Bilanzvorstellung in Bonn Genossenschaftsbanken in der Region um Bonn legen Fusionspause ein

Bonn · Wegen einer EDV-Umstellung verzichten die regionalen Genossenschaftsbanken vorerst auf weitere Zusammenschlüsse. Das Kreditvolumen der Volks- und Raiffeisenbanken ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.

Die Volksbanken in der Region haben im vergangenen Jahr ihr Geschäft deutlich ausgeweitet.

Die Volksbanken in der Region haben im vergangenen Jahr ihr Geschäft deutlich ausgeweitet.

Foto: picture alliance / Jens Wolf/dpa

Nach zahlreichen Zusammenschlüssen legen die Genossenschaftsbanken in der Region eine technisch bedingte Fusionspause ein. Wegen einer EDV-Umstellung könnten die Institute in den nächsten beiden Jahren keine weiteren Übernahmen schultern, sagte Jürgen Pütz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Köln-Bonn am Freitag in Bonn bei der Bilanzvorstellung der regionalen Volks- und Raiffeisenbanken. Ein Ende der Fusionswelle sei damit jedoch nicht erreicht: „Der Trend zu größeren Einheiten wird sich fortsetzen“, sagte Pütz. 1970 gab es in Deutschland noch rund 7000 Genossenschaftsbanken, heute sind es weniger als 1000.

In der Region konnten die Volks- und Raiffeisenbanken ihr Geschäft im vergangenen Jahr deutlich ausweiten. Die Raiffeisenbanken Rheinbach-Voreifel und Rosbach, die VR-Banken Bonn und Rhein-Sieg sowie die Volksbank Köln-Bonn steigerten ihr gemeinsames Kreditvolumen um 7,7 Prozent auf 6,26 Milliarden Euro. Dabei profitierten die Institute nach Angaben von Vorstandschef Pütz zum einen von der weiterhin hohen Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen. Zum anderen investierten die Unternehmen in der Region dank der anhaltend guten Konjunktur mehr. „Vor allem im Handwerk und in der Baubranche laufen die Geschäfte sehr gut“, sagte Martin Schilling, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Rhein-Sieg mit Sitz in Siegburg.

Allein im Einzelhandel, dem die Konkurrenz im Internet zu schaffen macht, beobachten die Finanzexperten eine geringe Bereitschaft zu Investitionen. Insgesamt geht es den Bankkunden finanziell so gut, dass die genossenschaftlichen Institute nach eigenen Angaben „kaum nennenswerte Ausfälle“ bei den verliehenen Summen zu beklagen haben. Auch deshalb lasse sich „trotz chronischer Minizinsen und harter Regulierung im Bankgeschäft noch Geld verdienen“, so Pütz.

Rund 100 Stellen sollen nicht neu besetzt werden

Allerdings setzen auch die genossenschaftlichen Institute auf einen Sparkurs. Zwar ist die Zahl der Beschäftigten bei den fünf Banken mit 1700 im vergangenen Jahr konstant geblieben. Doch sollen künftig durch Fluktuation frei werdende Stellen weitgehend eingespart werden. Allein die Fusion der Volksbank Bonn/Rhein-Sieg mit der Kölner Bank hat dazu geführt, dass bis Ende 2021 rund 100 Stellen nicht neu besetzt werden sollen.

Die Zahl von 120 Filialen der Genossenschaftsbanken in Bonn, Köln und dem Rhein-Sieg-Kreis soll stabil bleiben, teilweise müssen sich die Kunden jedoch mit einem reduzierten Angebot in ihren Geschäftsstellen begnügen. „Die ganz überwiegende Mehrheit der Bankgeschäfte wird von unseren Kunden online abgewickelt“, sagt Pütz. Trotz des Onlinetrends schätzen die Bankkunden Bargeld. Die durchschnittliche Abhebesumme an den 269 Geldautomaten sei auf 199 Euro gestiegen, sagte Pütz. Neue Angebote, wie das Geldabheben beim Einkauf an der Supermarktkasse, hätten sich bisher nicht durchgesetzt.

Insgesamt ist die Bilanzsumme der fünf regionalen Genossenschaften auf 9,45 Milliarden Euro gestiegen, das sind 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf den Kundenkonten lag eine Summe von 7,42 Milliarden Euro in Form von Sicht-, Termin- oder Spareinlagen. Die niedrigen Zinsen führten zu steigender Nachfrage im Wertpapiergeschäft: Der Bestand der Genossenschaftskunden an Aktien und Fonds stieg 2017 um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf einen Wert von insgesamt 3,34 Milliarden Euro.

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