Gespräch mit Unternehmer Horst Burbulla „Aire“-Turm in der Rheinaue soll die Bonner zum Träumen bringen

Bonn · Der Bonner Unternehmer Horst Burbulla baut seit mehr als 30 Jahren Kamerakräne für Filme wie „Avatar“ und „Herr der Ringe“. Jetzt will er in Bonn einen Turm mit Konzertsaal errichten. Das sind seine Motive.

Der Bonner Unternehmer und Oscar-Preisträger Horst Burbulla vor einem Modell seines Glasturms.

Der Bonner Unternehmer und Oscar-Preisträger Horst Burbulla vor einem Modell seines Glasturms.

Foto: Benjamin Westhoff

Horst Burbullas berufliche Stationen lassen sich schnell erzählen: Zehn Jahre als Krankenpfleger gearbeitet, sich den Traum des Filmemachens erfüllt (der Streifen hieß „Liebe und Tod“), am Ende aber Unternehmer geworden. Das ist der Bonner nun schon seit 30 Jahren, mit 61 ist ans Aufhören noch nicht zu denken. Die Kamerakräne, die er entwickelt und in seinem Werk im tschechischen Pilsen bauen lässt, finden noch immer reißenden Absatz in der Filmindustrie. Auch James Cameron setzte für den Dreh von „Avatar 2“ die ferngesteuerten Teleskopkräne ein.

„Ich habe mir bewiesen, dass ich Geld machen kann“, sagt Burbulla und lässt es so klingen, als sei das nichts Besonderes. Geboren im polnischen Szczytno, kam er mit den Eltern im Alter von sechs Jahren nach Troisdorf. Seit dem 17. Lebensjahr lebt er in Bonn. Seine Eltern seien im früheren Ostpreußen Bauern gewesen, erzählt er. Der Stadt am Rhein hat er in all den Jahren die Treue gehalten, auch „der deutschen Sprache wegen“, sagt Burbulla. „In meinem Unternehmen in Pilsen sprechen wir den ganzen Tag Englisch.“ Inzwischen fährt er in der Regel zweimal monatlich von Bonn nach Pilsen.

Burbulla bekam den „Oscar“ für seine Kamerakrantechnik

Ins Licht der Öffentlichkeit trat Burbulla erst zwei Mal: 2005, als er in Hollywood den Oscar für seine Kamerakrantechnik verliehen bekam, und jetzt mit seinem Projekt eines gläsernen Turms, den er „Aire“ getauft hat. Errichten will er den Turm am Rande der Rheinaue. „Ich fand unbefriedigend, dass so viele über Bonn schimpfen. Das führt nirgendwo hin. ‚Was kann ich tun?‘, fragte ich mich.“

Bonn hat eine unrühmliche Geschichte mit Bauprojekten, die entweder in einem Millionengrab enden oder gar nicht erst verwirklicht werden. Und jetzt kommt einer und setzt dem noch eins drauf? „Ich habe dann entdeckt, dass es vor dem Krieg am Rhein die Stadthalle gab, wo man Konzerte hörte, sich zum Biertrinken traf und Karneval feierte“, erzählt Burbulla. Die Halle war mit Türmchen verziert, hatte ein geschwungenes Dach und Rundbogenfenster, Kaiser Wilhelm II. soll sie „Bierkirche“ genannt haben, ein Spitzname, der in der Bevölkerung blieb. Durch Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde die Ruine später abgerissen.

Mit Architekten und Geologen zusammen entwickelt

Heute befindet sich an der Stelle der Parkplatz, den Rheinauenbesucher nutzen. Genau dort sieht Burbulla seinen Glasturm entstehen. „Ich fragte mich: Kriegt man das hin? Mein Ehrgeiz war geweckt.“ Er hat dann mehrere Jahre recherchiert, sich mit Geologen, Architekten, Veranstaltungsstatikern zusammengetan.

Dass der Baugrund einen 220 Meter hohen Turm tragen würde, hat er im Internet recherchieren können: Anlässlich des Baus des Post-Towers gab es fünf öffentliche Probebohrungen, die zeigten, dass sich in 22 Metern Tiefe Fels befindet. Von der Feuerwehr Düsseldorf hat er sich erörtern lassen, wie vorbeugender Brandschutz in Hochhäusern aussieht. 20 Fernsehtürme in Deutschland seien im Prinzip ganz ähnlich wie sein Aire-Turm aufgebaut, erklärt Burbulla: Ein Zelt aus Glas und Stahl, das sich aus 6000 Glasscheiben à 100 Kilo zusammensetzen soll. Das Innengerüst bildet ein Betonpfeiler, der sich in der Mitte erhebt. Den krönenden Abschluss bilden sieben Meter lange Verzierungen aus Plexiglas, bei denen er sich von den böhmischen Kronleuchtern seiner zweiten Heimat Tschechien hat inspirieren lassen.

Dass er ein Tüftler ist, hat er mit seinen Kamerakränen belegt. Und er hat bewiesen, dass er sich von Niederlagen nicht kleinkriegen lässt. „Liebe und Tod“ war eine düstere Utopie, der Film wurde zwar auf Festivals gezeigt, floppte aber. Dafür war plötzlich seine Erfindung gefragt, eine Konstruktion, einer Feuerwehrleiter ähnlich, die aus- und eingefahren sowie geschwenkt werden kann, um aus verschiedenen Winkeln und Höhen die Kamera filmen zu lassen.

Mit drei Mitarbeitern fing Burbulla 1990 in Pilsen an, weil es dort viele gut ausgebildete Ingenieure und Techniker gab, die nach dem Zusammenbruch des Kommunismus arbeitslos geworden waren. Heute hat seine Firma Technocrane 60 Beschäftigte und macht nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von zehn Millionen Euro. Die Kamerakräne, die ein Gewicht von 300 Kilo bis fünf Tonnen und bis zu 28 Metern Höhe haben, liefert er an Filmgeräteverleiher und Fernsehsender. Der WDR und RTL etwa sind große Kunden von ihm. Eingesetzt wurden die Kräne nicht nur bei „Avatar 2“, sondern auch bei der Neuverfilmung von „Der Herr der Ringe“, berichtet er. Und das Unternehmen wächst weiter: „Gerade bauen wir in Pilsen eine neue Halle und schaffen neue Maschinen an.“

Auslöser für seine Idee, den Bonnern am Rhein in der Nähe von Post-Tower und Langer Eugen ein weiteres markantes Gebäude hinzusetzen, sei der Skandal um das WCCB gewesen, sagt Burbulla. Allerdings soll „Aire“ nun ein Gebäude zum Träumen sein. In rund 160 Metern Höhe soll es einen Konzertsaal geben, der 1100 Zuschauer fasst, die im Halbrund in neun Reihen auf das Orchester blicken sollen.

Stiftung soll Veranstaltungsturm bauen und betreiben

Bau und Betrieb von „Aire“ will Burbulla in die Hand einer Stiftung legen, die er auch schon gegründet hat. Der Vorteil einer Stiftung: „Sie ist nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern nur dazu verpflichtet, das eigene Programm am Leben zu halten.“ Zweck der Stiftung ist die Förderung von Kunst und Kultur. Mit Hauskonzerten hat Burbulla bereits begonnen. Neulich lud er im Rahmen des Projekts „Beethoven bei uns“ zu einem Konzert in sein Haus in der Poppelsdorfer Allee ein.

Landeskredite, wie manche schon behauptete hätten, benötige er für die Umsetzung von „Aire“ nicht, sagt Burbulla. Warum er sein Geld für ein solches Projekt zur Verfügung stellt? „Bisschen Gier ist gut, bei zu viel Gier kann das Leben unschön werden“, antwortet er.

Foto mit der Oscar-Statue

Inzwischen rührt er die Werbetrommel in größerem Stil. In der Fürstenstraße 3 in der Innenstadt hat Burbulla einen Showroom eröffnet, wo sich Interessierte über „Aire“ informieren und sich mit der Oscar-Trophäe fotografieren lassen können. Dort liegen auch Unterschriftenlisten aus, denn mit einem Bürgerbegehren will Burbulla erreichen, dass die Stadt ein Bauleitplanverfahren in die Wege leitet. Mehr als die Hälfte der benötigten 10.000 Unterschriften habe er bereits zusammen. Etwaige Enttäuschung über die mangelnde Resonanz in der Kommunalpolitik lässt er sich nicht anmerken. „Das Projekt bringt Lebensfreude mit. Allein dies ist es schon wert. Selbst wenn es am Ende scheitert“, sagt Burbulla.

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