Bau der Hochmoselbrücke Wieder Sorge um die Standfestigkeit

ÜRZIG/TRIER · Einige Brückenpfeiler der rund 160 Meter hohen Hochmoselbrücke stehen bereits. Nicht zum ersten Mal werden Zweifel an der Sicherheit laut. Eine Initiative will das Projekt zu Fall bringen.

 Ein Pfeiler nach dem anderen wird für die Brücke gebaut: Auf der Trasse wurde, wie heute noch links und rechts, Weinbau betrieben.

Ein Pfeiler nach dem anderen wird für die Brücke gebaut: Auf der Trasse wurde, wie heute noch links und rechts, Weinbau betrieben.

Foto: dpa

Dazu hat die Bürgerinitiative Pro-Mosel am Montag bei der Staatsanwaltschaft Trier Strafanzeige gegen den Bau des Hochmoselübergangs eingereicht. Dabei präsentierte sie mit Dr. Dr. Rafig Azzam einen neuen Experten. Er ist Professor für Ingenieurgeologie und Hydrogeologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.

"Es ist meines Erachtens verantwortungslos, die Gründung einer Verkehrsbrücke dieses Ausmaßes auf schwebenden Pfählen in einem Kriechkörper unter dem hier beschriebenen Sicherheitskonzept durchzuführen", zitiert Pro-Mosel den renommierten Experten, der unter anderem auch als Gutachter der Staatsanwaltschaft im Verfahren zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs bekannt ist.

"Wir haben mehrere Fachleute angesprochen und man sagte uns, Professor Assam sei der Experte schlechthin", erläuterte Georg Laska, Vorsitzender der Bürgerinitiative Pro-Mosel, wie der Kontakt zu dem Ingenieurgeologen zustande kam. Und der bestätigte, was vor Jahresfrist schon der ob seiner Äußerungen bei der Landesregierung in Ungnade gefallene Chef des Landesamtes für Geologie und Bergbau, Harald Ehses, kritisiert hatte - nämlich, dass Gefahren für die Brückenpfeiler von einem Rutschhang auf der Eifelseite ausgehen könnten, wo nun die ersten Ausschachtungsarbeiten begonnen haben.

"Als Bürgerinitiative haben wir von Haus aus einen kritischen Blick auf die Vorgänge rund um den Hochmoselübergang", kommentierte Laska die Strafanzeige. "Der Baubeginn im rutschgefährdeten Ürziger Hang hat uns angesichts der bekannten Probleme alarmiert, so dass wir uns in der Pflicht sahen, etwas zu unternehmen." In der Anzeige werde unter anderem kritisiert: der "Baubeginn in einem gefährlichen, sich verformenden (kriechenden) Rutschhang ohne ausreichende Baugrunderkundung und fehlende Standsicherheitsnachweise" bis zur unzureichenden Berücksichtigung der Einflüsse von Hochwasserereignissen und Starkregenfällen auf die Standsicherheit.

Zu den Vorwürfen zitierte Pro-Mosel weitere Fachleute. Etwa Jean-Frank Wagner, Professor für Hydrogeologie an der Universität Trier, der die "große Gefahr" sieht, "diesen Hang aus seinem momentan labilen Gleichgewicht zu bringen" und dabei auf weitere, auch frühere Gutachten verwies: "All diese Ergebnisse zeigen, dass der Hang rutschgefährdet ist und jeder noch so kleine Eingriff wie Anschneiden des Hanges durch Zufahrtsstraßen oder Umlagerung von Bodenmassen ein Abgleiten auslösen kann."

Das rheinland-pfälzische Infrastrukturministerium bezeichnete die Zweifel an der Standsicherheit der Hochmoselbrücke als unbegründet. "Nach allen uns vorliegenden Studien und Expertisen besteht kein Zweifel daran, dass der Hochmoselübergang sicher errichtet wird", teilte ein Ministeriumssprecher mit. Welche Unterlagen Professor Azzam zur Begutachtung vorgelegen hätten, sei weder dem Ministerium noch dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) bekannt, ebenso wenig dessen konkrete Bewertung. Eine detaillierte Kommentierung sei somit unmöglich. Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) habe deshalb den LBM gebeten, mit Professor Azzam ein Fachgespräch zu führen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Aus dem Ressort