Tüftler aus Hennef Creapaper lässt aus Pappe Blumen wachsen

Hennef · Findige Geschäftsidee: Das Hennefer Unternehmen fügt Pflanzensamen in Werbe-Drucksachen ein und hält ein internationales Patent auf die Produktion von Papier aus Gras.

Nachtviole, Mittagsgold, Katzengras, Mammutbaum und Andenbeere: Im Besprechungsraum der Firma Creapaper hängen die Pflanzensamen ordentlich aufgereiht und gerahmt als Muster an der Wand. Eine Tür weiter in der Werkstatt werden sie zwischen zwei Papierschichten gelegt, verleimt und ausgeschnitten. Das Hennefer Unternehmen stellt bedruckte Papierprodukte mit Pflanzensamen her. Wer sie in der Erde vergräbt, kann sich später an Blumenwiese, Setzling oder Kräutergarten im Kleinformat erfreuen. Konzerne wie die Drogeriemarktkette dm oder der Autohersteller Volkswagen nutzen das Verfahren zum Beispiel auf Werbeflyern oder Postkarten.

„Wir sind die einzige Firma, die solche Produkte weltweit herstellt“, ist Creapaper-Geschäftsführer Uwe D´Agnone überzeugt. Die Geschäftsidee entwickelte der 53-jährige Unternehmer vor 18 Jahren. „Ich bekam eine Weihnachtskarte aus Neuseeland, bei der auf den Konturen eines Tannenbaums kleine Kugeln aufgeklebt waren“, erinnert er sich. „Wäre doch toll, wenn das echte Samen wären“, überlegte der gelernte Kaufmann und begann wenig später mit den ersten Experimenten.

Bis die Idee Früchte trug, dauerte es allerdings: Damit die empfindlichen Samen nicht zerstört würden, brauche man unter anderem ein speziell polsterndes Papier und einen unschädlichen Leim, sagt D´Agnone.

Heute floriert das Geschäft mit den grünen Drucksachen. Vor allem Aushilfen stanzen, kleben und perforieren je nach Kundenauftrag in den Hennefer Hallen, 13 Mitarbeiter sind fest bei Creapaer beschäftigt. Der Umsatz sei in diesem Jahr auf rund zwei Millionen Euro nach 1,4 Millionen 2015 kräftig gewachsen, sagt der Firmengründer.

Damit das Unternehmen weiter gedeiht, bringt D´Agnone jedes Jahr ein neues Produkt auf den Markt, etwa den „Blumenstrauß im Paket“, eine bunt verpackte Samenmischung auf Kokosfaser, die der Gelegenheitsgärtner mit Wasser zum Leben erwecken soll.

Die größten Hoffnungen setzt der Hennefer Tüftler jedoch auf seine neueste Entwicklung: Papier aus Gras. Vier Jahre habe er gebraucht, um die richtige Mischung zu entwickeln und später Investoren und Papierfabriken von seiner Idee zu überzeugen, sagt er.

Jetzt stehen fertige Produkte aus Graspapier vor ihm auf dem Tisch: Der Otto-Versand experimentiert mit Schuhkartons und Versandverpackungen aus dem neuen Material, Coca-Cola verpackt seine Biolimonade-Flaschen in Pappschachteln aus der Mischung von Gras und Zellstoff.

Die Vorteile liegen für den Hennefer auf der Hand: „Die Herstellung des Papierrohstoffs verursacht bis zu 75 Prozent weniger CO2 als die herkömmliche Fertigung aus Holz“, sagt er. Für das Graspapier lieferten Landwirte aus der Umgebung Heu, der Urwald bleibe verschont. „Im Gegensatz zu Recycling aus Altpapier besteht außerdem keine Gefahr, dass Mineralölbestandteile aus Farbresten von Lebensmittelverpackungen ins Essen wandern“, so der Unternehmer. Daher interessierten sich derzeit viele Lebensmittelhersteller für die grünlichen Pappschachteln aus Hennef.

Für D´Agnone ist das Graspapier möglicherweise die Idee, die dem Unternehmen internationale Perspektiven eröffnet. Creapaper habe viel Geld in den weltweiten Patentschutz seines Rohstoffs investiert. 15 000 Tonnen im Jahr will er künftig davon verkaufen und einen eigenen Standort zur Verarbeitung der Heulieferungen in der Region aufbauen. Ein privater Investor, der sich mit rund 40 Prozent am Unternehmen beteiligt habe, helfe dabei.

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