Betrugsverdacht bei Tests Wie laufen die Sprachprüfungen ab?

Siegburg · Eine Sprachschule in Siegburg soll Sprachtests gegen Bezahlung manipuliert haben. Wie läuft eine solche Prüfung des sogenannten Telc-Zertifikats ab? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

 Symbolbild.

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Foto: dpa/Armin Weigel

Eine Sprachschule in Siegburg steht im Verdacht, Sprachtests für Ausländer gegen Bares manipuliert zu haben und ihnen damit ohne vertiefte Deutschkenntnisse ermöglicht zu haben, ihre Aufenthaltsverlängerung oder Einbürgerung zu erreichen oder eine Studien- oder Arbeitserlaubnis zu bekommen. Die Sprachschule verleiht das sogenannte Telc-Zertifikat, „The european language certificat“.

Was ist das Telc-Zertifikat?

Die Telc gGmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt, die die Aufgaben der Sprachtests verfasst, korrigiert und bewertet. Prüfer und Sprachschulen werden nach einem Kriterienkatalog von der Telc zertifiziert.

Wo findet die Prüfung statt?

Je nachdem wie viele Schüler geprüft werden müssen, kann der gesamte Telc-Test in den Räumen der Siegburger Sprachschule stattfinden. Sind es mehr als 14, dann wird der schriftliche Teil in angemieteten Räumen des DRK-Ortsverbands Siegburg abgehalten.

Wie läuft die Sprachprüfung ab?

Die schriftliche Prüfung beginnt Vormittags und dauert zweieinhalb Stunden. Bis zu 16 Schüler sind dann mit zwei Prüfern im Raum und füllen die Fragebögen aus. Die beiden Prüfer sind Angestellte der Sprachschule, die im Besitz des Telc-Zertifikats sind, unter anderem der jetzt in Verdacht geratene Geschäftsführer der Schule. Am Nachmittag folgt der zweite Teil der Prüfung, der mündliche Abschnitt. Der findet in den Räumen der Schule statt. Jeweils zwei Schüler treffen auf zwei andere, externe zertifzierte Prüfer. Nach 20 Minuten stiller Vorbereitung folgt eine 20-minütige Prüfung der beiden Kandidaten.

Sind staatliche Prüfer anwesend?

Nein, die externen Prüfer sind zwar zertifiziert, aber nicht von einer staatlichen Stelle. In unregelmäßigen Abständen sind allerdings Prüfer der Telc vor Ort, die sich den Prüfungsablauf ansehen.

Wie verhindert die Telc mögliche Manipulationen?

Die Prüfungsaufgaben werden per Einschreiben zugeschickt und wechseln ständig. Allerdings sind an jedem Prüfungstag die Fragestellungen für alle Schüler gleich. Die Umschläge werden laut Schule erst ganz kurz vor der Prüfung geöffnet. Nach der mündlichen Prüfung werden die Ergebnisse vor Ort bewertet und dieses Schriftstück mit den schriftlichen Ergebnissen per Einschreiben zur Telc nach Frankfurt geschickt.

Wie geht es dann weiter?

Wenn der Schüler den Test besteht, schickt die Telc der Sprachschule das Zertifikat zurück, die es an den Kandidaten weiterleitet. Der kann es dann der Ausländerbehörde gemeinsam mit dem Antrag auf Aufenthaltserlaubnis einreichen.

Wie bewerten die Ausländerbehörden das Telc-Zertifikat?

Die Ausländerbehörden des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bonn akzeptieren das Telc-Zeugnis, wenn die Sprachschule vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF) zertifiziert wurde. Es gilt aktuell als Standard. Immer wieder komme es vor, dass Antragsteller mit gefälschten Zertifikaten ihr Glück versuchten. Das Zertifikat als solches wird nicht in Frage gestellt.

Schult das Institut in Siegburg nur Flüchtlinge?

Nein, es hat ein umfangreiches Sprachangebot mit einen Schwerpunkt auf Englisch und Französisch für EU-Bürger.

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