Milliardenverlust bei der Deutschen Bank 2019 hat der Konzern 5,7 Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet

Frankfurt am Main · 2019 hat die Deutsche Bank 5,7 Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet. Konzernchef Christian Sewing schaut optimistisch und mit neuer Strategie in die Zukunft.

 Zeigt sich zuversichtlich: Konzernchef Christian Sewing.

Zeigt sich zuversichtlich: Konzernchef Christian Sewing.

Foto: dpa/Arne Dedert

5,7 Milliarden Euro Verlust hat die Deutsche Bank 2019 erwirtschaftet. Mit 5 Milliarden Euro hatten Beobachter gerechnet. Dennoch schaut der Vorstand lieber nach vorn: Man habe alle Ziele für 2019 erreicht und sei auf einem guten Weg, versicherte Konzernchef Christian Sewing gestern. Der Verlust sei vor allem deshalb so hoch, weil man einen großen Teil, nämlich 70 Prozent der erwarteten Restrukturierungskosten, schon verbucht habe.

Es ist schon das fünfte Verlustjahr in Folge für die Deutsche Bank. Seit 2015 hat sie damit insgesamt 15 Milliarden Euro Gesamtverluste erlitten. 2018 hat das Geldhaus auf Basis des neuen Zuschnitts nachträglich zu einem Verlustjahr (-52 Millionen Euro) erklärt, weil man ansonsten die Ergebnisse nicht vergleichen könne. Die Bank hat etwa den Aktienhandel eingestellt und Sparten verkauft, nachdem Sewing im Juli einen weitreichenden Umbau angekündigt hatte.

Dazu wurden nicht mehr benötigte oder ertragsschwache Papiere in eine interne „Bad Bank“ ausgelagert, in der „Kernbank“ verbleiben das Privatkundengeschäft, die Vermögensverwaltung (DWS), die Unternehmensbank und die geschrumpfte Investmentbank. Auch die Zahl der Vollzeitstellen soll bis 2022 weltweit um 18 000 auf dann 74 000 sinken. 10 000 habe man schon abgebaut, davon allein 4100 im vergangenen Jahr. Ende 2019 zählte der Konzern noch 87 597 Vollzeitstellen. Wie viele davon bis 2022 in Deutschland abgebaut werden, das wollte Sewing nicht verraten – das wolle man mit den Arbeitnehmervertretern aushandeln.

2019 sei das Jahr der strategischen Weichenstellungen gewesen, sagte Sewing. Mit der neuen Strategie wolle man die Bank auf ihre Stärken ausrichten. Trotz der hohen Verluste reagierten Kunden, Mitarbeiter und Aufsichtsbehörden positiv. Dass die neue Geschäftspolitik auch am Markt ankommt, zeige sich auch an den Preisen für Kreditausfallversicherungen: die seien inzwischen nur noch halb so teuer wie zur Hauptversammlung im Mai. Auch an der Börse scheint man die Ergebnisse zu honorieren: Der Aktienkurs stieg am Nachmittag um 4,6 Prozent auf 8,34 Euro.

Nicht alle Beobachter konnte die Bank überzeugen. „Wenn man sogar in konjunkturell so guten Zeiten so hohe Verluste schreibt, was geschieht dann, wenn die Konjunktur kippt?“ zweifelt der unabhängige Analyst Dieter Hein. Denn üppig waren die Gewinne nicht: So fuhr die Kernbank 2019 einen Gewinn vor Steuern von 543 Millionen Euro ein, das vierte Quartal lief nicht gut, denn da schrieben die Privatkundenbank, die Unternehmensbank wie auch die Investmentbank einen Verlust vor Steuern.

Nur die DWS konnte ihre Erträge steigern. Die Privatkundenbank litt unter den negativen Zinsen, im Investmentbankgeschäft konnte man immerhin mehr Erträge verbuchen. Doch die Deutsche Bank lenkt den Blick lieber auf die bereinigten Zahlen. Dazu rechnet sie die Umbaukosten heraus, die Wertberichtigungen auf Geschäfts- und Firmenwerte, Aufwendungen für Restrukturierungen und Abfindungen und noch weitere Sondereffekte bei Erträgen. Danach ist der Gewinn vor Steuern in der Kernbank sogar um 7 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen. Wie nachhaltig das ist, das muss sich noch weisen, denn für 2020 strebt der Vorstand zwar einen Vorsteuergewinn an, er wollte aber noch keine Details nennen. Immerhin: Man sei mit Rückenwind in das Jahr gestartet, sagte Sewing.

Mit der Kostenreduzierung sei man im Plan, versicherte der Deutsche-Bank-Chef. Die Kosten stiegen 2019 zwar um sieben Prozent auf gut 25 Milliarden Euro, während die Erträge auf gut 23 Milliarden Euro gesunken sind. Das ist vor allem den Umbaukosten geschuldet, denn ohne diese beliefen sich die Kosten auf 21,5 Milliarden Euro, sagte Sewing. Sein Ziel: Sie sollen bis 2022 auf 17 Milliarden Euro sinken. Die Kosten in den Griff zu bekommen, das hatten Beobachter seit Jahren von der Bank gefordert. Sparen will man in allen Bereichen, in der IT jedoch sollen sie konstant bleiben. Sewing will Tempo machen beim Umbau: „Wenn wir die Disziplin verlieren, dann ist das ein Risiko für unsere Strategie“, mahnte er.

Neben der Kostensenkung will er im laufenden Jahr auch die Bilanz der internen Bad Bank weiter abbauen. Gleichzeitig wolle man wieder wachsen: „Wir wollen unsere Marktposition nicht mehr nur verteidigen. Wir wollen sie ausbauen, wir greifen an – und das nachhaltig“, versicherte er. Das aber nur dort, wo die Bank relevant und führend sei. Sie will sich zudem nachhaltiger aufstellen.

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