Lärmschützer sehen ihre Stunde gekommen Urteil zwingt Flughafen Köln/Bonn in Planverfahren

Bonn · Der Airport Köln/Bonn will den Ausbau von Vorfeld und Gebäuden absichern. Auf dem Weg liegen viele Unwägbarkeiten.

Mit Argusaugen schauen Anwohner, Kommunen und Lärmschutzinitiativen auf den Flughafen Köln/Bonn. Für die Erweiterung des Airports läuft bei der Bezirksregierung Düsseldorf gerade ein Planfeststellungsverfahren – zum ersten Mal überhaupt. Seit Montag liegen die Antragsunterlagen in den Rathäusern von 29 umliegenden Kommunen zur Ansicht aus. Der Antrag des Flughafens umfasst etwa Anbauten und neue Gebäude.

Zudem soll eine gerichtlich kassierte Vorfelderweiterung legalisiert werden. „Ziel ist es, größtmögliche Rechts-, Planungs- und Investitionssicherheit herzustellen“, so der Flughafen. Er hebt zugleich hervor, dass keine neue Start- und Landebahn oder Rollwege geplant seien. Auch die bis 2030 gültige Nachtfluggenehmigung ist nicht Gegenstand des Verfahrens, und doch schwingt das Thema Fluglärm in der öffentlichen Diskussion ständig mit.

Der Airport ist in der Wahner Heide aus einem kleinen Militärflughafen entstanden, der in den 1950er Jahren für den zivilen Flugverkehr geöffnet und stetig ausgebaut wurde. Heute ist der Flughafen Drehkreuz der Frachtflieger UPS und FedEx, was nicht unerheblich zum nächtlichen Fluglärm in Teilen der Region beiträgt. Vor allem seit den 1990er Jahren ist der Flughafen gewachsen: hier ein Parkhaus, da ein neues Terminal, dort eine Frachthalle – alles mit behördlicher Genehmigung, aber ohne Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung. Möglich machte es das Luftverkehrsrecht.

Seit 2014 ist die Expansion gerichtlich gestoppt

Das Bundesverwaltungsgericht stoppte 2014 die Expansion. Nach einer Klage der Lärmschutzgemeinschaft (LSG) Flughafen Köln/Bonn musste die zuletzt ausgebaute Vorfeldfläche A geschlossen werden. Weil der Flughafen das Vorfeld voll nutzen möchte, hat er 2016 ein Planfeststellungsverfahren beantragt. Auf diesem Wege will er gleich weitere geplante Aus- und Umbauten rechtlich absichern. Unter anderem will der Flughafen mehr Platz für das Abstellen und Abfertigen von Passagierfliegern schaffen.

Dafür soll zum Beispiel eine Gepäckhalle weichen. Ebenfalls geplant: die Erweiterung des Frachtzentrums, ein Lückenschluss im Vorfeld, eine neue Verbindung zwischen den Terminals 1 und 2, ein neues Hotel mit 220 Zimmern sowie Abriss und Neubau das Parkhauses P 1. All das soll laut Flughafen bewirken, dass die „operativen Abläufe sowie die Servicequalität für Airlines und Passagiere verbessert werden“.

Die Pläne kann bis zum 5. Dezember jeder in den Rathäusern der umliegenden Kommunen einsehen und Stellungnahmen abgeben – vorausgesetzt, er ist betroffen, beispielsweise als Anwohner im Einzugsgebiet. „Wir wollen die Menschen mobilisieren, denn jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit“, sagt Helmut Schumacher, Vorstandsmitglied der LSG. Die Bürger sollen demnach in möglichst vielen Einsprüchen das Problem des nächtlichen Fluglärms auf den Tisch bringen. Jede Erweiterung des Flughafens, so Schumacher, würde unweigerlich zu erhöhtem Flugaufkommen führen und damit auch zu mehr Nachtflug. „Der Ausbau wäre für die prognostizierten 154.820 jährlichen Flugbewegungen gar nicht notwendig“, sagt Schumacher.

Lärmschützer fordern Lärmminderungskonzept

Die Lärmschützer fordern für das Verfahren ein Lärmminderungskonzept, zudem sollen ältere An- und Umbauten einbezogen werden – zumindest jene, die seit Einführung der Umweltverträglichkeitsprüfung 1990 entstanden sind. Das Ziel ist dabei klar: Die nächtlichen Flüge sollen eingeschränkt werden. Bei Umweltverträglichkeitsprüfungen, so das Kalkül der LSG, komme sicher heraus, dass der nächtliche Fluglärm gesundheitsschädlich ist. Dementsprechend hält Schumacher wenig von Forderungen, die jetzt im Kölner Süden laut wurden: Dort fordert eine Bürgerinitiative, den Flugverkehr nach Osten über den Königsforst zu lenken, um möglichst wenig Lärm ertragen zu müssen.

Bis das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist, können noch Jahre ins Land gehen. In vergleichbaren Fällen habe das Verfahren vier Jahre gedauert, so Maik Grimmeck, Sprecher des NRW-Verkehrsministeriums auf Anfrage. Er rechnet mit einer Flut von Stellungnahmen: „Im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung könnten etwa 30.000 Einwendungen eingehen, möglicherweise sogar mehr.“

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