Fragen und Antworten Wald in Flammen - Was Deutschland gegen Waldbrände tut

Potsdam/Berlin · Es ist ein Schreckensszenario. Ein Funke, kleine Flammen, schnell brennt ein ganzer Wald. Warum passiert das in manchen Gegenden Deutschlands öfter als in anderen? Was wird getan, um das zu verhindern - und: Reicht das aus?

 Rund 250 Feuerwehrleute haben am Freitag gegen den Waldbrand bei Potsdam weiter angekämpft.

Rund 250 Feuerwehrleute haben am Freitag gegen den Waldbrand bei Potsdam weiter angekämpft.

Foto: Christian Pörschmann

Es ist heiß und trocken - die Waldbrandgefahr steigt. In Schweden halfen deutsche Feuerwehrleute aus.

In Griechenland kamen viele Menschen ums leben. Nun zeigt ein Feuer bei Potsdam, wie schnell auch in Deutschland Bäume in Flammen stehen können. Das kommt gar nicht so selten vor: Fast 700 Waldbrände gab es pro Jahr im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Fragen und Antworten zu einem brenzligen Thema:

Ist das Waldbrandrisiko überall in Deutschland gleich hoch?

Nein, es gibt große Unterschiede. Regionen mit einer höheren Waldbrandgefahr sind Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, die Lüneburger Heide sowie Teile von Sachsen und Sachsen-Anhalt. Dazu passt die Verteilung der insgesamt 424 Waldbrände im Jahr 2017. Brandenburg lag mit 141 Bränden an der Spitze. In Hessen gab es 58 Waldbrände in Bayern 44.

Woran liegt das?

Nirgends in Deutschland gibt laut Potsdamer Forstministerium so viele Kiefern wie in Brandenburg - auf rund 70 Prozent der Waldfläche dort stehen Kiefern. Schon im 18. Jahrhundert war der Holzbedarf groß, weshalb die im Mittelalter noch vorherrschenden Eichen und Buchen durch die genügsamen und schnell wachsenden Kiefern ersetzt wurden. Das setzte auch die DDR fort. Diese Monokulturen auf oft sandigem Boden sind stärker waldbrandgefährdet als Laub- und Mischwälder. Zudem trocknet der aus Kiefernnadeln bestehende Boden schnell aus und kann ebenfalls brennen. Zusätzlich ist die durchschnittliche Regenmenge in Brandenburg deutlich geringer als etwa in Bayern.

Was macht Brandenburg gegen Waldbrände?

In Brandenburg gibt es flächendeckend ein Früherkennungssystem mit dem Namen "Fire Watch". Dazu wurden 108 Sensoren auf Türmen installiert, die jeweils bis zu 70 000 Hektar überwachen können. In sechs Waldbrandzentren werden die übertragenen Bilder ausgewertet. Damit sollen Waldbrände so früh wie möglich erkannt werden, damit sie noch bekämpft werden können, bevor sie große Flächen betreffen.

Welche Maßnahmen gibt es noch?

Allgemein legen Waldbesitzer in Deutschland Löschwasserteiche und "Waldbrandwundstreifen" an, die von leicht brennbarem Bodenbelag frei gehalten werden. "Waldbrandschutzstreifen" sind breiter, dort wird etwa leicht brennbares, abgestorbenes Holz regelmäßig entfernt. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung verweist darauf, dass auch ausgebaute Waldwege, Teiche und ein Umbau hin zu mehr Laub- und Mischwäldern nichts gegen extreme Trockenheit, Hitze und Fehlverhalten von Menschen helfen.

Reicht das aus?

Experten gehen davon aus, dass als Folge des Klimawandels Dürren und Hitzeperioden zunehmen werden - wie übrigens auch Stürme und andere extreme Wetterlagen. Daran muss der deutsche Wald noch stärker angepasst werden, zumal er als Folge des Wetters auch von Schädlingen stärker bedroht wird. "Um künftigen Schäden vorzubeugen, braucht Deutschland einen zügigen klimaresistenten Waldumbau mit klimatoleranten Mischwäldern aus überwiegend heimischen Baumarten", fordert das Umweltministerium - dafür gibt es auch Fördertöpfe. Die Grünen fordern zusätzlich auch eine bessere Ausrüstung mit Löschflugzeugen und länderübergreifende Katastrophenpläne.

Ist die Feuerwehr denn ausreichend gerüstet?

Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, sieht keine gravierenden Mängel bei der Brandbekämpfung, auch wenn es aus seiner Sicht etwas zu wenige Löschkapazitäten aus der Luft gibt. Große Bundeswehr-Hubschrauber könnten bis zu 5000 Liter Wasser tragen, kleinere Hubschrauber von der Bundespolizei 1500 bis 2000 Liter. Sie können bei größeren Waldbränden angefordert werden. Zudem kommen zum Beispiel in Brandenburg oftmals Löschpanzer zum Einsatz, die private Firmen bereitstellen. Hintergrund: Bei vielen Bränden können alte Munition und Blindgänger im Waldboden nicht ausgeschlossen werden. Die Wälder bei Feuer zu betreten, wäre deshalb zu gefährlich.

Wie schlimm sind Waldbrände?

Das kommt auf den Blickwinkel an. Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung entstand im Jahr 2017 durch Waldbrände ein finanzieller Schaden in Höhe von durchschnittlich 735 Euro je Hektar verbrannter Waldfläche, es verbrannten 395 Hektar - macht gut 290 000 Euro Schaden. Ein Waldbrand zerstört den Lebensraum für Pflanzen und Tiere, gefährdet den dauerhaften Bestand des Waldes aber Umweltschützern zufolge nicht: Die Brandfläche wird rasch wieder vom Wald eingenommen, Waldbesitzer unterstützen das durch Pflanzung oder andere Hilfen der Wiederbewaldung.

Was kann der Einzelne tun?

Die Verhaltensregeln sind klar, einige nennt etwa die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände: bei hoher Waldbrandgefahr kein offenes Feuer, Rauchverbot im Wald und keine brennenden Zigaretten aus Autos werfen. Nicht auf Waldflächen parken oder Waldwege befahren, denn durch die heißen Katalysatoren kann sich trockenes Unterholz leicht entzünden. Keinen Müll und keine Glasflaschen im Wald zurücklassen, denn Scherben können ein Feuer entzünden.

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