Tag der Trauer nach Flut auf Sardinien

Cagliari · Nach den verheerenden Überschwemmungen auf Sardinien sind die ersten Opfer beigesetzt worden. In der am stärksten betroffenen Stadt Olbia auf der italienischen Insel wurden am Mittwoch bei einer bewegenden Trauerfeier 6 der insgesamt 16 Toten zu Grabe getragen.

 Auf der ganzen Insel Sardinien wurden heute Opfer der Überschwemmungen bestattet. Foto: Ciro Fusco

Auf der ganzen Insel Sardinien wurden heute Opfer der Überschwemmungen bestattet. Foto: Ciro Fusco

Foto: DPA

Darunter waren ein Vater und sein dreijähriger Sohn, die zusammen in den Fluten gestorben waren. Auch in dem Ort Uras wurde ein Opfer beigesetzt, eine 64 Jahre alte Frau. Der Präsident der Region Sardinien Ugo ordnete für Mittwoch und für Donnerstag Trauer an, Fahnen wehten auf Halbmast.

Zugleich gingen die Rettungs- und Aufräumarbeiten weiter. Hunderte Helfer waren im Einsatz. Bei dem Ort Onanì suchten sie den ganzen Mittwoch über verzweifelt weiter nach einem 61 Jahre alten Vermissten - Hunde, Taucher und Helikopter waren laut Ansa im Einsatz.

"Wir arbeiten an der Suche und versuchen denen zu helfen, die ihre Wohnung verloren haben oder die sich in Schwierigkeiten befinden", sagte der Chef des Zivilschutzes, Franco Gabrielli.

Nach ersten Schätzungen könnten allein die Rekonstruktionsarbeiten an den Straßen durch die nationale Betriebsgesellschaft Anas nach ersten Schätzungen bis zu 150 Millionen Euro betragen, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Mittwochabend berichtete. 20 Millionen hatte die Regierung als Soforthilfe für die Opfer bereitgestellt, Premier Enrico Letta sagte aber, das sei nur ein erster Schritt.

Viele haben alles verloren. Nicht nur private Wohnungen, sondern auch Unternehmen und die Landwirtschaft sind massiv betroffen. Felder wurden überschwemmt, Olivenhaine zerstört, Kühe und Schafe starben in den Fluten. Die Situation auf dem Land ist dramatisch", teilte der Landwirtschaftsverband Coldiretti mit. Allein der Stromversorger Enel schickte 650 Mitarbeiter, um die Versorgung wieder sicherzustellen.

Sintflutartige Regenfälle hatten am Montag die Insel ins Chaos gestürzt. Straßen wurden überschwemmt, Brücken weggerissen, Häuser überflutet. Zahlreiche Wohnungen wurden verwüstet. Hunderte verbrachen die Nacht in Notunterkünften - die Zahl derer, die keine Wohnung mehr haben, schwankt: Das Rote Kreuz sprach von 2300 Betroffenen, der Katastrophenschutz von mehr als 1700.

Zugleich geht die Debatte um mögliche Versäumnisse weiter. Der Direktor des Wetteronline-Portals www.iLMeteo.it, Antonio Sanò, sagte laut Ansa, die Überschwemmungen seien fünf Tage vorher angekündigt worden - das sei dank neuer Modelle möglich. "Das Extremereignis vom Montag war von Donnerstagnachmittag an ziemlich klar." Um die mangelhafte Weitergabe oder Umsetzung der Warnungen war Streit entbrannt.

Umweltminister Andrea Orlando forderte als Konsequenz aus der Katastrophe, es müsse rasch das Gesetz über den Flächenverbrauch gebilligt werden, das der Ministerrat im Juni auf den Weg gebracht hatte. Umweltschützer und Politiker hatten auch auf die Versiegelung des Bodens als Grund für schwere Hochwässer hingewiesen. Von Unwettern betroffen waren auch die Mitte und der Süden Italiens. Straßen wurden geflutet, starker Wind riss Bäume um. Fährverbindungen wie etwa nach Capri waren eingeschränkt.

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