Sicherheit im Internet So verlief der erste Cyber Security Tech Summit in Bonn

Bonn · Der Verein Cyber Security Cluster will eine IT-Konferenz in der Stadt etablieren. Und er fordert bessere Bedingungen für Gründer. Ein Blick zurück auf den ersten Cyber Security Tech Summit in Bonn.

Es klingt ein bisschen wie Science-Fiction. Man stelle sich ein Stadtviertel vor, in dem niemand mehr am Steuer sitzt. Nur noch computergesteuerte Fahrzeuge gondeln durch die Straßen. Auch Bargeld kennen die Kinder dort allenfalls noch aus dem Museum. Smartlocks öffnen Mietern die Haustüren, Lichter werden per App gesteuert und der Kühlschrank bestellt die Zutaten für die abendliche Gartenparty.

Selbst für Dirk Backofen ist ein solcher Stadtteil derzeit Zukunftsmusik. „In bestehenden Vierteln wäre das technisch wohl zu aufwendig zu realisieren“, sagte der Leiter der Telekom Security am Mittwoch in Bonn. Aber binnen zehn Jahren wollen er und seine Mitstreiter im Cyber Security Cluster Bonn die Vision einer voll digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt hier oder im Rhein-Sieg-Kreis realisieren. Erste Gespräche über mögliche Entwicklungsflächen habe es mit der städtischen Wirtschaftsförderung bereits gegeben, erklärt Backofen zum Ende des ersten Cyber Security Tech Summit im World Conference Center (WCCB).

Auch Backofens Arbeitgeber habe ein großes Interesse an einem solchen flächigen Pilotprojekt. „Wir wollen bestehende Technik im größeren Test anwenden und auch zeigen, dass sie sicher ist“, sagt Backofen. Meldungen über gehackte Datennetze der Bundesregierung, von Stromversorgern oder anderen Unternehmen bescherten der Tech-Branche schließlich manchen medialen Rückschlag. Nur wenn sie beweisen kann, dass ihre Anwendungen auch geschützt vor unbefugtem Zugriff durch Kriminelle oder in internationalen Krisen durch feindliche Regime sind, wird sie die Marktdurchdringung schaffen. Bonn soll dabei eine bundesdeutsche Schlüsselrolle zukommen. Der Verein will seine Konferenz analog zum Weltwirtschaftsforum zum „Davos der Cybersicherheit“ entwickeln. Künftig soll sie jährlich im WCCB stattfinden.

Geschäftsfeld Netzsicherheit

Die Stadt solle zudem zum „Inkubator“ für Startups im Geschäftsumfeld der Netzsicherheit werden, wünscht sich Peter Martini, Informatik-Professor an der Universität Bonn. Kostenlose Räumlichkeiten für Gründer müsse es geben und auch eine bessere Kombinierbarkeit von Arbeit und Freizeit. „Bonn muss da noch deutlich agiler werden“, so Backofen. Martinis Professoren-Kollege Matthew Smith hat selbst Studierende bei einer Gründung unterstützt. Für die Beschaffung von Fördergeldern zum Einstieg und für ein generelles Coaching der Jung-Unternehmer gebe es inzwischen ziemlich gute Instrumente, sagt er. Räumlichkeiten seien hilfreich, „aber Cyberprodukte kann man mit dem Notebook notfalls selbst bei Starbucks entwickeln.“

Was die Situation der Gründer in Deutschland vom Silicon Valley in Kalifornien unterscheide, sei der höhere persönliche Einsatz der Geldgeber. „Dort geben große Konzerne nicht einfach nur Geld. Sie investieren als Türöffner auch ihre teure Zeit, um für ein gutes Produkt oder eine Dienstleistung Kunden zu finden“, sagt Smith. Die ersten Kunden seien schließlich am schwierigsten zu überzeugen. Vertrauen und persönliche Referenzen seien auch im Digitalzeitalter weiterhin entscheidend.

Von dem 2018 gegründeten Cyber Security Cluster verspricht Smith sich genau das. Der Verein hat alle wesentlichen Player als Mitglieder in seinen Reihen. Zu den Gründern des Vereins gehören unter anderem die Stadt, Post, Telekom, die Hochschule Bonn/Rhein-Sieg sowie IT-Unternehmen. Zu den Unterstützern zählen das Bundesamt für Informationstechnik (BSI) und das Kommando Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr (CIR).

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