Kommentar zur Rede von Macron Taten statt Pomp

Meinung · Will Macron Modernität verkörpern, sollte er dennoch auf zu viel Pomp verzichten und vielmehr die hohen Erwartungen erfüllen, die er selbst geschürt hat, kommentiert GA-Korrespondent Birgit Holzer.

 Der französische Präsident Emmanuel Macron.

Der französische Präsident Emmanuel Macron.

Foto: dpa

Mit derselben hoheitlichen Feierlichkeit, mit der Emmanuel Macron am Abend seines Wahlsieges vor seine jubelnden Anhänger am beleuchteten Louvre trat, wandte er sich gestern in Versailles an den Kongress. Schon in früheren Interviews hat der Präsident erklärt, den Franzosen fehle eine monarchische Führungsfigur, auf die sie mit Stolz blicken können. Der Staatschef könne nicht „normal“ sein, so Macron – mit diesem Versprechen war sein Vorgänger François Hollande angetreten, dessen Fehler er nicht wiederholen will. Das ist nicht unklug.

Doch dieses betont weihevolle und machtbewusste Auftreten birgt Gefahren. Macron hatte versichert, er werde kein „Hyper-Präsident“ wie sein Vor-Vorgänger Nicolas Sarkozy, der alle Zuständigkeiten an sich riss und seinen Regierungschef zum „Mitarbeiter“ degradierte. Indem der Staatschef nur einen Tag vor der Regierungserklärung des Premiers den Kongress zusammentrommelte, bleibt aber der Eindruck, er wollte diesem bewusst zuvorkommen. Die Aufregung seiner Gegner, die von „Jupiter-Gehabe“ sprechen, ist allerdings übertrieben. Denn schon in der Vergangenheit wandten sich Präsidenten – früher in schriftlicher Form – ans Parlament, um ihre Linie zu erklären.

Will Macron Modernität verkörpern, sollte er dennoch auf zu viel Pomp verzichten und vielmehr die hohen Erwartungen erfüllen, die er selbst geschürt hat: eine faire und zugleich mutige Politik machen. Auf dass die Franzosen wirklich Grund bekommen, stolz zu ihm aufzublicken – dank seiner Taten und nicht nur wegen großer Worte.

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