Kritik an mangelnder Transparenz Bonner Stadtwerke erhöhen Strompreis ab April

Bonn · Die SWB Energie und Wasser erhöht ab April den Strompreis. Zunächst waren die Kunden schriftlich darüber informiert worden. Einige kritisieren die mangelnde Transparenz der Stadtwerke.

Die Privathaushaltskunden der Stadtwerke Bonn (SWB Energie und Wasser) müssen ab April je nach Tarif zwischen 2,95 und 5,21 Prozent mehr für den Strom pro Jahr bezahlen. Das teilten die Stadtwerke am Montag auf Anfrage mit, nachdem die Kunden in der vergangenen Woche schriftlich über die Erhöhung ihres bisherigen Tarifs informiert worden waren.

Einige Leser des General-Anzeigers kritisierten die mangelnde Transparenz der Stadtwerke, die dem neuen Grund- und Verbrauchspreis nicht die alten Preise gegenüberstellten. Lediglich der monatliche Mehrpreis bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden wird in den Schreiben für die Haushalte angeführt. In dem Tarif Bonn-Home sind es demnach 3,19 Euro mehr pro Monat. Bonn-Naturstrom verteuert sich entsprechend um 1,59 Euro monatlich.

Verbraucherschützer fordern seit Jahren, dass die Stromversorger „auf einen Blick“ erkennbar machen sollten, wie sich der Preis verändert. „Fairness und Service erfordern das“, erklärte Energieexperte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW. Er räumte ein, dass wahrscheinlich nur Druck des Gesetzgebers dazu führen wird, dass Stromlieferanten transparenter werden.

Gestiegene Strombeschaffungskosten und Netzentgelte machen Tarife teurer

Die SWB begründen ihre Preiserhöhung mit gestiegenen Beschaffungskosten und Netzentgelten für Strom, nachdem diese eine Zeitlang gesunken waren. Daher habe man jetzt drei Jahre lang keine Preisänderungen gehabt. In dem Schreiben an die Kunden wird auch darauf hingewiesen, dass der Verbraucher bei Erhöhungen das Recht habe, den Vertrag zu kündigen. So können sie den Anbieter wechseln oder in einen günstigeren Tarif desselben Stromlieferanten wechseln. Auf den Internetseiten der Anbieter gibt es dafür Preisrechner, andernfalls stehen die Vergleichsportale im Internet wie Check24 und Verivox zur Verfügung.

„Der größte Hemmschuh für einen Wechsel ist, dass Kunden befürchten, im Dunkeln zu sitzen, wenn sie zu einem anderen Anbieter gehen“, berichtet Energiefachmann Daniel Friedheim von Check24. Diese Sorge sei aber grundlos, weil die Versorger gesetzliche Vorschriften befolgen müssten, die jedem Haushalt Strom garantierten.

Immer mehr Verbraucher wechseln den Anbieter

Offizielle Zahlen der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamts zeigen, dass Stromkunden inzwischen häufiger wechseln: 2016 waren es 3,6 Millionen Verbraucher, die den Strom von einem neuen Lieferanten bezogen (Wohnungsumzüge herausgerechnet), rund 2,4 Millionen wechselten beim selben Anbieter in einen neuen Tarif.

Laut Check24 beziehen noch rund ein Drittel der Kunden ihren Strom von einem Grundversorger. Als solcher gilt das Unternehmen, das meisten Kunden vor Ort mit Strom aus dem öffentlichen Netz versorgt. In Bonn sind das die SWB. Mit ihrer Preiserhöhung ab April gehören sie zur Minderheit der rund 180 Grundversorger, die in Deutschland bisher in diesem Jahr Preisänderungen vornehmen.

Wie die jüngste Auswertung von Check24 zeigt, haben bislang 97 Anbieter angekündigt, ihre Preise im Durchschnitt um 2,8 Prozent zu erhöhen, 83 Anbieter senken sie, und zwar im Schnitt um 2,4 Prozent. Die Preise sind berechnet worden für einen Vier-Personen-Haushalt, der 5000 Kilowattstunden im Jahr im Grundversorgungstarif verbraucht. Bei den SWB steigt dieser Preis um 2,95 Prozent ab April. Die höchste Steigerung gibt es für Haushalte mit 1500 Kilowattstunden im Verbrauch. Für SWB-Kunden in dieser Kategorie verteuert sich der Strom um 5,21 Prozent.

Bonner können zwischen mehreren Dutzend Stromanbietern wählen

Insgesamt gibt es bundesweit knapp 900 Stromgrundversorger. Aus wie vielen Stromanbietern Kunden wählen können, ist regional sehr unterschiedlich. In Bonn dürften es zwischen 30 und 40 Anbieter sein, schätzt Check24. Verbraucherschützer Sieverding warnt aber auch davor, auf Lockangebote hereinzufallen. Billigstanbieter brächten es fertig, in den Folgejahren mit Preiserhöhungen von bis zu 30 Prozent zu kommen.

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