PSD-Vorstand im Interview Schließfächer und Beratung sind gefragt

Köln · PSD-Vorstand René Königshausen im Gespräch. Institut nutzt die Chancen der Digitalisierung

 René Königshausen rückt zum Vorstandschef der PSD-Bank Köln auf.

René Königshausen rückt zum Vorstandschef der PSD-Bank Köln auf.

Foto: psd

Sie haben gerade einen zweistelligen Millionenbetrag in die Modernisierung Ihrer Kölner Zentrale investiert und im vergangenen Jahr die Filiale in der Bonner Innenstadt neu aufgestellt. Ist der Erneuerungsprozess damit abgeschlossen?

René Königshausen: Nein, ein Prozess zur Modernisierung ist nie abgeschlossen. Die Digialisierung bringt gravierende Veränderungen für Banken, aber auch Möglichkeiten. Ich rechne damit, dass dadurch in den nächsten fünf Jahren mehr passiert als in den vergangenen 30. Wir beginnen im Juli zum Beispiel als eine der ersten Banken in Deutschland mit der Baufinanzierung im Internet: Dadurch können Kunden schon eine Finanzierungszusage erhalten, während sie sich eine Immobilie anschauen - auf dem Markt gibt es heutzutage ja regelrechte Bieterkämpfe, da muss man schnell sein. Dennoch wollen wir auch weiterhin vor Ort Anlaufstellen für unsere Kunden bieten und sichtbar sein. Deshalb sind wir in Bonn von der Bonngasse in ein völlig neu gestaltetes Beratungscenter in der Maximilianstraße gezogen.

Wie man hört, sind an beiden Standorten Schließfächer stark nachgefragt. Wie kommt das?

Königshausen: Wir haben in der Tat eine starke Nachfrage, deshalb haben wir mit unseren Umbauten in Köln 1400 und in Bonn 800 Schließfächer eingerichtet. In Köln haben wir allein in vier Wochen 500 Fächer vermarktet. Wir mussten sogar einen Schichtdienst einsetzen, um alle Schließfächer eröffnen zu können. Durch die verstärkte Aufklärung, insbesondere ,durch die Digitalisierung ist bei vielen Kunden das Sicherheitsbedürfnis gestiegen. Auch bei anderen, bankübergreifenden Themen, verspüren wir einen enormen Informationsbedarf. So ist die Resonanz auf unsere Veranstaltungen wie beispielsweise zum Thema „Erben und Vererben“ sehr groß.

Die klassische Beratung in den Filialen ist noch gefragt?

Königshausen: Wir können uns nicht beklagen, unsere Terminkalender sind gut ausgelastet. Die Präsenzberatung ist nach wie vor sehr wichtig, aber natürlich nutzen wir alle möglichen Vertriebskanäle. Im vergangenen Jahr wurden 1200 der 1800 Privatkredite online abgeschlossen und über 40 Prozent der Neukunden des letzten Jahres haben sich über Videolegitimation angemeldet.

Wie viele Neukunden waren das per Saldo? Und wie gewinnen Sie die?

Könighausen: Mit fast 4700 Neukunden sind wir netto um etwa 1300 Kunden auf insgesamt rund 96 000 gewachsen. Etwa 70 Prozent der Neukunden werden auch Mitglied. Damit konnten wir den demografischen Trend der Vorjahre stoppen. Dazu trägt auch der Ausbau unserer Verbindungen zu Key Account Kunden bei: Bedingt durch unsere Historie ergibt sich zwar immer noch eine starke Verbundenheit mit der Deutschen Post und der Deutschen Telekom, bei der wir einem eigenen Beratungscenter vertreten sind. Mittlerweile sind jedoch zwei weitere postunabhängige Key Accounts dazugekommen.

Sie setzten inzwischen verstärkt auf die Baufinanzierung?

Königshausen: Das Kreditgeschäft ist auf der Aktivseite unser wichtigstes Standbein. Wir haben insgesamt Kredite von 1,1 Milliarden Euro vergeben, der Großteil davon ist Baufinanzierung. Auf der Passivseite verdienen wir nichts mehr. Das frühere Geschäftsmodell Bank - ich gebe fünf Prozent für Spareinlagen heraus und bekomme bei Kreditzinsen sieben Prozent - funktioniert nicht mehr.

Wie gehen Sie mit der Niedrigzinsphase auf Dauer um? Erheben Sie Negativzinsen?

Königshausen: Nein. Und es wäre auch kein gutes Geschäftsmodell, wieder auf steigende Zinsen zu hoffen. Wir haben uns strategisch und organisatorisch schon seit Jahren neu aufgestellt, etwa indem wir uns kostengünstig über die die Ausgabe von Pfandbriefen refinanzieren. Auch haben wir uns für flache Hierarchien entschieden und fünf Prozent des Personals eingespart - indem wir bei Mitarbeitern, die in den Ruhestand gehen, Stellen nicht mehr nachbesetzt haben. Zudem haben wir unser Call Center, das zuvor ausgelagert war, wieder im Haus integriert. Diese Aufgaben übernehmen unsere Berater. Das spart Kosten und steigert zugleich die Qualität.

Fünf Prozent weniger Personal - das klingt viel, wenn man zugleich Aufgaben zurückholt.

Königshausen: Wir nutzen aktiv Chancen der Digitalisierung. So führen wir im dritten Quartal die automatische Datenverarbeitung ein. Die freigewordenen Mitarbeiterkapazitäten setzen wir im Sinne der Kundennähe vertriebsorientiert ein.

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