nach einem dreiviertel Jahr bekam Alexandra Sailer über das Jugendamt einen Platz in einer Tagesgruppe.

Sailers Geschichte und die vieler anderer Alleinerziehender werden bis zum 24. Februar im Foyer der Agentur für Arbeit, Villemombler Straße 101, ausgestellt. Öffnungszeiten: Montags bis mittwochs 8 bis 16 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr, freitags bis 13 Uhr.

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