Bonner Dax-Konzerne Telekom und Lanxess stark, Post schwächelt

BONN · Rekordzuwächse bei der Deutschen Telekom, Gewinnwarnung bei der Deutschen Post DHL - unterschiedlicher hätten die Halbjahresbilanzen der beiden Bonner Dax-Konzerne gestern kaum ausfallen können.

 Weniger Gewinn in diesem Jahr mit Briefen, Spedition und Fracht: Bei der Post läuft es derzeit nicht rund.

Weniger Gewinn in diesem Jahr mit Briefen, Spedition und Fracht: Bei der Post läuft es derzeit nicht rund.

Foto: dpa

Der Kölner Chemiekonzern Lanxess meldete gestern Erfolge bei der Sanierung, der Gewinn sprang hoch.

Der Deutschen Post verhagelten nach eigenen Angaben die wochenlangen Streiks das zweite Quartal und die Aussichten für das Gesamtjahr. Der Arbeitskampf belastete das Ergebnis von April bis Juni mit 100 Millionen Euro. Der Logistikriese kappte seine Gewinnprognose für dieses Jahr um genau diesen Betrag und erwartet nun einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 2,95 bis 3,1 Milliarden Euro.

Die Ziele für die kommenden Jahre seien aber nicht gefährdet, betonte Konzernchef Frank Appel. Er geht weiter davon aus, bis 2020 den operativen Gewinn um durchschnittlich mehr als acht Prozent jährlich zu steigern.

Allerdings bereitet die Speditions- und Frachtsparte weiterhin erhebliche Probleme. Unter anderem wegen Pannen bei einer Systemumstellung war der Gewinn der Sparte bereits im vergangenen Jahr um 185 Millionen Euro eingebrochen. Appel hatte im März auch für das laufende Jahr "erhebliche Belastungen" angekündigt. Die Ergebnisentwicklung der Sparte sei "weiterhin unbefriedigend", teilte die Post gestern mit. Es sei ein "umfassendes Turnaround-Programm mit Restrukturierungsmaßnahmen" eingeleitet worden. Organisation, Kostenstruktur und Service sollten verbessert werden. Offenbar bleibt kein Stein auf dem anderen.

Die Geschäfte der Deutschen Telekom laufen dagegen rund - vor allem auf dem Heimatmarkt und in den USA. Der Umsatz verbesserte sich im zweiten Quartal rekordverdächtig um mehr als 15 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro - auch dank der Schwäche der Gemeinschaftswährung. Ohne Wechselkurseffekte und Zu- und Verkäufe hätte der Anstieg bei 5,7 Prozent gelegen. Die Zahl der Kunden stieg. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Konzernchef Tim Höttges.

Das bereinigte Nettoergebnis erhöhte sich im Quartal um satte 70 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Darin hatte die Telekom allerdings Sondereffekte aus Personalaufwendungen herausgerechnet. Diese sind vor allem durch die Einstellung neuer Mitarbeiter entstanden, um den Aus- und Umbau des Inland-Netzes auf Internet-Technik (IP) zu beschleunigen. Insgesamt seien 7,8 Millionen Anschlüsse auf IP umgestellt worden, 95 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Als "nahezu reibungslos" bezeichnete Höttges die Umstellung auf die IP-Plattform.

Die Telekom hat in der ersten Hälfte des Jahres 2015 mehr als elf Milliarden Euro in Deutschland umgesetzt, zwei Prozent mehr als zum Halbjahr 2014. Ein Drittel des Konzernumsatzes entfällt damit noch auf das Inlandsgeschäft. Mit über 39 Millionen ist die Zahl der Mobilfunkkunden in Deutschland leicht gewachsen. Besonders kräftig ging es für die Telekom in den USA aufwärts. T-Mobile US überholte mit einem Wachstum auf fast 60 Millionen Kunden den Konkurrenten Sprint und ist dort jetzt die Nummer drei. 42 Prozent des Konzernumsatzes erzielen die Bonner mittlerweile jenseits des Atlantiks.

Höttges betätigte gestern die Prognose fürs Gesamtjahr, nach der die Telekom 18,3 Milliarden Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verdienen will. Anleger hatten sich aber offenbar mehr versprochen. Neben der Post-Aktie gehörte die T-Aktie mit einem Abschlag von rund zwei Prozent zu den Tagesverlierern.

Der Kölner Chemiekonzern Lanxess kommt nach einem umfangreichen Sparprogramm wieder auf die Erfolgsspur und hat nach einem starken Quartal seine Prognose erneut erhöht. "Wir kommen zusehends zurück auf den richtigen Kurs", sagte Konzernchef Matthias Zachert gestern in Köln. 2015 dürfte der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf 840 bis 880 Millionen klettern, nach 808 Millionen im letzten Jahr. Angetrieben von Euro-Schwäche und anziehender Konjunktur kletterte der Umsatz von April bis Juni um 4,3 Prozent auf 2,1 Milliarden zu.

Der Gewinn stieg um 58 Prozent auf 87 Milliarden Euro. Aktuell sucht Sanierer Zachert nach Kooperationen im kriselnden Kautschukgeschäft, das dem Konzern in den vergangenen beiden Jahren durch Überkapazitäten und Preisdruck erhebliche Einbußen beschert hat. "Wir sind in sehr konstruktiven Gesprächen und gehen davon aus, in der zweiten Jahreshälfte zu konkreten Ergebnissen zu kommen."

Man habe mit der Ausgliederung einer eigenständigen Gesellschaft begonnen, um das Kautschukgeschäft in eine Allianz einbringen zu können. Als potenzielle Partner werden der saudische Ölkonzern Aramco und der russische Petrochemiehersteller NKNK gehandelt. Betroffen wären 20 Produktionsstätten mit 3700 Mitarbeitern, die für drei Milliarden Euro Umsatz sorgen.

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