Telekom Affäre: Obermann findet klare Worte

Vorstandschef von Bonner Konzern verspricht erneut Aufklärung - Während Öffentlichkeit empört ist, lassen Skandale in deutschen Unternehmen Börsen kalt

Telekom Affäre: Obermann findet klare Worte
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Bonn. (dpa/ga) Die Telekom lässt angeblich Gewerkschafter und Journalisten ausspähen, Siemens kurbelt mit Geld aus schwarzen Kassen den Vertrieb an, Volkswagen gönnt auf Firmenkosten männlichen Mitarbeitern in schummriger Rotlichtatmosphäre einen Ausgleich zum beruflichen Alltagseinerlei.

Was in der Öffentlichkeit zunächst Empörung auslöst, hat kaum nachhaltige Auswirkungen auf das Image der Konzerne. Und auch die Börsen lassen Spitzelmethoden, Schmiergelder und Schmuddelmilieu kalt.

Was verblüffen mag, erklären Experten, wie der Markenberater Peter Lünstroth so: "Im Fall der Telekom hat die Affäre kaum nachhaltige Folgen für das Image, weil es keine negativen Auswirkungen auf die Dienstleistungen hat. Und auch der Aktienkurs reagiert nur moderat, weil das operative Geschäft von der Abhöraffäre nicht betroffen ist.

Das, was allerdings mittel- bis langfristig hängenbleiben könnte, ist, dass internationale Investoren bei der Telekom künftig möglicherweise vorsichtiger agieren könnten." Nach Ansicht der Telekom hat die Spitzelaffäre bislang keinerlei Auswirkungen aufs tägliche Geschäft.

"Wir haben in den beiden vergangenen Wochen keinen Kundenrückgang im DSL-Geschäft zu verzeichnen - ganz im Gegenteil", sagte der Festnetzchef des Unternehmens, Timotheus Höttges, Montag bei einer internen Mitarbeiterveranstaltung mit dem Vorstand in Bonn.

Vor rund 1 000 Mitarbeitern kündigte Vorstandschef René Obermann erneut eine schnelle und allumfassende Aufklärung in der Affäre an. Festnetzchef Höttges räumte dennoch ein, dass durch die Affäre die Kunden des Unternehmens verunsichert seien. Das zeigten entsprechende Nachfragen bei den Call Centern.

Jetzt gehe es darum, das schlechte Image der Telekom abzubauen und Vertrauen zurückzugewinnen. Die Daten der Kunden seien sicher, beteuert Obermann. Nicht nur "verärgert", sondern "sauer" zeigte sich Obermann über die Spitzelaffäre, weil jetzt alle Anstrengungen, die Telekom wieder auf Kurs zu bringen, konterkariert würden.

Aufarbeiten und Konsequenzen ziehen, heiße jetzt die Devise, betonte Obermann. Ein Marketingexperte, der in ähnlichen Fällen Kommunikationsstrategien für Konzerne austüftelt und namentlich nicht genannt werden möchte, verrät, wie das Unternehmen, die Krise meistern könnte: "Die Affäre stellt eine gewisse Problematik dar, denn sie kann sich schnell negativ auswirken.

Wichtig für die Telekom ist nun ein gutes Krisenmanagement. Nur, wenn man jetzt sensibel und ehrlich in die Offensive geht, kommt man aus dieser Krise sauber raus." Der Bonner Jurist und Fachmann für Markenrecht, Klemens Hellmann, hält aus heutiger Sicht den Schaden für begrenzt: "Die Marke an sich ist gefestigt."

Der Unternehmenswert zumindest leidet unter den schlechten Nachrichten noch nicht. Der Aktienkurs schloss am 23. Mai, einen Tag vor Bekanntwerden der Affäre, bei 10,76 Euro. Montag ging das Papier mit 10,67 Euro aus dem Handel.

Diese Entwicklung ist kein Einzelfall. Auch der Aktienkurs von Siemens blieb von dem Schmiergeld-Skandal unerschüttert. Eine Woche beinahe täglicher Berichterstattung in den Medien überstand die Aktie sogar mit leichtem Kursgewinn. Und auch die VW-Aktie verzeichnete seit Bekanntwerden der Rotlichtaffäre nicht etwa ein dickes Minus - ganz im Gegenteil.

Auf den Kurszetteln legte die Aktie seither um gut 20 Prozent zu. Einen besonderen Schub nach vorne machte das Papier, als VW-Personalvorstand Peter Hartz wegen seiner Verstrickung in die Affäre seinen Sessel räumen musste.

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