Teemarkt Thomas Holz: "Die Ergebnisse überraschen uns nicht"

Meckenheim · Mit Thomas Holz, Geschäftsführer des Meckenheimer Teehändlers Tee Gschwendner, sprachen Nina Liesenfeld und Julian Stech.

 Teeprobe in Nepal: Thomas Holz bei seinen Lieferanten.

Teeprobe in Nepal: Thomas Holz bei seinen Lieferanten.

Foto: TGS

Wenn Sie die aktuelle Misereor-Studie zu den Zuständen auf Teeplantagen betrachten, schmeckt Ihnen der Tee da überhaupt noch?Thomas Holz: Unser Tee schmeckt mir auf jeden Fall immer. Zunächst einmal: Wir sprechen bei unseren Produzenten von Teegärten, nicht von Plantagen. Das Wort Plantage hat ja generell einen negativen Beigeschmack. Wir kaufen unsere Ware grundsätzlich nicht auf Auktionen und nutzen keine Agenten. Wir haben direkten Kontakt zum Produzenten und wissen, was der Kleinbauer vor Ort bekommt.

Sind Ihnen ähnliche Missstände schon einmal bei einem Ihrer Vertragshändler aufgefallen?
Holz: Nein, die Studie bezieht sich auf die Produktion von Massenware. Gute Ware wird generell "privat" gehandelt, also im direkten Kontakt mit den Teebauern. Wir verkaufen hochwertige Ware zu adäquaten Preisen. Die wird mit hohem Aufwand produziert und erlaubt viel höhere Erträge für die Menschen im Ursprung.

Wie können wir uns das konkret vorstellen?
Holz: Wir suchen unsere Partner selbst. Wir sind zum Beispiel seit einigen Jahren sehr aktiv in Nepal. Dort bekommen wir unseren Tee von einer Kooperative mit 300 Teebauern und ihren Familien, die jeweils eigene Teegärten haben. Die Zusammenarbeit haben wir über Jahre aufgebaut und besuchen die Bauern regelmäßig, auch mit unseren Franchisepartnern.

Welchen Einfluss haben Sie überhaupt auf den Markt und die Produktionsbedingungen?
Holz: Wir sind Marktführer im Facheinzelhandel in Deutschland und das bereits seit 30 Jahren. Im internationalen Vergleich sind wir aber klein. Weltweit werden pro Jahr 4,3 Millionen Tonnen Tee konsumiert, davon ganze 20 000 Tonnen in Deutschland. Unser Anteil beträgt weniger als 1000 Tonnen.

Damit liegen Sie gerade einmal im Promillebereich ...
Holz: Ja, aber der deutsche Markt ist speziell. Die Deutschen trinken nicht viel Tee, aber die Teetrinker sind bereit, für beste Qualität auch deutlich mehr zu bezahlen. Das ist weltweit einzigartig.

Das bedeutet noch nicht, dass das Geld auch bei den Teebauern und bei den Pflückerinnen ankommt ...
Holz: Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Partnern und haben 2010 eine Studie durchgeführt, um die Zustände in unseren Teegärten zu überprüfen. Die Pflücker in unseren Projekten erhalten ein Vielfaches im Vergleich zum Geschäft mit Massenware.

Haben Sie die Ergebnisse der Misereor-Studie überrascht?
Holz: Nein, dass es solche Zustände gibt, überrascht uns nicht. Aber wir sehen keine Möglichkeit der Einflussnahme, weil es hier nicht um unsere Produkte geht. Das ist ein völlig anderer Markt. Aufgrund unseres Sortimentes können wir mit diesen Produzenten keine Geschäfte machen und auch keinen Einfluss nehmen.

Auf dem Weltmarkt teilen sich drei Großkonzerne 80 Prozent des Teegeschäfts. Ist das der Grund für die schlechten Arbeitsbedingungen?
Holz: Das ist sicherlich ein Problem, aber es sind nicht nur die internationalen Importeure in der Verantwortung. Viel Tee wird auch vor Ort zu niedrigen Preisen an Kunden aus dem Inland verkauft. Und letztlich beeinflusst auch der Konsument über sein Kaufverhalten die Wertschöpfungskette.

Zur Person

Thomas Holz (57) arbeitet seit 1994 bei Tee Gschwendner, wo er als Teeverkoster startete. Zuvor war der gelernte Bankkaufmann viele Jahre bei einer Teehandelsfirma in der Hamburger Speicherstadt beschäftigt. "Mit Ende 20 hatte ich schon den größten Teil der Welt gesehen", sagt er rückblickend.

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