Folgen der Corona-Krise Es gibt weltweit Lieferengpässe beim Goldhandel

Frankfurt · Die Goldraffinerien in der Schweiz wurden vorübergehend stillgelegt. Der Preis für Edelmetalle könnte somit steigen.

 Wegen der Corona-Krise gibt es Lieferschwierigkeiten beim Gold.

Wegen der Corona-Krise gibt es Lieferschwierigkeiten beim Gold.

Foto: dpa/Arne Dedert

Gold gilt als sicherer Hafen. Doch wer in diesen Tagen Goldmünzen wie Krüger Rand, American Eagle oder Maple Leaf kaufen möchte oder gar einen Goldbarren, der tut sich schwer. Denn die Goldhändler-Geschäfte sind geschlossen. Auch online ist es schwierig, denn die entsprechenden Online-Läden haben ihren Verkauf ebenfalls eingeschränkt oder zwischenzeitlich sogar eingestellt. Der Grund: Es gibt Lieferschwierigkeiten.

Da sind zum einen die Goldraffinerien. Drei der vier weltgrößten befinden sich im schweizerischen Tessin. Die Kantonsregierung aber hat wegen der Corona-Krise die Industriebetriebe, also auch die Goldraffinerien, vorübergehend stillgelegt. Und sie sind nicht die einzigen: Auch die staatlichen Münzprägehersteller in Südafrika, Kanada oder Australien sind geschlossen. „Der Nachschub fehlt“, erklärt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Edelmetallexperte beim Beratungshaus Fragold. Das, was noch da sei, werde zum Teil mit einem Aufschlag von zehn bis 15 Prozent verkauft. Das werde sich wieder normalisieren, sobald die Scheideanstalten wieder Barren produzieren und sobald wieder Münzen aus den staatlichen Münzprägeanstalten nach Deutschland geliefert würden. Das aber dürfte noch dauern. Wrzesniok-Roßbach rechnet mit vier Wochen bei Barren und sogar mit sechs bis acht Wochen bei Münzen, bis sich die Situation normalisiere.

Preise für Gold könnten erheblich steigen

Bis dahin aber könnte Gold erheblich im Preis steigen. Der deutliche Anstieg lag auch an Lieferschwierigkeiten bestimmter Goldbarren an der New Yorker Rohstoffbörse für neue Termingeschäfte, mit denen diese hinterlegt werden. „Deswegen haben sich die institutionellen Anleger sozusagen auf jedes bisschen Gold gestürzt, was noch verfügbar war“, erklärt Goldexperte Wrzesniok-Roßbach.

Inzwischen habe die Börse da die Regeln geändert, der Druck etwas nachgelassen. Der Preis ist deshalb in den vergangenen Tagen wieder etwas gesunken. Doch das dürfte nur von kurzer Dauer sein. Denn unabhängig von den Lieferengpässen dürfte es in den nächsten Wochen einen Run aufs Gold geben, glauben Experten. So hatte in diesen Tagen auch die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs geraten, jetzt sei die Zeit, Gold zu kaufen. Denn die Nachfrage steigt vor allem wegen der Hilfsmaßnahmen der Staaten und der Notenbanken, die diese zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise aufgelegt hätten. Die spülten viel Geld in die Finanzmärkte, meint Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Das könnte langfristig den Wert der Währungen unterminieren: „Deswegen flüchten viele Anleger aktuell in den sicheren Hafen Gold, zumal ja auch die Aktienmärkte zuletzt sehr stark unter Druck standen, und Gold war tatsächlich so eine Art Fels in der Brandung.“

Wie aber investieren, wenn man nicht an Münzen oder an Goldbarren kommt? Anleger könnten in Indexfonds, in Gold-ETFs, investieren, die die Ent­wick­lung ei­nes Gold-Index widerspiegeln. Sie gelten als Son­der­ver­mö­gen und sind vor Insolvenz geschützt. Auch Wertpapiere, die das Auf- und Ab des Goldpreises mitmachen, sind möglich. „Das ist eine kurzfristige Alternative, um einfach schon mal im Depot ein bisschen Gold zu haben“, meint Wrzesniok-Roßbach. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte man diese dann verkaufen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort