Sparprogramm bei der Post Post erwartet eine Milliarde weniger Gewinn

Bonn · Der Bonner Logistikkonzern kassiert seine Jahresprognose und schickt die Post-Aktie auf Talfahrt: Dem deutschen Brief- und Paketegeschäft geht es viel schlechter als bisher verkündet.

Die Deutsche Post hat Mitarbeiter und Anleger am Freitag mit schlechten Nachrichten ins Wochenende geschickt. Völlig überraschend gaben die Bonner mittags eine deutliche Gewinnwarnung heraus – und schickten die Post-Aktie umgehend auf Talfahrt. Den in Aussicht gestellten operativen Gewinn (Ebit) von 4,15 Milliarden Euro im laufenden Geschäftsjahr strich der Konzern auf 3,2 Milliarden Euro zusammen. Die Aktie verlor daraufhin teilweise über acht Prozent.

Die Probleme im Post-Tower: das schwächere Briefgeschäft – aber auch das höhere Paketaufkommen. Bekannt sind seit langem die rückläufigen Briefmengen, weil die Deutschen zunehmend auf digitale Post umsteigen. Doch das Ausmaß der Schwierigkeiten kommt nun überraschend. Mit weiteren Preiserhöhungen will die Post die offensichtlich rasant bröckelnden Einnahmen auffangen.

Verständnis für solche Preisanpassungen hatte zuletzt Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Veranstaltung der Regulierungsbehörde Bundesnetzagentur geäußert. „Die Post ist natürlich in besonderer Weise vom digitalen Wandel betroffen“, sagte sie mit Blick auf sinkende Briefmengen. Eine flächendeckende Versorgung könne „schlechterdings kaum billiger werden“. Bereits zum 1. Juli werden Bücher- und Warensendungen teurer, kündigte die Post vor Wochen an. Bei den Briefen steht eine Anhebung des Portos beim Standardbrief von 70 auf 80 Cent ab Januar 2019 im Raum.

Post-Chef Frank Appel kündigte gestern zudem ein Vorruhestandsprogramm für Beamte an. Rund 400 Millionen Euro will der Konzern dafür bereitstellen. Wie viele Stellen durch dieses Programm eingespart werden, ist aber noch offen. Das hänge auch davon ab, aus welchen Gehaltsgruppen Beamte das Vorruhestandsprogramm in Anspruch nehmen, sagte Appel in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Mehr Produktivität wollen die Bonner auch im seit Jahren boomenden Paketgeschäft erreichen. Zwar wachsen in diesem Bereich die Umsätze durch den prosperierenden Onlinehandel. Nach Postangaben sind in der Sparte aber die Kosten durch höheren Bedarf an Personal und Transportkapazitäten stark gestiegen. Höhere Investitionen in die nach eigenen Angaben „versäumte Weiterentwicklung“ des Paketgeschäfts sollen sich ab kommendem Jahr auszahlen. Jährlich 100 Millionen Euro fließen dazu in Digitalisierung, verbesserte Routenplanung und den Ausbau der Verbundzustellung. „Wir haben in der Tat Herausforderungen, die Anpassungen erfordern“, sagte Appel. „Das stark wachsende Paketvolumen hat auch zu einer hohen Anspannung in der Organisation geführt.“

Die eingeleiteten Schritte in der Division „Post – eCommerce – Parcel“, für die Appel nach der Umsetzung von Vorstand Jürgen Gerdes kommissarisch selbst zuständig ist, sollen die mittelfristige Planung der Post bis 2020 sichern: ein operatives Ergebnis von mindestens fünf Milliarden Euro.

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