Deutsche Bahn Fast jeder vierte Zug im Fernverkehr verspätet

Berlin · Die Züge der Deutschen Bahn kommen noch nicht viel pünktlicher. Ob es mit der Mehrwertsteuersenkung noch zum Jahresende klappt, ist ungewiss.

  Nadelöhr in Köln:  Die Hohenzollernbrücke, die über den Rhein zum Hauptbahnhof führt.

Nadelöhr in Köln: Die Hohenzollernbrücke, die über den Rhein zum Hauptbahnhof führt.

Foto: picture alliance/dpa/Oliver Berg

Wenn Bahnvorstand Ronald Pofalla über die Sanierung des maroden Schienennetzes spricht, klingt es ein wenig nach Krieg. „Das ist ein Häuserkampf“, sagt er zum Beispiel, weil seine Leute auf dem Weg zu pünktlicheren Zügen über etliche kleine Widrigkeiten hinwegsetzen müssen. „Mobile Truppen“ rücken aus, um plötzliche eintretenden Hindernisse zu beseitigen. Auch die neu geschaffenen „Plankorridore“ klingen nach militärischer Logistik.

Dabei handelt es sich um besonders stark belastete Strecken wie zwischen Dortmund und Köln. Die werden besonders intensiv betreut, weil sich Verspätungen hier stark auf das gesamte Netz ausweiten. Ein kleiner Erfolg dieses Managements ist in diesem Jahr sichtbar. Es sei gelungen, dort in diesem Jahr 6 000 Verspätungen zu verhindern, berichtet Pofalla. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, wie der Manager weiß. Im Jahresdurchschnitt ist weiterhin fast jeder vierte Zug im Fernverkehr verspätet. Bei etwa 76 Prozent wird der Pünktlichkeitswert am Jahresende wohl liegen. Das selbst gesteckte Ziel der Bahn lag etwas höher.

Es ist nicht so, dass die Bahn sich nicht bemüht, besser zu werden. Es dauert halt nur sehr lange, bis die Kunden davon etwas mitbekommen. So wurde von der Bundesregierung im September die Senkung der Mehrwertsteuer auf Tickets für Fernfahrten beschlossen. Das bedeutet für die Reisenden, dass der Preis für ihre Fahrten um zehn Prozent billiger werden. Das sollte ab dem ersten Januar der Fall sein. Doch auch hier droht eine Verspätung. Die Länder im Bundesrat pokern um die Kostenverteilung des Klimapakets. Wenn sie sich mit der Bundesregierung nicht bis zum 20. Dezember einig werden, kann die Steuersenkung den Kunden nicht schon im Januar erfreuen. Immerhin: Die Senkung selbst ist nicht umstritten. In kleinen Schritten will die Bahn im kommenden Jahr weiter an ihrer Zuverlässigkeit arbeiten. Rund um Hamburg, wo etliche Verspätungen ihren Anfang nehmen, wird ein neuer Plankorridor eingerichtet. Gleiches geschieht zwischen Würzburg und Nürnberg. Auf der Strecke zwischen Fulda und Mannheim gibt es bereits so ein spezielles Management, das pro Korridor rund 20 Millionen Euro kostet. Am fehlendem Geld wird die Sanierung des Schienennetzes nicht scheitern. Allein in diesem Jahr konnte Pofalla elf Milliarden Euro für die Modernisierung von Brücken, Schienen und Weichen ausgeben. Allein 2,5 Millionen Schwellen und 3,5 Millionen Tonnen Schotter wurden ausgetauscht. Ein Ergebnis der Bauwut: Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember wird die grunderneuerte Strecke zwischen Hannover und Göttingen wieder für den Verkehr freigegeben.

Das bedeutet für die Reisenden eine Stunde Fahrzeit weniger auf Umleitungen. Auch hier gilt, dass die nächste Einschränkung schon absehbar ist. Denn das war nur der erste Bauabschnitt. Schließlich soll am Ende die Gesamtstrecke von mehr als 550 Kilometern bis nach Würzburg modernisiert werden.

Allein für die Instandhaltung des Schienennetzes macht der Bund in den kommenden zehn Jahren 84 Milliarden Euro locker. Diese Vereinbarung haben Regierung und Bahn an diesem Mittwoch unterzeichnet. Dazu kommen noch viele Milliarden aus anderen Töpfen. Laut Pofalla stehen bis 2030 wahrscheinlich 170 Milliarden Euro für den Aufbau eines modernen Schienensystems zur Verfügung.

Der Manager ist auch sicher, dass er das Geld ausgeben kann. In früheren Jahren blieb am Jahresende oft noch etwas übrig –  zum Beispiel, weil es an Bauingenieuren mangelte. Allein für die Bauplanung oder die Ausschreibung von Aufträgen wurden 4 500 neue Stellen eingerichtet.

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