Schulbeginn in Rheinland-Pfalz Weniger Unterrichtsausfall?

MAINZ · Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) geht für das neue Schuljahr von einer "guten Unterrichtsversorgung aus".

 In NRW geht die Schule wieder los. Estnischer Schüler wünscht sich weniger Sommerferien.

In NRW geht die Schule wieder los. Estnischer Schüler wünscht sich weniger Sommerferien.

Foto: dpa

Das sagte Ahnen bei ihrem traditionellen Schulbesuch zum Schulstart in der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Mainz-Bretzenheim.

Konkrete Zahlen zur Unterrichtsversorgung wird Ahnen zwar erst mit der Schulstatistik im Herbst vorlegen. Zum Schulstart sagte sie aber: "Mein Anspruch ist, dass weniger Unterricht ausfällt als im Vorjahr, und ich habe das Gefühl, dass wir das schaffen." 2013/2014 lag der Unterrichtsausfall im Schnitt bei 2,1 Prozent.

Von den Schulleitungen im Land habe sie bislang überwiegend positive Rückmeldungen zur Lehrerstellenbesetzung erhalten, so Ahnen. Roland Wollowski, seit diesem Schuljahr neuer Leiter der IGS Mainz-Bretzenheim und zuvor stellvertretender Leiter eines Mainzer Gymnasiums, bestätigte dies: "Die Unterrichtsplanung hat noch nie so früh festgestanden, wir wurden sehr früh und vergleichsweise gut mit Lehrern versorgt. Das kann ich sowohl für die Planungen an meiner alten Schule als auch für diese IGS sagen."

Neben der Unterrichtsversorgung steht vor allem das Thema Inklusion in diesem Schuljahr im Fokus. Mit der monatelang heftig und kontrovers diskutierten Änderung des Schulgesetzes haben Eltern in Rheinland-Pfalz seit 1. August das uneingeschränkte freie Schulwahlrecht für ein behindertes Kind. Sie können zwischen einer speziellen Förderschule und einer sogenannten Schwerpunktschule, die für den gemeinsamen inklusiven Unterricht von beeinträchtigten und nicht beeinträchtigten Kindern ausgestattet ist, wählen. Der Anteil der behinderten Kinder, die zum neuen Schuljahr eine Schwerpunktschule besuchen, ist laut Ahnen "moderat gestiegen".

500 Kinder wurden demnach neu an Schwerpunktschulen angemeldet. In diesem Schuljahr werden damit gut 4800 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf inklusiv an einer Regelschule unterrichtet (Schuljahr 2013/ 2014: knapp 4350). Das bedeutet einen Anstieg der Inklusionsquote von 27 auf 30 Prozent. Ahnens Fazit: "Inklusion ist ein Prozess. Die Eltern gehen sehr verantwortungsvoll mit ihrem Wahlrecht um." Langfristig rechnet die Ministerin mit einer Inklusionsquote von 40 Prozent.

An den 270 Schwerpunktschulen stehen zur Unterstützung des Kollegiums 710 Vollzeitstellen für Förderlehrer und pädagogische Fachkräfte zur Verfügung. Ahnen reagierte auch auf die Kritik der Lehrergewerkschaft GEW, normale Fachlehrer würden zunehmend als Förderlehrer eingestellt: "Dieser Anteil liegt bei fünf Prozent und ist zu vernachlässigen." Regional könne die Versorgung jedoch unterschiedlich sein: "Vor allem im Norden des Landes ist es schwerer, Förderschullehrer zu finden, obwohl wir in Trier und Neuwied entsprechende Studienseminare eingerichtet haben", bedauerte die Ministerin.

Weil der Schülerrückgang in diesem Jahr aufgrund von Zuwanderung nicht so hoch ausfällt wie zuvor angenommen, werden 250 Vollzeitlehrerstellen weniger gestrichen als geplant. Mehr als 1200 neue Lehrer (1100 Vollzeitstellen) wurden zum neuen Schuljahr eingestellt. Darin enthalten sind 200 Stellen für den Vertretungslehrerpool, der nun 500 Kräfte im Beamtenstatus umfasst und bis 2016 auf 1000 Stellen ausgebaut werden soll.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Bettina Dickes, wirft der Landesregierung "Inklusion mit der Brechstange" vor. Schwerpunktschulen würden nicht angemessen auf die steigende Zahl beeinträchtigter Kinder vorbereitet. Für inklusiven Unterricht "müssen neue personelle und bauliche Veränderungen erfüllt sein." Außerdem fordert die CDU ein "Sofortprogramm zur Stärkung der dualen Bildung".

Kommentar Seite 2

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