Auto-Professor geht in die Schweiz Ferdinand Dudenhöffer ist von NRW enttäuscht

Duisburg · Der Wissenschaftler wird in den Ruhestand versetzt. An seiner Universität Duisburg-Essen sieht er sich zu wenig gewürdigt. Das sagt er dazu.

 Ein Elektroauto wird am an einer Stromtankstelle von Autospezialist Ferdinand Dudenhöffer aufgeladen.

Ein Elektroauto wird am an einer Stromtankstelle von Autospezialist Ferdinand Dudenhöffer aufgeladen.

Foto: picture alliance/dpa/Roland Weihrauch

Wenn Volkswagen im Diesel-Skandal versinkt, chinesische Investoren beim Daimler-Konzern einsteigen oder Tesla die deutschen Platzhirsche mit seinen Elektroautos das Fürchten lehrt, wählen die meisten Journalisten früher oder später eine Nummer. Seine Nummer. „Dudenhöffer“, meldet sich der Professor dann mit einem Zungenschlag, der auch nach Jahren in NRW noch die süddeutsche Herkunft verrät.

Ferdinand Dudenhöffer ist wahrscheinlich der berühmteste Auto-Experte der Republik, nie um eine pointierte Analyse verlegen und stets mit Zahlen bei der Hand, um dieses oder jenes zu belegen. Mit seinem Car-Symposium lockt er Jahr für Jahr Top-Leute aus der Auto-Industrie nach NRW, am Mittwoch wird in Bochum unter anderem BMW-Chef Oliver Zipse erwartet. Für die Universität Duisburg-Essen, an der Dudenhöffer lehrt, ist er ein Glücksfall. Es gibt nur ein Problem: das Alter.

Angebot einer Seniorprofessur

Dudenhöffer ist inzwischen 68 Jahre alt. Ende Februar wird er in den Ruhestand versetzt, obwohl er nach eigener Aussage gerne weitergemacht hätte. Die Uni bot ihm zwar eine sogenannte Seniorprofessur an, dennoch ist Dudenhöffer offenbar tief enttäuscht von der Hochschule. Es habe mehr als ein Jahr gedauert, bis er das Angebot (für das es üblicherweise kein Gehalt gibt) bekommen hätte, sagt der Auto-Experte. Der Austausch lief laut Dudenhöffer ausschließlich per E-Mail.

„Es ist sehr schwer, als Hochschullehrer und Wissenschaftler an staatlichen Universitäten wie der Universität Duisburg-Essen auch nach der Altersgrenze noch wirken zu können“, sagt Dudenhöffer, der nach einigen Verhandlungen nach eigenen Angaben ein Salär von 750 bis 1000 Euro in Aussicht gestellt bekam: „750 Euro Monatslohn für eine richtige Arbeit wirkt eher befremdlich, um nicht zu sagen wie ein unmoralisches Angebot“, sagt Dudenhöffer: „Die Zahl zeigt, wie gering der Wert meiner Arbeiten, Publikationen, Kongresse von der Universitätsleitung eingeschätzt wird.“

An der Universität sieht man das natürlich völlig anders. Die Hochschule bestätigt, dass Dudenhöffer ab März eine Seniorprofessur erhalten werde. Dabei handele es sich um einen Ehrentitel, den die Universität nur in Ausnahmefällen vergebe, damit herausragende Wissenschaftler ihre wissenschaftliche Arbeit an der Universität fortsetzen könnten.

Auto-Kongresse künftig unter Absender Uni St. Gallen

Dudenhöffer hat das Angebot zwar angenommen – setzt seine berufliche Karriere aber künftig in der Schweiz fort. An der Universität St. Gallen wird Dudenhöffer nach Informationen unserer Redaktion Mitglied und Wissenschaftler am Institut für Customer Insight (ICI-HSG). Gleichzeitig verliert NRW damit voraussichtlich auch die wichtigste Automobil-Veranstaltung des Landes.

„Die von mir geleiteten und veranstalteten Kongresse – wie das Car-Symposium und das Chinese Car-Symposium – werden zukünftig unter dem Absender Universität St. Gallen durchgeführt“, sagt Dudenhöffer. Ob das Car-Symposium auch in Zukunft in Bochum stattfinden wird, ist offen. Für NRW wäre der Verlust der Veranstaltung bitter, immerhin dürften allein in diesem Jahr wieder knapp 1000 Teilnehmer Dudenhöffers Einladung folgen.

Und auch die chinesische Variante der Veranstaltung hat sich in den vergangenen fünf Jahren etabliert. In diesem Jahr werden unter anderem VW-Chef Herbert Diess und Daimler-Chef Ola Källenius erwartet. Die Veranstaltung werde, so Dudenhöffer, im April in Peking stattfinden – sofern der Corona-Virus bis dahin bekämpft sei.

Neue Zeitrechnung

In Bochum hat dann bereits eine neue Zeitrechnung begonnen. Nachdem Dudenhöffer rund zwölf Jahre lang den Lehrstuhl für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft inne hatte, wird dieser in Zukunft neu ausgerichtet. Ellen Enkel werde „zum 1. März 2020 die Professur für ,Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Mobilität’ antreten“, teilte die Universität mit: „Das heißt, die Professur wird insbesondere, aber nicht nur, den Bereich Automobil beinhalten.“ Man freue sich, eine renommierte Wissenschaftlerin mit internationalen Erfahrungen im Forschungsfeld Mobilität und im Bereich der digitalen Transformation gewonnen zu haben.

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