Milch-Streik trifft Supermärkte in Region kaum

Handel erwartet ernsthafte Lieferschwierigkeiten, wenn überhaupt, erst gegen Wochenende - 70 Prozent von Milchbauern in Region beteiligen sich an Protesten

Milch-Streik trifft Supermärkte in Region kaum
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Bonn/Berlin. Trotz Streiks und Molkerei-Blockade - die Kühlregale in den Supermärkten der Region sind weiterhin gut gefüllt.

Vor allem die großen Handelsketten können regionale Lieferschwierigkeiten mit Transporten aus anderen Gegenden Deutschlands ausgleichen. Wann und ob es bei weiteren Aktionen der Bauern zu Engpässen kommt, bleibt ungewiss. "Alle Ware, die wir bestellt haben, ist auch geliefert worden", sagte Montag Olaf Pieschel, Geschäftsführer der Siegburger Dohle-Handelsgruppe, die bundesweit 93 Hit-Märkte betreibt.

"Frühestens Ende der Woche" könne es bei einzelnen Produkten eventuell Engpässe geben. Davon seien allerdings zuerst die Discounter betroffen, die nur wenige Milchsorten verkaufen. Bei größeren Supermärkten könnten Lieferprobleme bei einzelnen Marken auftreten, aber dann stünden ähnliche Produkte zur Auswahl. Montag bestätigte Aldi Süd Engpässe bei der Belieferung einzelner Filialen mit Milchprodukten.

Der Konzern sei bestrebt, entstehende Unannehmlichkeiten für die Kunden so gering wie möglich zu halten, hieß es in einer in Mülheim/Ruhr verbreiteten Stellungnahme. Auch in Zukunft werde Aldi Süd für "offene und konstruktive" Gespräche mit den jeweiligen Produzenten und Milchbauern zur Verfügung stehen. Auch die zum Metro-Konzern gehörende Supermarktkette Real berichtete Montag von Engpässen.

Bei Plus dagegen sind die Regale nach Unternehmensangaben fast überall gut gefüllt. "Wir haben schon zu Beginn des Streiks unsere Vorräte aufgestockt", sagte Nicole Dinter, Pressesprecherin des Discounters. Nur in wenigen Einzelfällen hätten Vorratskäufe besorgter Kunden vorübergehend für Engpässe gesorgt.

Die Kölner-Handelskette Rewe bekam Montag trotz gut gefüllter Kühltheken den Unmut der Milchbauern zu spüren. Die Landwirte protestierten am Abend vor der Konzernzentrale in der Domstadt gegen einen ihrer Meinung nach unfairen Preisdruck des Konzerns. Rewe-Sprecher Wolfram Schmuck verwies darauf, dass Rewe den Molkereien Gespräche über die Preise angeboten habe.

Bis Montagnachmittag habe es allerdings noch keine Rückmeldung gegeben. Keinen Einfluss haben die Bauern-Proteste auf die Liefersituation bei Bio-Milch. "Unsere Kunden fragen viel nach dem Streik", sagte Raoul Schaefer-Groebel, Inhaber des Bioladens Momo in Beuel. Aber die Öko-Produkte seien von den Aktionen nicht betroffen.

"Unsere Bauern sind glücklich", meint zumindest Schaefer-Groebel. Der Ladenpreis für einen Liter Öko-Vollmilch sei zur Jahreswende um rund zehn Prozent auf etwa 1,10 Euro gestiegen. "Von dem Preisaufschlag geht auch ein Teil an die Bauern, die damit wiederum steigende Kosten für Futtergetreide finanzieren", so der Bio-Händler.

Die konventionell wirtschaftenden Betriebe in der Region sind von ihren Preiszielen dagegen weiterhin weit entfernt. "Der Streik geht so lange weiter, bis unsere Forderungen erfüllt sind", sagte Montag Bernd Welsch, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Milch bei der Kreisbauernschaft.

Rund 70 Prozent der Milchviehhalter aus dem Rhein-Sieg-Kreis und Bonn hätten sich an den Protestaktionen beteiligt. Rund 300 Landwirte mit Milchkühen zählt der Wachtberger, der selber einen Hof mit 50 Tieren betreibt, in der Region.

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