CSU-Klausur in Seeon Truppenplanung hinter Klostermauern

KLOSTER SEEON · Generalinspekteur Eberhard Zorn setzt bei der CSU-Klausur auf mehr Personal, mehr Gerät und mehr Geld. Bei Landesgruppenchef Alexander Dobrindt rennt er damit offene Türen ein.

 Treffen in Seeon: Eberhard Zorn (r.), Generalinspekteur der Bundeswehr, gibt während der Winterklausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag neben Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef, ein Statement vor der Presse ab.

Treffen in Seeon: Eberhard Zorn (r.), Generalinspekteur der Bundeswehr, gibt während der Winterklausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag neben Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef, ein Statement vor der Presse ab.

Foto: dpa

Es schneit seit Stunden, Minusgrade, Terrain für Gebirgsjäger. Und trotzdem ist das hier eine Mission in einem freundlichen Umfeld. Eberhard Zorn, seit neun Monaten Generalinspekteur der Bundeswehr, hört mit Freude, was ihm sein Gastgeber, CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, zur Begrüßung sagt: „Die CSU versteht sich als die Partei der Bundeswehr.“ Vom Kirchturm des Klosters Seeon dazu passend ein Gongschlag. Dobrindt bekennt sich explizit zum Zwei-Prozent-Ziel der Nato und lobt die „Investitionswende“, die die Bundesregierung, nach 25 Jahren Spar- und Schrumpfkurs als Folge des Endes des Kalten Krieges, inzwischen eingeleitet habe.

Zorn, ranghöchster deutscher Soldat, ist zum Jahresauftakt angetreten, um den 46 Abgeordneten der CSU-Landesgruppe ein Lagebild über den Zustand der deutschen Streitkräfte zu geben. Neuaufstellung der Truppe, Neuaufstellung der CSU – da gibt es durchaus Parallelen. Tatsächlich ächzt die Truppe unter der Last zahlreicher Auslandseinsätze bei gleichzeitig hohem Materialverschleiß. Auch aus diesem Grund hatte der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, darauf hingewiesen, dass nach seiner Einschätzung die Bundeswehr aktuell nicht gut gerüstet ist, die Speerspitze der Nato nun für ein Jahr zu führen. Denn: Es fehle bei Gerät und Ausrüstung an sehr vielem.

Generalinspekteur Zorn will nicht verhehlen, dass sich die deutsche Brigade zur Führung dieser sehr schnellen Eingreiftruppe der Nato sehr viel Gerät in der gesamten Bundeswehr habe borgen müssen. Zorn: „Wir haben uns für die Brigade zur Führung der Nato-Speerspitze selbstverständlich, das ist bekannt, das Material ausgeliehen – aus anderen Truppenteilen der Bundeswehr. Das heißt, diese Brigade ist voll führungsfähig, sie ist voll einsatzbereit, sie kann verlegt werden, auch im 360-Grad-Modus der Nato.“ Die Negativseite: Dieses Material fehle nun in anderen Truppenteilen. Auch aus diesem Grund fordert Wehrbeauftrager Bartels, die Bundeswehr insgesamt „wieder zu hundert Prozent“ auszustatten. Alle Verbände müssten wieder jenes Material haben, was sie auf dem Papier eigentlich im Bestand haben sollten.

Bei der CSU muss Generalinspekteur Zorn dafür nicht auf den Busch klopfen. Landesgruppenchef Dobrindt beteuert, seine Partei wolle deutlich mehr in die Ausrüstung der Bundeswehr investieren als dies in den vergangen Jahren der Fall gewesen sei. Bis zur Vollausstattung für die gesamte Truppe ist es aber noch ein weiter Weg. Demnach werden die neun Brigaden der Bundeswehr erst bis 2031 voll ausgestattet sein. Dieser Plan sei in Nato und EU abgestimmt. Die Bundeswehr sei aber in der Lage, die mit Beginn dieses Jahres übernommene Führungsrolle der Nato-Speerspitze auszufüllen. 2019 werde man bei Personal und Ausrüstung vorankommen, und ab Mitte des Jahres hoffentlich auch beim „Thema der Ersatzteilpakete“. Für Zorn muss das mehr als eine Fürbitte sein. Der Vier-Sterne-General darf hoffen – erst recht in einem Kloster.

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