Umorganisation in Bonner Konzern T-Systems soll 2020 wieder Gewinne machen

Bonn · Die Geschäftskundensäule der Deutschen Telekom in Bonn wird neu gegliedert. Besonderes Wachstum verspricht sich der neue Chef Adel Al-Saleh von den digitalen Lösungen.

 T-Systems-Chef Adel Al-Saleh erweitert die Partnerschaft mit Microsoft

T-Systems-Chef Adel Al-Saleh erweitert die Partnerschaft mit Microsoft

Foto: picture alliance / -/Deutsche Te

Die Identifikation mit dem neuen Arbeitgeber stimmt bereits: T-Systems-Chef Adel Al-Saleh trägt am Montag zur Vorstellung der neuen Strategie von T-Systems auf der Hannover Messe ein magentafarbenes Hemd. Seit Jahresbeginn leitet Al-Saleh die Großkundensäule der Deutschen Telekom. Der Konzernbereich mit noch 37.000 Mitarbeitern, der sich lange auf das klassische Geschäft mit ausgelagerten IT-Abteilungen konzentriert hat, hat seit Jahren wirtschaftliche Sorgen, da der Wettbewerb auf dem Markt hart ist und sich die Kundenwünsche verändert haben.

T-Systems soll deshalb künftig in elf Portfolio-Einheiten gegliedert werden. Der Begriff Portfolio steht in diesem Fall für das aufeinander abgestimmte Angebot des Unternehmens. „Diese Portfolio-Elemente sind für unser Wachstum in der Zukunft wichtige Treiber“, meint Al-Saleh. T-Systems will zum größten deutschen Digitalanbieter aufsteigen, indem das Unternehmen das kundenspezifische Digitalgeschäft in einer neuen Einheit namens Digital Solutions bündelt (siehe Bericht unten).

Neben der Einheit für digitale Lösungen wird es Einheiten für die Einbindung von SAP-Systemen, öffentliche Cloud-Angebote, Internetsicherheit, Straßenbenutzungsgebühren sowie das Internet der Dinge geben. Diese Wachstumsfelder, von denen sich Al-Saleh in der Zukunft viel verspricht, stehen insgesamt für ein Drittel des Umsatzes von T-Systems. Er gab am Montag auch eine strategische Partnerschaft mit Microsoft bekannt. Gemeinsam wollen die Firmen Dienstleistungen rund um Datenspeicherungen in der Cloud vorantreiben. Ein weiteres Drittel des Umsatzes erzielt T-Systems mit Festnetz- und Mobilfunkangeboten für Großkunden, die als Kern von T-Systems gelten. Hier liege das Wachstum bei problemlosen ein bis zwei Prozent im Jahr.

Sorge hätten bisher Geschäftsfelder bereitet, die Al-Saleh als klassische IT bezeichnete und die für ein weiteres Umsatzdrittel stehen. Dazu gehört das Management von ausgelagerten IT-Systemen für Kunden. Das Geschäft stehe unter Druck und schrumpfe. Es sei völlig normal, Kunden zu verlieren, wie es bei T-Systems im vergangenen Jahr beispielsweise mit Thyssenkrupp geschehen sei. Nicht normal sei der Umfang, in dem das passiert sei.

Weiter Interesse an LKW-Maut

„Unser Ziel ist es, 2020 als Ganzes wieder im grünen Bereich zu sein“, sagte Al-Saleh. Bei einzelnen Einheiten könne es dann noch Probleme geben. Unter dem Strich soll die Säule dann wieder Gewinne erzielen. Der Umsatz von T-Systems war 2017 um 1,1 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro gesunken, zudem belastete im dritten Quartal eine Milliardenabschreibung auf das Geschäft den Mutterkonzern. Der Auftragseingang brach um 23,5 Prozent ein.

Al-Saleh will sich um die Neuausschreibung der Lkw-Maut bewerben: „Wir wollen weitermachen“. Er bekannte sich damit zu Toll Collect. Das Konsortium aus Telekom, Daimler und dem französischen Autobahnbetreiber Cofiroute treibt mit 600 Beschäftigten seit 2006 die Lkw-Maut ein. Da das System erst verspätet den Betrieb aufnahm, läuft seit vielen Jahren ein Schiedsgerichtsverfahren zwischen dem Bund und Toll Collect. Im Sommer verstaatlicht der Bund das Unternehmen vorübergehend, weil sich die Neuausschreibung verzögerte.

Aufspaltung vertagt

Nachdem Al-Saleh nur wenige Wochen im Amt war, verkündete er gegenüber Führungskräften bereits erste Änderungspläne. Das Outsourcing-Geschäft könnte in Zukunft von aufstrebenden Geschäftszweigen wie etwa der Cybersecurity abgetrennt werden. Mit der schnellen Ankündigung hatte der US-Amerikaner die Rechnung ohne die Arbeitnehmervertreter des Konzerns gemacht, die in das Thema noch nicht eingeweiht waren.

Bei den Beschäftigten stießen die Pläne auf erbitterten Widerstand. Die Gewerkschaften befürchteten , dass eine zweite Firma eine Art „Bad Bank“ werden könnte, in der alle schlechten Geschäfte gebündelt werden. Zudem fürchten die Beschäftigten im Fall einer Auslagerung in eine Untergesellschaft deutliche Gehaltseinbußen und schlechtere Arbeitsbedingungen.

Die Entscheidung über die Teilung wurde vertagt. Zunächst soll es Gespräche mit Arbeitnehmervertretern geben.

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