Leverkusener Konzern So verlief die Bayer-Hauptversammlung in Bonn

BONN · Die Übernahme von Monsanto zieht sich hin. Doch Vorstandschef Werner Baumann ist fest überzeugt, dass sie klappen wird. So verlief die Hauptversammlung am Freitag in Bonn.

Bevor es die Kritiker ansprechen, thematisiert Bayer-Chef Werner Baumann bei der Hauptversammlung des Leverkusener Pharma- und Agrochemiekonzerns Probleme selbst. Dabei widmet er sich vor rund 2000 Anteilseignern im WCCB stärker der anstehenden Übernahme von Monsanto als dem aktuellen Geschäft .

Die dauert länger als geplant, und noch steht das grüne Licht der US-Wettbewerbsaufsicht aus. Dass aber die Übernahme erfolgt, davon zeigte sich Baumann felsenfest überzeugt. Vielmehr könne sie in Kürze abgeschlossen werden, betonte der Bayer-Chef. Dass Monsanto vom 62,5-Milliarden-Dollar-Deal zurücktreten könnte und Bayer auch noch zwei Milliarden Dollar zahlen muss, wenn der Deal bis zum 14. Juni nicht unter Dach und Fach ist, scheint für ihn allenfalls theoretisch denkbar. Ein Plan B sei deshalb auch nicht nötig.

Auch nach den von den Kartellbehörden erzwungenen Verkäufen von Unternehmensteilen sei der Erwerb von Monsanto attraktiv, unterstreicht Baumann. Ab 2019 soll das Geschäft einen positiven Beitrag zum bereinigten Ergebnis je Aktie zeitigen. Und ab 2022 rechne Bayer mit jährlichen Beiträgen zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen vor Sondereinflüssen von 1,2 Milliarden Dollar. 1,5 Milliarden sollten es ursprünglich sein, bevor die Kartellbehörden mehr Verkäufe von Unternehmensbereichen verlangten als geplant.

Produkte von Bayer und Monsanto ergänzen sich gut

Wieder einmal verwies Baumann auf das ausgewogene Portfolio von Bayer nach der Übernahme, darauf, dass sich die Produkte von Bayer und Monsanto gut ergänzten, so dass die Kunden maßgeschneiderte Lösungen erhalten könnten und auf die Chancen in der Landwirtschaft, die sich angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung ergeben sollten.

Baumann präsentierte Bayer als Partner der Landwirtschaft, und zwar für den Kleinbauern und den Großbetrieb. Mit der Übernahme wachse die Verantwortung von Bayer gegenüber Landwirten, Verbrauchern, Gesellschaft und Umwelt. „Wir werden alles tun, um dieser Verantwortung gerecht zu werden“, so Baumann. Bayer stehe für höchste ethische, ökologische und soziale Standards. Das werde sich nicht ändern, beruhigte er Kritiker. Für die hat Monsanto zumindest einen zweifelhaften Ruf, weil es den Unkrautvernichter Glyphosat herstellt, der im Verdacht steht, Krebs zu verursachen, und auch wegen eines rüden Vorgehens gegen Kleinbauern, die vermeintlich Patente verletzt haben. „Bayer wird Bayer bleiben“ versprach Baumann.

Das operative Geschäft verlief nicht nach Wunsch

Auch dass das operative Geschäft im abgelaufenen Jahr nicht nach Wunsch lief, räumte Baumann ein. Immerhin hatte er die Prognose zurückgeschraubt und bei der Bilanzvorlage letztlich Ergebniseinbußen beim Geschäft mit rezeptfreien Arzneien und in der Agrarchemie verkünden müssen.

All das sprachen auch Aktionärsschützer und Fondsmanager bei ihrem Rückblick auf das Jahr 2017 an. Außerdem bedauerten sie die vergleichsweise schwache Aktienkursentwicklung. Bayer sei vom „Thron des wertvollsten Dax-Unternehmens“ gestoßen worden, beklagte Marc Tüngler von der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Das Stammgeschäft mache Sorgen, bei dem die US-Gesundheitsbehörde Produktionsmängel am Standort Leverkusen gerügt hatte und es etwa zu Lieferschwierigkeiten bei Aspirin und gekommen war, so Joachim Krekel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Auch auf eine relativ hohe Verschuldung nach dem Zukauf wiesen sie hin sowie auf die anstehende Kapitalerhöhung, die den Gewinn pro Aktie drückt.

Blockbuster werfen nicht mehr so viel ab

Baumann verwies auf eine Pharma-Pipeline von 50 Projekten in der klinischen Erprobung. Neue Medikamente sollen für Erlöse sorgen, wenn die aktuellen Blockbuster wie der Blutdrucksenker Xarelto nicht mehr so viel abwerfen, weil der Patentschutz ausgelaufen ist. „Das Brot- und Buttergeschäft wird nicht vernachlässigt“, hielt Baumann der Kritik entgegen, der Monsanto-Deal verschlinge zu viel Kapazitäten des Managements. Und auch nach dem Zukauf strebe Bayer beim Rating ein Investmentgrade an. Gute Noten hier sind wichtig, damit die Kreditaufnahme nicht teuerer wird.

Zur Freude von Imkern und Umweltschützern, die als Altionäre auch selbst auf der Hauptversammlung das Wort ergriffen, gab es auch kritische Anmerkungen von Fondsmanagern zu Glyphosat, zum Bienensterben, für das Pestizide verantwortlich sein könnten, sowie zu Risiken für den Ruf von Bayer, der unter Monsanto leiden könnte. Sie wollen jedenfalls beobachten, ob Bayer wirklich Bayer bleibt. Da hat Baumann wohl noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Er versprach aber am Freitag schon einmal, dass Bayer die Kommunikation mit der Öffentlichkeit verstärken werde.

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