Spielmesse in Köln Axel Voss stellt sich auf Gamescom seinen Kritikern

Köln · Der Bonner Europaabgeordnete Axel Voss (CDU) hat auf der Spielemesse Gamescom in Köln über Netzpolitik gesprochen. Die umstrittene EU-Urheberrechtsreform dominierte die Debatte.

Zu Gast beim Gamescom Congress: Axel Voss.

Zu Gast beim Gamescom Congress: Axel Voss.

Foto: dpa

Niemand steht so sehr für die diesjährige Reform des EU-Urheberrechts wie der Bonner Europaabgeordnete Axel Voss (CDU). In der emotionalen Debatte um Uploadfilter wurde der Chefunterhändler für Gegner der Reform sogar zum Feindbild. Auf dem "Gamescom Congress", einer Konferenz für die Potenziale von Videospielen in Gesellschaft und Wirtschaft, stellte sich der konservative Politiker am Mittwoch in Köln der Debatte um Netzpolitik.

Im einstündigen Panel "Don't kill the messenger - Netzpolitik und politische Kommunikation im Zeitalter von YouTube und Co" versuchte Moderator Daniel Finger daher betont diplomatisch zu bleiben. Er habe die Urheberrechtsreform selbst kritisiert, ebenso aber den unsachlichen Umgang mit Voss, sagte der Radioeins-Moderator. Die Urheberrechtsreform nahm den Großteil der Diskussion ein.

Die Stimmung im fast voll besetzten Saal blieb friedlich; auf Twitter geforderte Tomaten flogen nicht. Wenig überraschend: Der Kongress war nur für Messebesucher mit einem zusätzlichen Ticket zugänglich; Fragen konnten nur über ein Online-Tool gestellt werden. Fast hundert Menschen waren gekommen, um sich persönlich ein Bild von Axel Voss zu machen. Im Internet wurde das Gespräch live übertragen.

Er habe sich am Dienstag, dem Fachbesuchertag, drei Stunden lang unter die Leute gemischt, erzählte der Abgeordnete. "Bei vielen trat so ein Aha-Effekt ein, dass ich in Gesprächen gar nicht so unmenschlich scheine, wie ich gemacht wurde", sagte Voss. Finger fragte, ob er über die vielen Memes - kleine Bilderwitze im Internet -, die über ihn kursierten, lachen könne. "Manches ist sehr amüsant", antwortete Voss, anderes habe "in der Schlacht um das Urheberrecht" aber die Grenze überschritten.

Bombendrohung gegen Bonner Büro von Axel Voss

Er bedauere, dass die Debatte aus seiner Sicht schnell so emotional geworden war, dass eine sachliche Auseinandersetzung nicht mehr möglich war. Mit Beschimpfungen, Telefonanrufen rund um die Uhr, einer Bombendrohung und Hackversuchen habe sein Büro zu kämpfen gehabt. "Das bringt einen schon sehr zum Nachdenken, ob das, was man macht, richtig ist." Zugleich sprachen Voss und andere konservative Politiker von bezahlten Demonstranten. "Die bezahlten Demonstranten haben einen wahren Hintergrund", sagte Voss am Mittwoch, ohne Näheres zu erklären. Für seinen Vorschlag, Politiker sollten regelmäßig Kritikfähigkeitslehrgänge besuchen, erntete Finger Applaus.

Es sei "schmerzlich gewesen", dass das "Märchen der Uploadfilter" weitergeführt wurde, obwohl die EU den Text der Richtlinie zweimal angepasst hätte. Zwar werden Uploadfilter darin nicht explizit erwähnt, Kritiker befürchten aber, dass Plattformen wie Youtube keine andere Wahl bleibt, um Urheberrechtsverstöße großflächig zu verhindern. "Ich bin auch gegen Uploadfilter, das wird mir nur keiner glauben", sagte Voss. Die verabschiedete Richtlinie schlösse sie sogar aus, urteilte der Rechtsanwalt. Grundsätzlich stimmte er zu, dass nicht alle Gesetze aus der analogen Welt eins zu eins in der digitalen umgesetzt werden können.

Bei der Gamescom stand am Mittwoch der erste Publikumstag auf dem Programm.

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