Große Unruhe bei Eaton in Bonn Mitarbeiter befürchten Rutschbahneffekt

Bonn · In der Vertriebsgesellschaft Eaton Electric GmbH geht es um Stellenabbau und Entlassungen. Die Aufgaben werden nach Ungarn und Indien verlagert.

Es rumort unter den Mitarbeitern der traditionsreichen Firma Eaton in Bonn. Bei einer Betriebsversammlung erfuhren die Mitarbeiter der Vertriebsgesellschaft Eaton Electric GmbH jüngst, dass es unter den kaufmännischen Mitarbeitern Stellenabbau mit Entlassungen geben soll.

Mit der Betriebsversammlung hat die Geschäftsführung die vorgeschriebene Beratungs- und Informationsphase der Mitarbeiter gestartet. Die Verhandlungen zum Sozialplan und über den Interessenausgleich beginnen. Mitarbeiter befürchten einen Rutschbahneffekt, durch den mittelfristig weitere Stellen verlagert werden.

Künftig sollen Aufgaben der Vertriebsgesellschaft, die bislang in Bonn und Achern erledigt wurden, von den Eaton-Standorten im ungarischen Budapest und dem indischen Pune übernommen werden, erfuhren die Mitarbeiter. Auf diese Weise will der Konzern Kosten sparen. Auf Jobportalen sind bereits zahlreiche Stellenangebote von Eaton für Budapest zu finden. Gleichzeitig steht die Schließung des technischen Innendienstes der Eaton Electric GmbH an. Er hat derzeit Standorte in Hamburg und Gilching bei München. Diese Aufgaben sollen künftig aus Bonn mitübernommen werden.

Eaton begründet die Pläne auf Anfrage schriftlich mit „Überlegungen zur Umsetzung einer Konsolidierungsstrategie in den Bereichen Kundendienst und Material- Management in Deutschland“. Die bestehenden Service-Center in Budapest und im indischen Pune sollen ausgebaut werden.

Wie Eaton weiter mitteilt, betreffe der Vorschlag voraussichtlich 39 Stellen in der deutschen Vertriebsorganisation und voraussichtlich zehn Positionen am Standort Meckenheim. Sieben der 39 Stellen sollen von Gilching und Hamburg nach Bonn verlagert werden. In Meckenheim betreibt Eaton ein großes Lager mit rund 170 Beschäftigten. Die Eaton Electric GmbH hat 2015 den jüngsten im Bundesanzeiger veröffentlichten Zahlen zufolge einen Umsatz von 268,7 Millionen Euro erzielt und hatte damals insgesamt 468 Beschäftigte.

Der US-Konzern versteht sich als Energiemanagement-Unternehmen. Ziel sei es, den Kunden Lösungen bereitzustellen, mit denen sie Energie effektiver nutzen können. Das Unternehmen ist 1911 in den USA von Joseph Eaton als Achsenhersteller gegründet worden. Eaton mit Sitz in Cleveland/Ohio beliefert neben dem Maschinenbau die Automobilindustrie und Flugzeugbauer. Eaton liefert besonders leichte Hydraulikpumpen für den A380 an Airbus. Der Konzern setzte 2016 weltweit 19,75 Milliarden Dollar um. Das Ergebnis nach Steuern lag bei 1,92 Milliarden Dollar. Das Bonner Unternehmen Moeller, vielen Bonner noch als Klöckner-Moeller bekannt, war 2003 von der Gründerfamilie an den Finanzinvestor Advent International verkauft worden, nachdem es in finanzielle Probleme geraten war. Nach erfolgreicher Sanierung erwarb 2005 der englische Finanzinvestor Doughty Hanson & Co eine 75-prozentige Mehrheitsbeteiligung an der Moeller Firmengruppe, wobei Advent zunächst mit 25 Prozent beteiligt blieb. 2005 wurde die Produktion vom Standort Bonn abgezogen. Eaton hat das ehemalige Bonner Familienunternehmen Moeller 2008 von Finanzinvestoren übernommen. Neben Verwaltung und Vertrieb hat Eaton in der Bonner Weststadt ein technisches Prüflabor für Schaltgeräte.

Die Telekom-Geschäftskunden-Tochter T-Systems kooperiert seit Ende vergangenen Jahres mit Eaton. Gemeinsam wollen die Unternehmen Lösungen zur intelligenten Vernetzung von Industrieproduktion anbieten.

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