Zukunftskongress „Technik zum Menschen bringen“ Intelligente Computer als Assistent

Bonn · Auf einem Bonner Kongress geht es um Technik, die die Bedürfnisse von Menschen erkennt - manchmal noch vor dem Menschen.

Roboter „Emma“ unterhält alle zwei Wochen die Demenz-Wohngruppe der Diakonie Altholstein.

Roboter „Emma“ unterhält alle zwei Wochen die Demenz-Wohngruppe der Diakonie Altholstein.

Foto: picture alliance / Carsten Rehde

Lange Zeit galt das Spiel Go als eine letzte Bastion der menschlichen Intelligenz. Doch das Google-Programm AlphaGo besiegte im März 2016 den Südkoreaner Lee Sedol, einen der besten Go-Spieler der Welt. Dies war ein Meilenstein der künstlichen Intelligenz, denn Go galt lange als zu komplex für Computer.

Intelligente Computer werden in den kommenden Jahren Krankheiten diagnostizieren und Bildung unterstützen. Schon heute gibt es mehr als zehn Millionen Roboter weltweit. Im Jahr 2020, so die Prognosen, werden es Milliarden sein. Am Montag und Dienstag veranstaltet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Bonn den 3. Zukunftskongress „Technik zum Menschen bringen“.

„Künstliche Intelligenz kann unser Leben erheblich verbessern“, sagte BMBF-Staatssekretär, Georg Schütten. Aber natürlich seien damit auch Risiken verbunden. Schütte zitierte den britischen Astrophysiker Stephen Hawking: „Die Entwicklung künstlicher Intelligenz wird das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit sein. Es könnte auch das Letzte sein, wenn wir es nicht gleich schaffen, die damit verbundenen Risiken zu beherrschen.“ Für Fabian Westerheide, Investor und Koordinator für Künstliche Intelligenz beim Bundesverband Deutscher Startups, kommt es darauf an, die Mittel für die Forschung und Entwicklung in die richtigen Kanäle zu leiten. Denn es sei wie in anderen IT-Bereichen so, dass Firmen aus den USA und China, die an künstlicher Intelligenz arbeiteten, sehr viel mehr Mittel für Finanzierung und Forschung bekämen als deutsche Unternehmen: „In Europa wird zu wenig getan.“ Das könne dazu führen, dass amerikanische und chinesische Wertesysteme die Entwicklungen dominierten.

Videospiel für Gelenkübungen

Moderne Technologien sollen den Bedürfnissen der Menschen angepasst werden. Auf dem Bonner Kongress führten zahlreiche Wissenschaftler, die vom Bundesforschungsministerium gefördert werden, ihre Entwicklungen vor. Forscher der Technischen Universität Kaiserslautern haben Videospiele entwickelt, die durch körperliche Übungen gesteuert werden. Sie sollen in der Rehabilitation eingesetzt werden, beispielsweise zur Thromboseprophylaxe, nachdem Patienten ein neues Gelenk bekommen haben. „Das Spiel soll den Anreiz für mehr Wiederholungen bei den Übungen schaffen“, sagt Gabriele Bleser.

Kommunikation mit Angehörigen

An schwer kranke Patienten richtet sich ein Projekt des Oldenburger Offis-Instituts. Die Wissenschaftler haben ein Assistenzsystem zur Unterstützung der sozialen Interaktion für alleinlebende Palliativpatienten entwickelt. So können die Kranken an in verschiedenen Farben leuchtenden Plastikblumen ablesen, was ihre Angehörigen zu Hause gerade machen. Auch ein Gruß lässt sich über die Sensoren schicken. Die Patienten seien nicht immer in der Stimmung für ausführliche Gespräche, würden sich aber darüber freuen, in Kontakt mit den Angehörigen zu bleiben, so die Wissenschaftler.

Ziel des Forschungsprogramms ist eine Technik, die – wie ein guter Assistent – die Interessen und Wünsche des Menschen erkennen und umsetzen kann. Von 2016 bis 2020 wird das BMBF jährlich rund 70 Millionen Euro für die Förderung der Mensch-Technik-Interaktion bereitstellen, kündigte Schütten an.

Am Dienstag von 15 bis 18 Uhr ist die Ausstellung im alten Plenarsaal für die Öffentlichkeit geöffnet. Es gibt geführte Rundgänge.

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