Louise Eimermacher in Brüssel So erlebte eine junge Bonnerin das Wochenende der Terrorjagd

Brüssel · Es ist Samstagmorgen in Brüssel. Ein Samstag wie jeder andere, so hatte ich zunächst gedacht. Zwei Freundinnen aus Bonn waren über das Wochenende zu Besuch und ich wollte ihnen Brüssel zeigen. Noch freitags ging ich durch die Stadt, die gefüllt war mit Menschen. Eine Studentengruppe feierte die Gründung ihrer Vereinigung und zog verkleidet durch die Straßen von Brüssel.

 Die Bonnerin Louise Eimermacher, 21 Jahre alt, studiert Internationales Management in Nürnberg. Derzeit verbringt sie ein Auslandssemester an den United International Business Schools in Brüssel.

Die Bonnerin Louise Eimermacher, 21 Jahre alt, studiert Internationales Management in Nürnberg. Derzeit verbringt sie ein Auslandssemester an den United International Business Schools in Brüssel.

Doch dann am Samstagmorgen die Nachricht, dass für Brüssel die höchste Terrorstufe ausgesprochen ist. Davon spüre ich anfangs nichts. Auf dem Weg in die Stadt sehen wir trotz des schlechten Wetters und der Terrorwarnung viele Menschen auf den Straßen. Die Cafés sind gut gefüllt. Die Stimmung unter den Menschen ist auch gut. Auch wir verspüren keine Angst.

Doch am Museum am Place Royale angekommen, wird auch uns die erhöhte Terrorstufe plötzlich bewusst. Wir stehen vor verschlossener Tür. Nur ein Zettel hängt an der Tür: "Aus Sicherheitsgründen haben wir diesen Samstag geschlossen". Einer von vielen, wie ich kurze Zeit später feststellen musste.

Ausnahmezustand in Brüssel
21 Bilder

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Peu à peu schließen die Geschäfte. Auf der sonst so belebten Rue Neuve höre ich nur etwas Musik hinter den verschlossenen Türen der City 2 Mall. Auch ich bleibe nicht mehr lange in der Stadt, sondern gehe nach Hause.

Doch wie viele nicht aus Angst um meine eigene Sicherheit, sondern weil meine Tages- und auch Abendplanung nun nicht mehr realisierbar sind. Am Abend erhalte ich prompt die Benachrichtigung, dass die Veranstaltung, zu der ich eingeladen war, tatsächlich abgesagt wurde.

Die Menschen wollen sich nicht verstecken

Auch Sonntag sind Soldaten und Polizisten vermehrt zu sehen. Das Medienhaus der flämischen Gruppe Medialaan in Vilvoorde bei Brüssel wird wegen einer Bombendrohung geräumt. Alle Mitarbeiter müssen ihre Büros verlassen, Polizisten mit Spürhunden durchsuchen das Haus nach Sprengstoff.

Auf dem Weg in die Stadt laufe ich an einer Straßenkontrolle vorbei. Polizisten haben bei Botanique einen schwarzen VW Polo mit drei jungen Männern aus dem Verkehr gezogen. Doch das Leben in Brüssel geht weiter und die Menschen wollen sich nicht verstecken. Während ich über den Grand Place laufe, sehe ich schon wieder mehrere Touristengruppen, die sich munter die Stadt anschauen. Und ich frage mich dabei, wie lange dieser Ausnahmezustand in Brüssel weiter anhält.

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