Blutiges Spektakel kehrt zurück Tierschützer empört über Stierkampf auf Mallorca

Mallorca · Auf Mallorca sollen im August wieder Stierkämpfe stattfinden. Vier Toreros sollen insgesamt acht Stiere mit ihren Degen töten. Fans sind begeistert, Tierschützer sind empört und wollen vor der Arena demonstrieren.

Kampfeslustig und stolz schauen sie auf dem Ankündigungsplakat in die Runde. Jene vier Toreros, die am Abend des 9. August in Palmas Arena „Coliseo“ insgesamt acht Stiere mit ihren Degen töten sollen. Nach zwei Jahren Stierkampfverbot wird nun wieder Blut fließen in Palmas „Kolosseum“. Der Name dieses Stierkampfplatzes in Mallorcas Inselhauptstadt erinnert wohl nicht zufällig an das berühmte römische Amphitheater, in dem in der Antike grausame Gladiatorenkämpfe stattfanden.

Tierschützer sind empört und wollen vor der Arena demonstrieren. Doch die Stierkampffans feiern die Rückkehr der umstrittenen „fiesta“, wie das blutige Spektakel in Spanien genannt wird, als „Sieg der Freiheit“. Gegner und Befürworter der Stierkampftradition gerieten in den letzten Jahren in Spanien immer wieder aneinander. Beim letzten Stierkampf in Palma im Sommer 2017 mussten die Toreros von der Polizei zur Arena eskortiert werden, vor der rund einhundert Aktivisten die Stierkämpfer als „Mörder“ beschimpften.

Tierschutzgesetz wurde 2018 annulliert

Dass dieses Spektakel nun wieder auf der Urlaubsinsel Mallorca stattfinden darf, haben die Toreros dem spanischen Verfassungsgericht zu verdanken. Die Richter annullierten Ende 2018 ein Tierschutzgesetz der Inselregierung, welches das Stiertöten untersagt hatte. Die Mitte-links-Regierung der Baleareninseln hatte 2017 beschlossen, nur noch einen entschärften Stierkampf zu dulden. Einer, bei dem die Tiere nicht durch Lanzenstiche gequält und anschließend per Degen getötet werden. Ein „Stierkampf light“ also, nach dem die Bullen wieder unversehrt auf die Weide zurück dürfen.

Doch Spaniens damalige Staatsregierung, die von dem konservativen Mariano Rajoy geführt wurde, sah durch das Verbot Spaniens historisches Kulturgut in Gefahr und klagte vor dem Verfassungsgericht. Rajoys Volkspartei hatte schon 2013 den Stierkampf, der in der Gesellschaft auf immer größeren Widerstand stößt, als „nationales Kulturerbe“ unter staatlichen Schutz gestellt. Deswegen urteilten die Verfassungsrichter, dass die Inselregierung mit dem Stierkampfverbot ihre Kompetenzen überschritten hatte, denn der Staat sei zuständig.

Schilder sollen vor Blutvergießen warnen

Die Verfassungsrichter kippten aber nur einige Paragraphen des balearischen Anti-Stierkampfgesetzes. Ein anderer Teil der Tierschutznormen gilt weiterhin und ermöglicht es der Balearenregierung, den Stierkampfveranstaltern Auflagen zu machen. Eine dieser Auflagen sieht vor, dass die Organisatoren im Innenraum wie an den Eingängen der Arena Schilder anbringen müssen mit der Warnung, dass bei diesen Kämpfen Blut fließen wird. Der gesetzliche Warnhinweis lautet: „Diese Veranstaltung kann die Gefühle der Zuschauer verletzten.“

Auch sind für Toreros Dopingkontrollen vorgeschrieben. Genauso wie die Stiere in Palma von Veterinären daraufhin untersucht werden müssen, ob ihnen Beruhigungsmittel verabreicht werden. Letzteres vor allem, um zu verhindern, dass die gefährlichen Kampfbullen unter Drogen gesetzt werden – eine Praxis, die offenbar in der Branche nicht unüblich ist. Zudem dürfen auf Mallorca keine Minderjährigen den Stierkampf besuchen und der Ausschank von Alkohol in der Arena ist verboten.

Zahl der Spektakel hatte abgenommen

Übrigens: Eine Massenveranstaltung ist der Stierkampf auf Mallorca schon länger nicht mehr. Die Zahl dieser Spektakel hat auf der Ferieninsel wie in ganz Spanien in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen. Beim letzten Stierkampf im Juli 2017 waren nur rund 500 Zuschauer ins „Coliseo“ in Palma gekommen, berichteten die Lokalzeitungen. Dabei passen rund 12.000 Menschen in dieses Stadion.

Doch nun im August, bei der Rückkehr des Stierkampfes in Palmas Arena, könnte es vielleicht doch etwas voller werden. Denn der Veranstalter hat vier der berühmtesten Toreros des Landes verpflichtet, darunter den legendären Matador „El Juli“ und den bekannten Stiertöter José María Manzanares, dessen Vater schon sein Geld in der Arena verdiente.

„Ich bin ein Tierliebhaber“, sagt Manzanares über sich selbst. Und er glaubt, dass sein Job dazu beitrage, die stolzen spanischen Stiere, die eigens für die Arena gezüchtet werden, für die Menschheit zu bewahren. „Ohne Stierkämpfe würden die Kampfstiere aussterben.“

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