Immobilienmarkt in NRW Mieten in Bonn treten auf der Stelle

Bonn · Die Preise für Wohnungen in NRW steigen zwar insgesamt weiterhin an, allerdings in unterschiedlichem Maße. Experten rechnen damit, dass sich die starke Nachfrage nach Wohneigentum schon bald abschwächen könnte.

Die Mieten in Bonn sind im vergangenen Jahr in einigen Fällen sogar zurückgegangen.

Die Mieten in Bonn sind im vergangenen Jahr in einigen Fällen sogar zurückgegangen.

Foto: dpa

Ihre Forderung ist natürlich ironisch gemeint: „Mehr Wohnraum für Reiche“, schreien die Aktivisten im Video lauthals in die Kamera. Mit Tier- und Sturmmasken verkleidet, stürmen sie eine Wohnungsbesichtigung. Maklerin und Interessenten treten unsicher zur Seite. Kostenpunkt der Wohnung: 1000 Euro Kaltmiete für 40 Quadratmeter. Ort: Köln. Das Video, das den Flashmob zeigt, kursiert seit einigen Wochen im Internet. Mit der Aktion will die Gruppe auf die hohen Wohnungspreise aufmerksam machen, die auch in anderen Städten in NRW wie Bonn oder Düsseldorf an der Tagesordnung sind.

Der neue Preisspiegel des Immobilienverbands Deutschland (IVD) zeigt: Derzeit zahlen Mieter in Bonn für die Kaltmiete in mittlerer Lage im Durchschnitt 8,70 pro Quadratmeter, in Köln sind es bereits zehn Euro im Schnitt. Köln führt das Ranking der Städte im Rheinland an, Bonn landet nach Düsseldorf auf Platz drei. Die Mieten für Neubauten oder Wohnungen in guter Lage sind noch teurer.

Es gibt allerdings auch eine gute Nachricht: Der Preisanstieg stagniert. In NRW insgesamt verteuerten sich die Mietwohnungen innerhalb des letzten Jahres nur um zwei Prozent. Auch in Bonn haben sich die Preise in diesem Zeitraum kaum verändert. Bei Neubauten gingen die Preise in der Bundesstadt sogar leicht zurück.

Auch die Kaufpreise für Eigentumswohnungen steigen in Bonn eher moderat im Gegensatz zu anderen Städten, wie zum Beispiel Köln: „Das liegt daran, dass die Wohnungen in Bonn schon immer teurer waren. Köln dagegen hat Nachholbedarf. Deshalb ziehen die Mieten dort mehr an“, erklärt Julia Braschoß, Maklerin in Köln und stellvertretende Vorsitzende des IVD West. Braschoß spricht in Köln daher von einem Aufholeffekt. Während die Preise für in Köln im letzten Jahr um eine zweistellige Prozentzahl gestiegen sind, bleiben die Preise in Bonn etwa auf Vorjahresniveau.

Im Schnitt müssen Interessenten in NRW damit rechnen, dass die Eigentumswohnungen in diesem Jahr bereits rund sieben Prozent teurer sind als noch ein Jahr zuvor. Die Nachfrage in Zeiten niedriger Zinsen bleibe hoch. Der IVD rechnet allerdings mit einer Abschwächung des Booms in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr hätten vor allem diejenigen in Wohneigentum investiert, die das sowieso in ein paar Jahre vorhatten.

Die starke Nachfrage nach Wohneigentum auf der einen Seite sei auch mitverantwortlich dafür, dass die Mieten auf der anderen Seite nicht mehr so stark steigen: „Der Niedrigzins setzt Vermieter unter Druck“, so Axel Quester, Makler in Duisburg und 1. stellvertretender Vorsitzender der IVD West. Gerade wenn es um eher hochpreisige Mietwohnungen ginge.

Wer das nötige Kleingeld dafür habe, tendiere heute eher dazu, in eine Eigentumswohnung zu investieren. Leider sähen das viele Vermieter nicht ein: „Die Eigentümer haben teils unrealistische Vorstellungen. Dann dauert es schon mal wesentlich länger als früher, die Immobilie neu zu vermieten“, erklärt Peter Wallisch, Makler in Düsseldorf und Vorstandsmitglied des IVD West. „Man kann im Moment keine großen Preissprünge bei den Mieten durchsetzen.“

Die Mieter wollen einen bestimmten Betrag nicht überschreiten und ziehen eine genaue Grenze. Die liege allerdings heute schon wesentlich höher als noch vor ein paar Jahren, erklärt Wallisch: Während es früher üblich war, rund ein Drittel des Einkommens für die Miete aufzuwenden, seien es mittlerweile schon fast 50 Prozent je nach Wohnlage.

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