Ab Samstag sprudelt "Roisdorfer"-Wasser wieder

Neue Besitzer des Mineralbrunnens haben Produktion in kurzer Zeit versechsfacht - Pläne für weitere Expansion und Engagement im Ort

Ab Samstag sprudelt "Roisdorfer"-Wasser wieder
Foto: Wolfgang Henry

Bornheim-Roisdorf. "Der Roisdorfer Mineralbrunnen schließt" hieß es noch Ende Februar. Der Insolvenzverwalter warf das Handtuch, knapp 20 Arbeitsplätze in dem Traditionsunternehmen drohten wegzufallen, Roisdorf sein Wahrzeichen zu verlieren. Doch am 1. Mai übernahmen der Kölner Getränkegroßhändler Heinz Boecken und seine Familie den Betrieb und leiteten eine Erfolgsgeschichte ein, die die Zukunft des Brunnens zu sichern scheint.

"Wir haben seit dem Kauf die Produktion versechsfacht. Waren es im April noch vier Millionen Flaschen Jahresproduktion, so sind wir momentan bei 24. Tendenz weiter steigend. Ein Ende der positiven Entwicklung ist nicht abzusehen. Wir werden weiter expandieren. Auch die Zahl der Mitarbeiter wird steigen", sagte der neue Geschäftsführer Heinz Boecken am Dienstag im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

An der Seite des bodenständigen Geschäftsmannes saßen sein Bruder Hans und Edzard Anders, in Roisdorf zuständig für Qualitätswesen und Einkauf. An ihm wird viel liegen, das Schiff so gut auf Kurs zu halten. "Wir können nicht in der Quantität mithalten, da haben die Discounter mehr als 60 Prozent des Marktes besetzt mit Oberflächenwasser und PET-Flaschen, also Plastikverpackungen.

Das wollen wir gar nicht, sie trinken doch auch keinen guten Rotwein aus Plastik und stellen beim leckeren Essen Porzellan auf den Tisch. Glasflaschen sind teurer, aber Qualität hat auch ihren Preis. Das gilt eben auch für Mineralwasser", so Hans Boecken. "Unser Wasser ist vor Jahrtausenden in der Eifel versickert und wird nun gefördert. Es kostet etwas mehr, aber unsere Kunden legen Wert auf Geschmack, und da unterscheiden wir uns mit dem Roisdorfer Nass von Mitbewerbern", nennt er eine Geschäftsidee.

Auch die Versorgung in einer Flächengemeinde wie Bornheim liegt den Getränkehändlern am Herzen: Wenn ältere oder kranke Mitbürger ihr Wasser nicht mehr nach Hause tragen können, wird halt geliefert. "Ein Kooperationspartner liefert zum Beispiel allein in Bornheim 300 bis 400 Kisten pro Tag aus", erklärte Heinz Boecken. An die Grenzen sind die Roisdorfer noch lange nicht gestoßen.

Laut Kreisverwaltung in Siegburg können aus den Brunnen 500 Millionen Flaschen per anno gefüllt werden, ohne dass das Grundwasser gefährdet wäre und absinken würde. Also reicht das Reservoir noch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. "Wir denken langfristig. Unsere Familie hat den Roisdorfer Brunnen seit langer Zeit als Partner. Selbst in den Jahren 1976 und 1994, als die meisten Brunnen wegen des heißen Sommers Probleme hatten, überhaupt die gewünschten Mengen zu liefern, haben uns die Bornheimer nicht hängen lassen.

Wir konnten selbst nachts und an den Wochenenden mit den Lkw kommen", erinnerten sich die Boeckens. "Und damit die Nachbarn nicht verstimmt sind wegen des zusätzlichen Verkehrs, haben wir vorher Bescheid gesagt und ein paar Flaschen mitgenommen", ergänzte Edzard Anders. Dass die Kölner beim Insolvenzverwalter die Investition getätigt haben, hat emotionale und ganz materielle Gründe. "Ich habe immer engen Kontakt zu den Roisdorfern gehabt und fand es schade, dass nun alles unter den Hammer kommen sollte.

Der Name `Roisdorfer Brunnen`, in ganz Deutschland ein Markenzeichen, wäre verschwunden. Ich kenne die Leute hier. Die haben in sieben Jahren Insolvenz den Betrieb mit großem Engagement über Wasser gehalten. Mit solchen Kollegen kann man arbeiten", sagt der neue Mann am Ruder. Doch natürlich rechnet er auch: Gerade kam er aus Köln, mit dem Lkw, Maut 2,53 Euro. "Es macht doch keinen Sinn, bei den Gebühren und den Benzinpreisen ein Produkt Hunderte von Kilometern anzukarren, wenn man es auch in der Nähe haben kann.

Wir liefern fast ausschließlich im Umkreis von 50 Kilometern, das rechnet sich. Auch für die Umwelt." Hier leistet der Roisdorfer Brunnen ohnehin einen internationalen Beitrag. Und das auch noch mit einer alten "Brause", das "Kicos". Das ist eine coffeinhaltige Brause aus Guaraná-Früchten, die nur im intakten Regenwald wachsen. Daher geht von jeder Flasche ein Obolus zur Erhaltung des Waldes in das Amazonasgebiet. "Kicos" war seit seiner Einführung 1983 ein wenig in Vergessenheit geraten - und wird ab sofort wieder in Roisdorf produziert.

Was alles nun dort entsteht, zu Geschichte und Zukunft des Brunnens können sich alle Bürger am Samstag (13 bis 20 Uhr) und Sonntag (12 bis 17 Uhr) informieren. Bei den Tagen der offenen Tür wird es auch viel Musik geben von Null 221, Cölln Girls, Cheerleaders, Paul Anders & Band sowie den Musikfreunden Roisdorf. Dann wird der Brunnen auch seine neue Attraktion vorstellen: Nach vielen Jahren gibt es am Wochenende wieder ein Mineralwasser "Roisdorfer Quelle", weitere Roisdorfer Originale werden folgen.

Und der Brunnen wird sich wie früher stark im Ort und in Bornheim und Umgebung engagieren: "Wir werden dem Roisdorfer Gewerbeverein beitreten und bei vielen Anlässen präsent sein. Wir fühlen uns der Region verbunden und werden das auch zeigen", versprachen die Boeckens und der Qualitätsbeauftragte. Auch wollen sie den schmucklosen Parkplatz bepflanzen und mit dem benachbarten Park zum Naherholungsgebiet machen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Chancen für Roisdorf"

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