Verhagelte Bilanz Gewinn der Post bricht ein

Bonn · Die Finanzchefin der Deutschen Post DHL Group, Melanie Kreis, hofft auf besseres Ergebnis für schwierige Brief- und Paketsparte. Kunden müssen sich auf höhere Preise einstellen.

Die Brief- und Paketsparte verhagelt dem Post-Konzern die Bilanz.

Die Brief- und Paketsparte verhagelt dem Post-Konzern die Bilanz.

Foto: dpa

Die Probleme der Deutschen Post DHL Group in der Brief- und Paketsparte haben dem Bonner Konzern das zweite Quartal erwartungsgemäß verhagelt. Weil es schon im Juni eine Gewinnwarnung gegeben hatte, blieben die Anleger jedoch gelassen: Die Aktie schloss sogar mit einem leichten Plus von 3,79 Prozent auf 30,67 Euro. Das hing offenbar damit zusammen, dass Postchef Frank Appel am Dienstag bei der Vorlage der Quartals- und Halbjahreszahlen die revidierte Jahresprognose nun bekräftigte. So soll es für das Gesamtjahr bei einem Betriebsergebnis (Ebit) von 3,2 Milliarden Euro bleiben.

Finanzchefin Melanie Kreis sprach von „signifikanten Herausforderungen“ im Brief- und Paketbereich. Durch den boomenden Onlinehandel ist das Paketgeschäft kräftig gewachsen, damit erhöhten sich aber auch die Kosten für Transport und Personal. Gleichzeitig sinkt das Briefvolumen kontinuierlich. Das bewirkte, dass das Brief- und Paketgeschäft zusammen den Umsatz im zweiten Quartal um 3,4 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro steigerte, das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahresquartal aber um fast 60 Prozent auf 108 Millionen Euro einbrach.

Kreis sagte, man habe sich früher auf den Ausbau der Marktposition konzentriert. „Nun treten wir in eine neue Phase ein, in der wir uns stärker auf die Verbesserung der Profitabilität konzentrieren werden.“ 150 Millionen Euro sollen künftig jährlich in die Erhöhung der Produktivität gesteckt werden, Stichworte sind Automatisierung und Digitalisierung. Laut Kreis sind bisher zehn Millionen Euro davon geflossen. Gleichzeitig kündigte Kreis „überdurchschnittliche Preiserhöhungen im Paketbereich“ an. Auch das Briefporto soll 2019 erhöht werden, allerdings muss das die Bundesnetzagentur genehmigen.

Vorruhestandsprogramm belastet Ergebnis

Außerdem läuft ein umfangreiches Vorruhestandsprogramm für Beamte, Zusteller sind davon aber nicht betroffen. Im zweiten Quartal wurden demnach 51 Millionen Euro aufgewendet, insgesamt sollen es in diesem Jahr 500 Millionen Euro sein, die unter „Restrukturierungsaufwendungen“ verbucht werden. Kreis zufolge werden diese Mittel das Ergebnis des zweiten Halbjahres „deutlich belasten“.

Besser sehen die Zahlen in den drei DHL-Sparten Express, Fracht und Supply Chain aus, die rund 70 Prozent zum Umsatz beitragen. Das Betriebsergebnis im zweiten Quartal stieg hier um 13,5 Prozent auf 750 Millionen Euro. In der Sparte Supply Chain ging der Quartalsumsatz zwar um 8,6 Prozent zurück. Dort hatte es zu Jahresbeginn wochenlang Probleme bei der Belieferung von Restaurants der Kette Kentucky Fried Chicken in Großbritannien gegeben. Das Betriebsergebnis stieg aber um 3,2 Prozent. Die Frachtsparte verbesserte ihr Betriebsergebnis um fast 57 Prozent.

Appel bleibt vorerst für Problemsparte zuständig

Alle vier Geschäftsbereiche zusammen genommen sank das Betriebsergebnis (Ebit) im zweiten Quartal auf 747 Millionen Euro (minus 11,2 Prozent), der Konzerngewinn ging um 14,3 Prozent auf 516 Millionen Euro zurück. Auf das Halbjahr gesehen sank der Gewinn um 9,6 Prozent .

Trotz der Probleme will die Post DHL das Jahresbetriebsergebnis bis 2020 auf mehr als fünf Milliarden Euro steigern. Davon sollen dann auf die DHL-Bereiche rund 3,7 Milliarden Euro entfallen und auf die Brief- und Paketsparte 1,7 Milliarden Euro. Letztere war bis Juni viele Jahre von Jürgen Gerdes geleitet worden. Seitdem hat Konzernchef Appel auch den Bereich übernommen. Kreis bestätigte, dass dieser einen „geeigneten Nachfolger“ finden wolle, „wenn der Trend wieder in die richtige Richtung geht“.

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