Dienstleistungsunternehmens Steep in Bonn Neue Liebe, neue Leidenschaft

Bonn · Matthias Möseler ist Eigentümer des Dienstleistungsunternehmens Steep. Seine Interessen haben sich in der jüngeren Vergaangenheit vom Sport auf die Kultur verlagert.

War früher erfolgreicher Fechter: Der Bonner Unternehmer Matthias Möseler.

War früher erfolgreicher Fechter: Der Bonner Unternehmer Matthias Möseler.

Foto: Benjamin Westhoff

Am liebsten trägt er Kapuzenpullis. Das war schon so, als er noch Geschäftsführer des Unternehmens Steep mit Hauptsitz in Bonn-Dransdorf war. Seit Sommer 2016 ist Matthias Möseler „nur noch“ der Eigentümer des Dienstleistungsunternehmens, das viel für die Bundeswehr und den öffentlichen Dienst tätig ist.

„Es war Zeit, sich zurückzuziehen“, sagt der 47-Jährige. Das Unternehmen sei gut aufgestellt und habe mit Peter Pützfeld einen hervorragenden Geschäftsführer, der die Firma aus dem Effeff kenne. Die Belastung, eine Firma zu übernehmen, und dann die Verantwortung für mehr als 700 Mitarbeiter und mehr als 80 Millionen Euro Umsatz zu tragen, sei immens. Jahrelang sei er morgens der Erste und abends der Letzte im Büro gewesen. „Man nutzt sich ab.“ Es koste viel Kraft, einem Unternehmen immer wieder neue Impulse zu geben. „Mir war klar, dass ich gehen muss.“

Möseler ist ein Mann mit Entscheidungsfreude: 2012 entschied er binnen weniger Wochen, dem britischen Konzern Serco das Deutschland-Geschäft abzukaufen, das er kurze Zeit später in Steep umbenannte. Er war für die Briten seit 2008 als Geschäftsführer tätig.

Der gebürtige Bonner gehört zu den Menschen, die überdurchschnittlich viel aktiv sind. Er war zwischen 2013 und 2015 zweimal Präsident des Bonner SC. „Unternehmerdasein und Präsidentenamt, das passte nicht zusammen“, sagt er allerdings im Nachhinein über das Maß an Arbeitsbelastung. Auf die Phase beim BSC blickt er mit einem positiven Gefühl zurück: „Es war eine gute Zeit.“

Als wichtige Fähigkeit eines Unternehmers sieht er die Bereitschaft an, Entscheidungen auch revidieren zu können. „Das honorieren auch die Mitarbeiter.“ So probierte er auch bei Steep neue Tätigkeitsfelder aus, die sich dann als nicht erfolgreich erwiesen und wieder eingestellt wurden.

Schnell war Möseler schon immer: Im Politikstudium in Bonn, bei dem er nach sechs Semestern seinen Magister machte. Im Säbelfechten beim OFC Bonn, für den er sieben Mal den Titel des deutschen Meisters holte. Als Mitglied der Fecht-Nationalmannschaft nahm er an Welt- und Europameisterschaften teil. Was er aus seiner Zeit als Leistungssportler mitgenommen hat? Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz, Leidensfähigkeit, zählt er auf.

Die Freizeit, über die Möseler seit seinem Rückzug als Geschäftsführer verfügt, hat er nicht als ungewohnt empfunden, sagt er. Endlich komme er wieder zum Lesen. Er kümmere sich jetzt auch viel stärker um seine Kinder. „Da habe ich einiges nachzuholen.“ Der Preis des Unternehmerdaseins sei hoch gewesen: Sohn und Tochter seien in den letzten Jahren oft zu kurz gekommen, die Ehe ging kaputt.

Jetzt hat er sich frisch verliebt: In die WDR-Moderatorin und Kabarettistin Gudrun Höpker. Der Hochzeitstermin ist schon für August festgelegt.

Durch die Partnerschaft habe sich auch sein Interessenschwerpunkt verlagert: Vom Sport zur Kultur. Theater statt American-Football mit den Seattle Seahawks und Baseballs bei den Bonn Capitals. Konzerte statt MSV Duisburg, für den sein Herz aber immer noch schlägt. Über den Freundeskreis von Gudrun Höpker habe er mitbekommen, wie schwer es sei, von Kultur zu leben: „Wir überlegen, einen Förderverein für Nachwuchskünstler zu gründen.“ Das Unternehmerdasein steckt doch tief in ihm.

Möseler wurde als Sohn eines Orgelpfeifenbauers in Geislar geboren. Hier steht das Elternhaus, hier fühlt er sich verwurzelt, obwohl er nach mehreren Umzügen innerhalb von Bonn schon seit längerem in Buschdorf lebt. Der Lebensschwerpunkt könnte sich der Liebe wegen in den kommenden Jahren auch nach Köln verlagern.

Nach dem Studium arbeitete Möseler zunächst einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag. Zuletzt leitete er das Büro des baden-württembergischen CDU Abgeordneten, Franz-Xaver Romer. Da er den Umzug des Bundestages nach Berlin nicht mitmachen wollte, sei er in eine SAP-Beratung gewechselt. Später wurde er Geschäftsführer der HumanIT Software GmbH, einer Ausgründung des Fraunhofer Instituts. „Es hat Spaß gemacht, ein Start-up hochzuziehen.“ Nach der Insolvenz 2002 wurde HumanIT 2003 von der ProAlpha AG übernommen. Möseler blieb Geschäftsführer. Im Juni 2007 wechselte er zu Serco, wo er im Januar 2008 Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Betatech und im Juni Geschäftsführer des gesamten Deutschland-Geschäftes wurde.

Bislang ist er bei Investitionen als Unternehmer stets ohne den Einsatz von Fremdkapital ausgekommen, berichtet er mit leisem Stolz. Bei der Übernahme seien Lizenzgebühren, die die Bonner an den britischen Mutterkonzern gezahlt haben, verrechnet worden. Er hadert mit der derzeitigen Niedrigzinsphase: „Es kann nicht sein, dass Sie als Unternehmer Verantwortung für Mitarbeiter tragen und bei Banken Strafzinsen bezahlen müssen.“ Derzeit lässt er sich alle zwei Wochen über die neuesten Entwicklungen bei Steep informieren. Ab Mai wird sich das eher wieder intensivieren. Möseler will dann beim Dienstleistungsunternehmen den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen.

Der leidenschaftliche Bonner, der sich zu Beginn des Jahrtausends in der Bonner CDU engagierte, ist mit seiner Heimat unzufrieden: „Es ist eine Stadt, die viel mehr Potenzial hat, als man daraus macht.“ Die Entscheidungsprozesse seien oft zu langwierig. Das habe er vor einigen Monaten selbst erlebt: Er habe der Stadtspitze angeboten, die Namensrechte am Sportpark Nord zu kaufen und es Beethoven-Stadion zu nennen. Doch eine Reaktion habe es wochenlang nicht gegeben. Erst als die Fußballsaison längst begonnen hatte, habe es eine Gesprächsanfrage seitens der Stadt gegeben. Für ihn als Unternehmer sei es da viel zu spät gewesen. Denn ein Sponsoring müsse man ja auch vermarkten können. Das brauche Vorlauf.

Auch als Buchautor ist Möseler bereits tätig geworden. 2013 veröffentlichte er: „Endlich FAssBIER: Das muss man mal ganz nüchtern lesen.“ Es ist ein Buch über das Wirtshaus als Kommunikationsplattform, Informationsdrehscheibe und Bühne des Lebens. Zeit für zusätzliche Aktivitäten war also doch immer noch.

In der Reihe „Profil“ stellen wir Personen aus der Region vor, die das Wirtschaftsleben mitgestalten.

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