Hauptversammlung in Bonn Telekom will Funklöcher im Mobilfunk stopfen

Bonn · Bei der Hauptversammlung der Deutschen Telekom in Bonn geht es um den Ausbau des Mobilfunknetzes, die geplante Fusion in den USA und die künftige Dividendenpolitik. Telekom-Chef Timotheus Höttges kritisiert Behinderungen beim Ausbau der Infrastruktur.

Die Deutsche Telekom will Funklöcher im Mobilfunk stopfen. Das hat Telekom-Vorstandschef Timotheus Höttges den 2500 Aktionären auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Bonn versprochen, aber gleichzeitig auch vorgeführt, auf welche Probleme das Unternehmen dabei stößt.

Per Liveschaltung ging es nach Megesheim, einer Gemeinde mit knapp 900 Einwohnern im schwäbischen Landkreis Donau-Ries. Dort hat die Telekom einen neuen LTE-Mast in Betrieb genommen. Ein Jahr habe es gedauert, bis der Standort für den Antennenmast in Megesheim gefunden wurde. Eine Bürgerinitiative habe einen Standort mitten im Ort verhindert. Ein zweiter Wunschort scheiterte am Naturschutz. Die Deutsche Telekom hat derzeit rund 29.000 Antennenstandorte in Deutschland. „Wir wollen 2000 neue Antennen im Jahr bauen“, meinte Höttges. Aber die Genehmigungen dafür dauerten zwei Jahre. In keinem anderen Land brauche es so lange für die Genehmigung für den Bau eines Mobilfunkmastes wie in Deutschland. Und für den kommenden Mobilfunkstandard 5G würden noch viel mehr Masten gebraucht.

Bei der derzeit laufenden Versteigerung der 5G-Frequenzen sieht Höttges für sein Unternehmen kaum Nachteile für die Zukunft darin, dass neben den Netzbetreibern Vodafone und Telefonica der Telekommunikationsanbieter United Internet mitbietet. Bisher mietet United Internet Netzkapazitäten von Telefonica Deutschland und Vodafone, um Kunden eigene Tarife anzubieten.

„Telefonica würde die Auswirkungen am deutlichsten zu spüren bekommen“, schätzte Höttges die Folgen ein, wenn United Internet ein viertes Mobilfunknetz in Deutschland aufbauen würde. In Sachen 5G kritisierte Höttges, dass ein Viertel des zur Verfügung stehenden Frequenzspektrums nicht versteigert werde. „Es findet eine künstliche Verknappung öffentlicher Ressourcen statt. Das treibt womöglich den Preis in die Höhe. Am Ende fehlt das Geld für den Ausbau.“

Viele Aktionäre interessierten sich in ihren Fragen dafür, ob die geplante Fusion von T-Mobile US und Sprint im dritten Anlauf gelingen werde. Fondsmanager Thomas Deser von der Investmentgesellschaft Union Investment meinte, dass es aus Sicht des Kapitalmarkts ein Geschäft mit vielen Fragezeichen sei. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Deal zustande kommt, werde auf 50 Prozent geschätzt. T-Mobile US müsse außerdem den US-Konkurrenten samt Schulden übernehmen, und die Integrationskosten sind sehr hoch. Die Pläne müssen noch von der US-Telekommunikationsbehörde FCC und dem US-Justizministerium genehmigt werden. Es gibt auch politischen Widerstand.

Weniger Beschwerden beim Kundendienst

Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS nahm sich die Geschäftskundensäule T-Systems vor: „Nach zahlreichen Maßnahmen, Umstrukturierungen und Portfoliobereinigungen hoffen wir, dass auch das Sorgenkind T-Systems den Anschluss nicht verliert.“ Für 2019 erwarte er endlich die Trendwende bei der Gewinnentwicklung der Geschäftskundensäule. Höttges selbstkritisch: „Hier habe ich Fehler gemacht.“ Er habe den Markt zu optimistisch eingeschätzt. T-Systems schreibe unter dem Strich Verluste.

T-Systems beschäftigte auch Frederick Beckendorff von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Positiv sei der um 29,3 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro gesteigerte Auftragseingang. „In der Vergangenheit konnten derartige Auftragsgewinne oftmals nicht in entsprechende Umsätze und Erträge verwandelt werden“, meinte Beckendorff.

Höttges hob hervor, dass die Zahl der Beschwerden über den Kundenservice der Telekom im Jahresvergleich um 25 Prozent gesunken sei. 30 Prozent mehr Fälle könnten beim ersten Kontakt gelöst werden.

Mehr als die Dividende für 2018, die mit 70 Cent um 40 Prozent höher liegt als vor vier Jahren, beschäftigt die Aktionäre die künftige Dividendenpolitik. Ab 2019 soll sich die Dividende am bereinigten Gewinn je Aktie orientieren, für das die Telekom bis 2021 eine Steigerung auf rund 1,20 Euro prognostiziert. Der Effekt aus dem geplanten Zusammenschluss in den USA ist noch nicht berücksichtigt. Eine Herabstufung beim Kreditrating sei zu befürchten, meinte Deser. „Wir haben die Sorge, dass die Dividendenwachstumsstory der T-Aktie, die wir in den letzten Jahren gesehen haben, durch den Deal in den USA in Gefahr gerät.“ Allerdings hat die Telekom eine Sicherheitslinie eingezogen: Auf weniger als 50 Cent soll die Dividende durch die US-Belastung nicht sinken.

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