Diskussion um "Maria 2.0" Welche Rechte haben Frauen in der Kirche?

Bonn · Katholische Frauen fordern den Zugang zu allen Weiheämtern. Die entsprechende Initiative „Maria 2.0“ hat viel Zuspruch bekommen. Was steckt dahinter? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wortgottesdienste vorbereiten und halten, Kinder auf Kommunion und Firmung vorbereiten, aber auch Leitungsfunktionen in den Bistümern wahrnehmen. Frauen dürfen manches in der katholischen Kirche, aber nicht Diakonin oder gar Priesterin werden. „Maria 2.0“ will das ändern. Dazu Fragen und Antworten.

Was ist „Maria 2.0“? Was wollen die dahinter stehenden Frauen?

Unter Berufung auf die Gottesmutter haben fünf Frauen einer Münsteraner Pfarrei die Initiative gegründet. Sie wollen im Blick auf den Missbrauchsskandal für eine Erneuerung der Kirche und für veränderte Machtstrukturen kämpfen und sich nicht damit abfinden, dass Ämter in der katholischen Kirche nur Männern vorbehalten sind. Für diese Woche riefen sie zu Aktionen auf, zum Beispiel kein Gotteshaus zu betreten, keine ehrenamtlichen Dienste zu verrichten und stattdessen Gottesdienste vor den Kirchen zu organisieren. Sogar von Streiks ist die Rede.

Was hat sich inzwischen daraus entwickelt?

Eine bundesweite Protestwelle. So demonstrierten Hunderte Frauen vor dem Freiburger Münster. In anderen Bistümern legten Frauen ihre ehrenamtliche Mitarbeit in der Flüchtlingsarbeit oder als Lektorinnen nieder. In einigen Gemeinden blieben die Bibliothek und die Kleiderkammer geschlossen und der Seniorenkreis fiel aus.

Wie sieht es im Erzbistum Köln aus?

An den Tischen, auf denen Solidaritätsunterschriften für die Aktion gesammelt wurden, bildeten sich lange Schlangen. Wo es Priester erlaubten, erläuterten Frauen die Ziele von „Maria 2.0“, zum Teil sogar anstelle der Predigt. Der Diözesanvorstand der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) ruft ab nächster Woche zum Gebet auf: einmal im Monat an einem Montag vor Groß St. Martin in Köln. Ebenfalls in der nächsten Woche will die kfd im Erzbistum ein Papier beschließen, in dem sich der Verband unter anderem für das Weiheamt für Frauen ausspricht und fordert, dass Missbrauch seitens katholischer Priester auch vor weltlichen Gerichten verfolgt wird. „Wir können nicht länger schweigen“, sagt die Diözesanvorsitzende Elisabeth Bungartz aus Sankt Augustin. Ihre persönliche Meinung: „Ich möchte, dass Frauen und Männer in der Kirche gleich sind. Die Zeit ist reif. Die Bibel gibt es nicht her, dass nur Männer Priester sein dürfen.“

Was sagen die Bistümer dazu, speziell das Erzbistum Köln?

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki schweigt. Die Pressestelle des Erzbistums verweist auf eine Stellungnahme von Petra Dierkes, Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge: Die Aktion „Maria 2.0.“ zeige, „wie wichtig den Frauen die Kirche und das Evangelium sind. Keine Frage: Ohne Frauen würde in der Kirche vieles nicht laufen!“. Andere Bischöfe begrüßen die Aktion. Osnabrücks Oberhirte Franz-Josef Bode sagt: „Dahinter steckt eine ganz tiefe Verletzung, dass sie sich in der Kirche nicht so angenommen fühlen, wie es ihrem Einsatz entspricht.“ Der Trierer Bischof Stephan Ackermann übt Kritik: „Ich kann die Ungeduld vieler Frauen verstehen. Ich sage aber offen, dass ich diese Streikaktionen nicht für hilfreich halte.“ Die deutschen Bischöfe hätten sich zu einem „synodalen Weg“, also zu einem Dialog mit Laien und Experten auch über „Frauen und Amt“ bereiterklärt. „Das hat eine neue Qualität, dass wir in einer offenen Form so miteinander direkt sprechen.“ Dazu brauche man aber „auch vertrauensbildende Maßnahmen“. Ein Streik sei da eher kontraproduktiv. Ackermann zeigt sich offen für Frauen als Diakoninnen, sofern sich zeige, dass es in der frühen Geschichte der Kirche schon das Diakonat der Frau gegeben habe. Laut Papst Franziskus ist eine Expertenkommission in der Frage, ob Diakoninnen in der Urkirche auch sakramentale Ämter hatten, „ohne klares Ergebnis“ geblieben. Deswegen müsse dies weiter untersucht werden.

Hat sich die Deutsche Bischofskonferenz schon geäußert?

„Die deutschen Bischöfe verstehen die Unruhe“, sagt deren Sprecher Matthias Kopp. Änderungsbedarf werde auch im Vatikan gesehen. Reformen könne es aber nur „Stück für Stück“ geben. „Wir brauchen einen Dialog“, so Kopp. Streik sei nicht das richtige Mittel.

Gibt es inzwischen auch eine Gegenbewegung?

Im bayerischen Schongau formiert sich die Bewegung „Maria 1.0“. Die Lehrerin Johanna Stöhr sagt, man wolle Maria „nicht instrumentalisieren, um eigene Interessen durchzusetzen“. Sie verstehe, dass sich Frauen, gemessen an weltlichen Maßstäben, in der Kirche nicht gleichberechtigt fühlten. Die Kirche sei aber auch „kein Unternehmen, sondern der lebendige Leib Christi“. In diesem Leib habe jeder Mann und jede Frau eine von Gott zugewiesene Berufung.

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