Insolvenz Majolikafabrik Rheinbach ist pleite

RHEINBACH · Traditionsunternehmen meldet nach 90 Jahren Firmengeschichte Insolvenz an. Das bestätigte am Donnerstag der Sankt Augustiner Insolvenzverwalter Thomas Steger aus der Kanzlei Kalker & Fahnster.

Die Majolikafabrik Rheinbach Jean Fuss & Sohn hat Insolvenz angemeldet. Damit steht ein mehr als 90 Jahre altes Traditionsunternehmen vor dem Aus.

Die Majolikafabrik gehört nach Angaben des Insolvenzverwalters zu den weltweit wenigen verbliebenen Keramikherstellern, die ihre Produkte nicht lackieren sondern glasieren, um Farbe aufzutragen. Diese Art von Keramik wird als Majolika bezeichnet.

Die 56 Mitarbeiter des Familienunternehmens erhielten bis Ende Mai Insolvenzgeld, hieß es am Donnerstag weiter. Sie seien in einer Betriebsversammlung über die Insolvenz informiert worden. Die Produktion auf dem 15.000 Quadratmeter großen Firmengelände an der Rheinbacher Keramikerstraße laufe weiter. Alle Aufträge würden ausgeführt, hieß es.

Nach Angaben des Insolvenzverwalters gibt es bereits Interessenten für eine Fortführung des Unternehmens. Zuerst müssten die Insolvenzursachen geklärt werden, sagte Steger dem General-Anzeiger. Die Geschäftsleitung habe auf "dramatisch gestiegene Rohstoff- und Energiekosten" verwiesen. Außerdem habe der Preisdruck durch Großabnehmer und Discounter das Unternehmen in Finanznot gebracht.

Zuletzt lag der Jahresumsatz der Majolikafabrik nach Angaben des Insolvenzverwalters bei rund drei Millionen Euro im Jahr. Das Unternehmen hat seine Produkte unter dem Namen Marei Keramik nach Angaben auf seiner Internetseite europaweit von Schweden bis Griechenland verkauft. Die Majolikafabrik Rheinbach stellt vor allem Übertöpfe für Pflanzen her. Die industrielle Fertigung der Majolika baue auf dem "technischen Knowhow der Gründerfamilie auf", so der Insolvenzverwalter.

In Rheinbach wird seit mehr als 150 Jahren von verschiedenen Unternehmen Keramik produziert. Nach Angaben der Stadt florierte die Branche vor allem in den 1950er und 60er Jahren als die Wandteller, Vasen und Übertöpfe mit farbig glasierter Oberfläche in Mode kamen.

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