GA-Serie: Lehrstellen-Check So sieht die Arbeit eines Malers aus

Troisdorf · GA-Volontärin Elena Sebening hat als Auszubildende bei dem "Jan Bauer Malerbetrieb" einen Tag lang mitgeholfen. Bei einem Auftrag in Troisdorf durfte sie die Arbeit und ihre Facetten kennenlernen.

Für Jan Bauer stand nie zur Debatte, was er einmal beruflich machen möchte: „Ich führe den Malerbetrieb in der vierten Generation und eigentlich war immer klar, dass ich den Betrieb meines Vaters einmal übernehme“, erzählt der 53-Jährige. Der Malermeister beschäftigt in seinem Unternehmen zwei Gesellen und zwei Auszubildende. Er weiß, wie schwer es ist, Nachwuchs für handwerkliche Jobs zu begeistern.

Bei einem Auftrag in Troisdorf soll eine Hausfassade wieder hergerichtet werden. Ein Transporter hatte die enge Straße falsch eingeschätzt und die Fassade beschädigt. Innerhalb weniger Tage muss die Außenwand des Wohnhauses wieder parat gemacht werden. Ich darf für einen Tag dabei sein und als Kurzzeit-Auszubildende mit anpacken. Das Gerüst ist bereits aufgebaut und ich wage mich direkt sechs Meter in die Höhe.

Das Wetter muss mitspielen

„Wir haben heute Glück mit dem Wetter“, freut sich Bauer und blickt vom Gerüst aus über die Dächer Müllekovens in den strahlend blauen Himmel. Bei starkem Regen könne es schon einmal sein, dass die Arbeit eines ganzen Tages wortwörtlich weggespült wird. Doch die Wetterprognose sieht gut aus und so klettern wir Etage für Etage das Gerüst rauf und wieder hinunter – stets bewaffnet mit weißer Farbe und großen Farbwalzen für den Voranstrich.

Die Arbeit macht mir wirklich Spaß, und doch erklärt Bauer, wie schwer die Suche geworden ist: „Für die Arbeit muss man belastbar sein und im besten Fall Spaß daran haben“, so der Malermeister. Während er die schmale Leiter des Gerüsts hinaufklettert, ergänzt er: „Und schwindelfrei sollten die Auszubildenden ebenfalls sein.“ Auch ich merke das schnell: Wenn ich mich mit beiden Händen an der Leiter oder dem Gerüst festklammere, bleibt keine Hand mehr zum Arbeiten frei. Und auch beim Streichen selbst gibt es einiges zu beachten.

Denn jede Farbe hat eine bestimmte Trocknungszeit. Wird diese unterschritten, kann es bei der nächsten Schicht Probleme geben. Auch bei unserem zweiten Anstrich achten wir deswegen genau auf die kleinen Luftbläschen, die sich immer wieder bilden. Werden diese nicht gut genug überstrichen, entstehen am Ende unschöne Löcher.

Mischung aus Theorie und Praxis

Dieses Wissen ist Teil der dualen Ausbildung. Der Theorieunterricht erfolgt in der Berufsschule in den Fächern Werken, Technik, Mathematik und Chemie. Dort geht es um die Inhaltsstoffe und Beschaffenheit der Materialien, Arbeitsmethoden und Bausubstanzen sowie den Umgang mit Kunden. Die Praxis lernen die Auszubildenden in ihren Betrieben. Dort können sie direkt erleben, wie Beton, Stahl, Holz oder Metall auf bestimmte Farben reagieren und wie diese am besten aufgetragen werden.

Und der Beruf hat für die jungen Menschen viel Reizvolles zu bieten: „Das Schönste ist, wenn ich auf eine neue Baustelle komme und mir denke: 'Das schaffen wir nie!' Und schon ein paar Tage oder Wochen später sieht es aus wie aus einer Design-Zeitschrift“, sagt der 20-jährige Auszubildende Josha Ben Rasten und ergänzt: „Dann zu wissen, dass man das alles selbstverantwortlich gemacht hat, gibt mir jedes Mal ein sehr gutes Gefühl.“

Da ich das Wissen eines Auszubildenden nicht habe, erklärt Bauer mir bei den einzelnen Arbeitsschritten geduldig, was es zu berücksichtigen gibt. Allein einzuschätzen, wie viel Farbe ich aus dem Eimer für die große Walze brauche, fordert mich heraus. Bei Bauer ist dies eine Angelegenheit von wenigen Sekunden – die Bewegung hat er Tausende Male gemacht. Bereits 1995, also mit 30 Jahren, übernahm er den Familienbetrieb von seinem Vater. Die Ausbildung absolvierte er im eigenen Betrieb, ging dann für ein paar Jahre zum Arbeiten nach Stuttgart und machte dort seinen Meister. „Ich war seit meinem 13. Lebensjahr ständig mit auf Baustellen dabei“, erzählt er.

Ein Tag als Maler-Azubi

Die Highlights im Alltag

Und dennoch gäbe es immer wieder Highlights. Stolz zeigt er mir Bilder von einem Auftrag vom Haus der Geschichte. Dort war eine mehrere Meter große Weltkugel aufgestellt und der Kontinent Afrika zerkratzt. Also baute Bauer das entsprechende Stück ab und lackierte es neu. Doch auch das alltägliche Arbeiten macht für ihn den Job aus: „Es ist ein total vielfältiger Beruf. Wir streichen Innen- und Außenräume, lackieren Fenster, Türen und Heizkörper, verlegen Fußböden und verputzen“, zählt Bauer auf. Auch Rasten schätzt die vielen Facetten: „Außerdem wollte ich nach zwölf Jahren Schule etwas Praktisches machen.“

Jan Bauers Unternehmen sitzt in Niederkassel, Aufträge bekommt er aus der ganzen Region. Als Geselle etwas zu finden, sei für die fertigen Auszubildenden ein Leichtes: „Die Nachfrage ist groß“, betont Bauer die Aufstiegs- und Karrierechancen. Dennoch sei der Ruf des Berufsbildes negativ vorbelastet: „Ich wünsche mir, dass wir Maler wieder an Image gewinnen, vor allem bei der Jugend. Die Mehrheit weiß zu wenig über die Vielseitigkeit und Kreativität unseres Berufs, es gibt noch viele Missverständnisse.“

Ich kann ihn verstehen. Die Arbeit, die er und seine Mitarbeiter an nur einem Tag geleistet haben, ist wirklich beeindruckend und alles andere als selbstverständlich. Ein Wohnzimmer können wahrscheinlich noch viele selbst streichen. Aber wenn es um fachlich hochwertige Arbeit geht und umweltverträgliche Aspekte wie Wärmedämmung, haben doch die Wenigsten richtig Ahnung. Das Handwerk und seine Relevanz sind mir auf jeden Fall während meines Arbeitstages noch einmal deutlicher geworden.

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