Studie zu Strafzöllen US-Zölle könnten Kosten für Autobauer verzehnfachen

München · Wie ein Damoklesschwert hängen die von US-Präsident Trump angedrohten Strafzölle für Autoimporte weiter über der Industrie. Auch das Vorsprechen der deutschen Manager im Weißen Haus brachte keine Klarheit. Wirtschaftsvertreter appellieren an die Politik.

 VW-Fahrzeuge werden im Hafen von Emden auf ein Autotransportschiff verladen.

VW-Fahrzeuge werden im Hafen von Emden auf ein Autotransportschiff verladen.

Foto: Jörg Sarbach

Die Gefahr von US-Strafzöllen für Autoimporte bereitet der deutschen Wirtschaft auch nach dem Treffen von Automanagern und US-Regierung weiter Sorgen.

Der Verband der Bayerischen Wirtschaft (vbw) warnte vor "äußerst schwerwiegenden" Belastungen, die weit über die betroffenen Unternehmen hinausgingen, falls die angedrohten Einfuhrzölle von bis zu 25 Prozent umgesetzt würden. Dann drohen den Autoherstellern Zollkosten von bis zu 5 Milliarden Euro im Jahr - zehn Mal so viel wie aktuell, wie die Beratungsfirma EY in einer Studie im Auftrag des vbw berechnete. Derzeit verlangen die Amerikaner 2,5 Prozent Zoll.

"Der Zollstreit zeigt, dass alle Beteiligten wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren müssen, um die bei unseren Unternehmen ausgelöste Unsicherheit schnellstmöglich zu beenden", sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem Treffen der Spitzenvertreter von Daimler, Volkswagen und BMW mit US-Präsident Donald Trump am Dienstag im Weißen Haus klangen die deutschen Manager zwar optimistisch. Aber vom Tisch sind die Strafzölle nicht, auch wenn die Konzerne hohe Investitionen in den USA angekündigt haben.

US-Handelsminister Wilbur Ross hatte am Dienstag das Ziel bekräftigt, das Handelsdefizit mit Deutschland bei Autos und Autoteilen zu senken. Trump, der seit Monaten als Reaktion auf den aus seiner Sicht unfairen Handel mit Sonderzöllen droht, hatte im Sommer zwar der EU-Kommission zugesichert, vorerst davon abzusehen. Doch zuletzt plädierte er - angesichts des Stellenabbaus beim US-Autobauer GM - erneut für Zölle von bis zu 25 Prozent auf Autos aus dem Ausland.

Sollte es dazu kommen, würde das der deutschen Wirtschaft um ein Vielfaches mehr schaden als die im Frühjahr verhängten Strafzölle auf Aluminium und Stahl, heißt es in der EY-Studie. Die jährlichen Zollkosten für den Export der Metalle in die USA seien zwar von 22 Millionen Euro auf ungefähr 400 Millionen Euro gestiegen. "Gesamtwirtschaftlich" hielte sich der Schaden aber vergleichsweise in Grenzen, urteilten die Wirtschaftsberater.

Anders sähe das aus, wenn die US-Regierung ihre Drohung wahr machte, die Importe von Autos und Fahrzeugteilen kräftiger zu besteuern. Diese machten 2017 rund ein Drittel aller deutschen Exporte in die USA aus. Bei Sätzen von 15 bis 25 Prozent auf die Einfuhr von Autos würden demnach Zollkosten in Höhe von 3 bis 5 Milliarden Euro entstehen - bis zu zehn Mal mehr als die rund 507 Millionen Euro, die 2017 bei deutschen Autoexporten in die USA anfielen. Dazu kämen Zollkosten von rund einer Milliarde Euro für Fahrzeugteile. Auch andere Studien zu den möglichen Auswirkungen, etwa des ifo-Instituts, waren früher zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

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