Imran Khan Wie der Ex-Kricketstar versucht, die Regierung zu stürzen

ISLAMABAD · Erst hagelte es Steine und fünf Schüsse, als Pakistans früherer Kricket-Star Imran Khan ausgerechnet in Gujranwala, einer Hochburg der regierenden Muslimliga (PMLN-N) von Premierminister Nawaz Sharif, zum Sturz der Regierung aufrief.

 Regierungsanhänger werfen Steine auf Gegner.

Regierungsanhänger werfen Steine auf Gegner.

Foto: ap

Dann verwandelte strömender Regen den mit Klimaanlage gekühlten Container, in dem der frühere Sportler den "Azadi-Marsch" (Freiheitsmarsch) auf die Hauptstadt Islamabad führt, in eine Arche Noah für Leute mit Rang und Namen unter den Demonstranten, so der lokal Journalist Iftikhar Firdous.

Eine Revolution ist gerade in Pakistan kein Zuckerschlecken. Das haben die radikalislamischen Talibanmilizen des Landes während der vergangenen Jahre mühsam lernen müssen. Am Freitag musste nun Imran Khan gemeinsam mit dem islamischen Kleriker Mohammed Tahir-ul-Qadri die Erfahrung machen, dass der Sturz einer Regierung kein Kinderspiel ist. Vier Anhänger wurden offenbar bei den Auseinandersetzungen mit Sharif-Sympathisanten leicht verletzt.

Dabei kann das Protestduo auf mächtige Verbündete setzen. "Die beiden genießen die Unterstützung der Militärs", sagt der Chefredakteur einer führenden englischsprachigen Tageszeitung des Landes. Nur ein gutes Jahr, nachdem erstmals in der turbulenten Geschichte Pakistans eine Regierung per Wahl die Macht von ebenfalls gewählten Vorgängern übernahm, teilen Premierminister Nawaz Sharif und Armeechef General Raheel Sharif, die nicht verwandt sind, nur noch den gemeinsamen Nachnamen. Die Militärs wollen den ungeliebten Regierungschef zwar noch nicht stürzen, sind aber entschlossen, der gewählten Regierung die Flügel zu stutzen.

Imran Khan entdeckte ein Jahr nach dem Urnengang, der von internationalen Beobachtern weitgehend als sauber akzeptiert wurde, plötzlich Wahlbetrug und rief zum Sturm auf Islamabad auf. Die Regierung verteidigt sich bislang mit Wällen aus leeren Containern. Ihre Gegner haben Kräne im Protestzug, um die riesigen Metallkisten beiseite zu räumen.

"Wir werden erst heimkehren, wenn die Regierung abgedankt hat", verkündet Khan. Die Generäle und Imran Khan nutzen geschickt die steigende Unzufriedenheit mit der Sharif-Regierung. Strom und Energie sind heute ebenso knapp wie unter der Vorgängerregierung. Selbst in Nobelvierteln von Islamabad müssen stundenlang Diesel-getriebene Generatoren laufen. Sharif strich im vergangenen Jahr zudem Subventionen. Der Schritt führte zu einer Verteuerung der Lebensmittelpreise.

Am kostspieligsten erwies sich freilich Sharifs Reinfall mit einem Wahlkampfversprechen. Er hatte Friedensgespräche mit den radikalislamischen Talibanmilizen angekündigt. Sie scheiterten und nach einem spektakulären Angriff auf den internationalen Flughafen von Karachi starteten die Streitkräfte eine Militäroffensive im unwegsamen Nordwaziristan.

Eine Folge: Die Sicherheitslage in den Städten verschlechterte sich. In der Wirtschaftsmetropole Karachi wird ein regelrechter Krieg gegen die Polizei geführt. In Islamabad bezogen gar die Streitkräfte Stellungen, um das Risiko von Attacken zu mindern.

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