Machtkampf in der CSU So will Seehofer seinen Erzrivalen Söder verhindern

Berlin · Der bayrische Finanzminister Markus Söder greift nach der Macht. Ministerpräsident Horst Seehofer versucht alles, um ihn als Nachfolger auszuschließen. So will er vorgehen.

 Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU).

Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU).

Foto: dpa

Vorhang auf, nächster Akt in dem melodramatischen Volksstück „Der Vorsitzende, die Macht und der Königsmord“. Ende offen. Der Abgang ist noch nicht geschrieben. Horst Seehofer will, er will nicht, dann will er wieder. Joachim Herrmann will, er will nicht, er will ein bisschen, aber erst einmal abwarten. Markus Söder – keine Frage – will, anderes ist zumindest von ihm, dem bayerischen Minister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, nicht bekannt. Söder will – und wie!

Noch 14 Tage bis zum CSU-Parteitag in Nürnberg, Söders Heimatstadt. Heimspiel für den „Club“-Fan Söder, Auswärtsspiel für den Ingolstädter Seehofer. Der CSU-Parteitag in der Messe Nürnberg droht zum Fiasko für die CSU zu werden. Der Machtkampf zwischen Seehofer und Söder, die sich seit Jahren innig und aus tiefster Überzeugung hassen, könnte die Partei vollends ins Chaos stürzen. Nach einer jüngsten Umfrage ist die CSU, die über Jahrzehnte an absolute Mehrheiten gewohnt war, inzwischen auf 37 Prozent gerutscht. Der Erdrutsch von 2008, als die CSU bei der Landtagswahl unter der Doppelspitze Günther Beckstein (Ministerpräsident) und Erwin Huber (CSU-Chef) auf 43,4 Prozent und somit den schlechtesten Stand seit mehr als 50 Jahren gefallen war, wäre aus heutiger Sicht schon ein kleines Königreich. Immerhin.

Wieder und wieder hat Seehofer, der über vier Wochen in Berlin in Jamaika-Sondierungen gefangen und absorbiert war, eine Regelung, einen „geordneten Übergang“ für seine Nachfolge angekündigt. Mehrmals hatte Seehofer verschoben und versuchte die Entscheidung aus der Landtagsfraktion, wo eine Mehrheit für seinen Rivalen Söder vermutet wird, in den CSU-Vorstand zu verlagern, wo Seehofer eine Mehrheit für sich erwarten kann. Dass CSU-Chef Seehofer seinen überehrgeizigen Finanzminister nicht für das Sondierungsteam für eine mögliche Jamaika-Koalition in Berlin nominierte, könnte sich inzwischen als Vorteil für Söder herausstellen. An Jamaika sind im Ergebnis, so sehen es ihre Kritiker, Seehofer und CDU-Chefin Merkel gescheitert.

Abstimmung als Stimmungsbarometer

Am Mittwochabend dann ein nächster Paukenschlag im Machtkampf zwischen Seehofer und Söder. Nach Medienberichten soll sich ein kleiner Führungskreis von Seehofer-getreuen, darunter Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, CSU-Vize Manfred Weber und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, darauf verständigt haben, den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann ins Rennen gegen Söder um eine Spitzenkandidatur für die Landtagswahl im September kommenden Jahres zu schicken. Das wäre ein Coup: Denn in der von Regionalproporz geprägten CSU stünden damit: Mittelfranke Herrmann gegen Mittelfranke Söder.

Doch Herrmann, den viele in der CSU für sein entschlossenes wie umsichtiges Agieren nach den Terroranschlägen von Würzburg und Ansbach sowie nach dem Amoklauf von München schätzen, machte einen Rückzieher, kaum waren die Meldungen über seine Kampfkandidatur in Umlauf. Wo Söder stets breitbeinig den Angriff sucht, ist Herrmann meist um Ausgleich bemüht. Zuspitzen gegen Parteifreunde ist eigentlich seine Sache nicht. Herrmann dimmte vor Mikrofonen dann die Erwartungen zunächst herunter: „Meine Linie ist und bleibt: Ich werde nichts sagen, bis Horst Seehofer sich erklärt hat. Das ist eine Frage des Respekts und des Anstandes.“ Sollte Herrmann tatsächlich antreten, dürfte dies der vermutlich letzte Versuch Seehofers sein, Söder als Ministerpräsidenten zu verhindern.

Die Abstimmung kommenden Montag in der CSU-Landtagsfraktion, die dafür eigens zu einer Sondersitzung zusammenkommt, kann als Stimmungsbarometer gewertet werden. Denn für die Abgeordneten geht es bei der Landtagswahl auch um Existenzen. Eine endgültige Entscheidung aber treffen erst die Delegierten des CSU-Parteitags. Showdown in Nürnberg ausgerechnet in der Zeit des Christkindlesmarktes. Besinnlichkeit wird dann kleingeschrieben.

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