Attraktion zu Cop 23 im Bonner WCCB Segelboot aus Fidschi in Bonn angekommen

Bonn · Am Mittwoch ist ein Doppelrumpf-Kanu von den Fidschi-Inseln, eine sogenannte Druadoch, in Bonn angelandet, obwohl die Bundeskunsthalle schon vor Jahren den Bau des Bootes für ein Ausstellungsprojekt in Auftrag gegeben hat.

Das traditionelle Segelboot aus Fidschi im Bonner WCCB.

Das traditionelle Segelboot aus Fidschi im Bonner WCCB.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Welt ist ein Dorf. Nur so kann es passieren, dass ein Doppelrumpf-Kanu von den Fidschi-Inseln, eine sogenannte Drua, am Mittwoch doch noch in Bonn angelandet, obwohl die Bundeskunsthalle schon vor Jahren den Bau des Bootes für ein Ausstellungsprojekt in Auftrag gegeben hat. Bisher war es nie zu sehen und jetzt gelangte es, ganz schiffsuntypisch, in einem DHL-Lastwagen ans Ziel.

Neuland und Heimkehr zugleich für ein Segelschiff in traditioneller Bauweise, das als zentrales Symbol für die Weltklimakonferenz COP 23 vom 6. bis 17. November in Bonn dient. Weil die Rückbesinnung auf die Windkraft Nachhaltigkeit bedeutet, weil die Geschichte des Holzgefährts Bonn und Fidschi verbindet, und weil der Bonner Konzern DHL als Logistikpartner der Konferenz das Boot aus Großbritannien so klimafreundlich wie möglich nach Bonn gebracht hat – in einem stromlinienförmigen Anhänger, der zehn Prozent Sprit weniger braucht.

„Die Welt sitzt in einem Boot“, kleidet Peniana Lalabalavu, Chefkoordinatorin der fidschianischen Präsidentschaft, das Sinnbild in Worte. Und dass es in diesem Boot ganz schön eng zu werden verspricht, hat weniger mit den mehr als 20.000 Menschen aus aller Welt zu tun, für die Bonn zwei Wochen lang den gastgebenden Inselstaat aus der Südsee vertritt. Sondern damit, dass es in Sachen Klimawandel ganz schön eng zu werden verspricht, was unter anderem Fidschi und seine Nachbarn hautnah zu spüren bekommen.

Segelboot aus Fidschi
8 Bilder

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Klimawandel im Pazifik geht weiter

Zum Beispiel, als im Februar 2016 der Zyklon „Winston“ mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 325 Kilometern in der Stunde über den Inselstaat fegte. Die Folge: 44 Tote, zerstörte Häuser und Ernten. Die Regierung erklärte in der Folge alle mehr als 300 Inseln für 30 Tage zum Katastrophengebiet. Auch wenn in diesem Jahr im Südpazifik Zyklone der Kategorie 5, der stärksten, die bisher auf Fidschi registriert wurde, ausgeblieben sind, bilde der Atlantik bisher in diesem Jahr das Epizentrum der Stürme, macht Nick Nuttall, Direktor im UN-Klimasekretariat in Bonn, die Dringlichkeit klar. Es traf die USA und die Karibik, nannte sich Hurrikan, nicht Zyklon oder Taifun.

Trotzdem geht der Klimawandel im Pazifik weiter, schmieden verzweifelte Nachbarn Umzugspläne, weil angesichts eines steigenden Meeresspiegels ihr Land stellenweise unbewohnbar wird oder ganz zu verschwinden droht. Zum Beispiel auf den Marshallinseln, einer mehr als 70.000 Bewohner zählenden Gruppe kleiner Atolle, die mit 181 Quadratkilometern zu den kleinsten Staaten der Erde zählen. Gerade mal zwei Meter über Normalnull liegen Teile der Inseln. Dort lassen Fluten die Küsten erodieren, versalzen das Grundwasser und vergiften das Ackerland. An manchen Stellen wachsen nicht mal mehr Kokospalmen.

Die Regierung Kiribatis, dessen Staatsgebiet sich über eine Vielzahl von Inseln Mikronesiens und Polynesiens erstreckt, zieht in Erwägung, mehrere Quadratkilometer Land auf einer der Fidschi-Inseln zu kaufen, um für eine Umsiedlung ihrer 115.000 Einwohner gewappnet zu sein. Allenfalls eine Zwischenstation, denn auch Fidschi verzeichnet seit 1993 einen jährlichen Anstieg des Meeresspiegels von sechs Millimetern pro Jahr, sterbende Korallenriffe, Veränderung der Ökosysteme. Zukunft ungewiss.

Klimaschutzbewegung ist unumkehrbar

Kein Wunder, dass gerade die Inselstaaten das Zwei-Grad-Ziel, auf das sich im Dezember 2010 194 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) verständigt hatten, für keineswegs ausreichend halten. Denn die größte Bedrohung betrifft ausgerechnet die, deren Heimatländer nicht zu den größten Verursachern von Treibhausgasen zählen. Ihre Regierungen fordern deshalb größere Anstrengungen, um die globale Erderwärmung bereits bei 1,5 Grad Celsius über dem Niveau vor dem Beginn der Industrialisierung zu stoppen. Das bisherige Entgegenkommen, klingt wenig vielversprechend: Im Pariser Übereinkommen von 2015 vereinbarten die Staaten der UNFCCC „Anstrengungen“ zu unternehmen, um diese Grenze einzuhalten.

Anstrengungen, die bisher nach Ansicht von Experten bei weitem nicht ausreichen. So stellte der Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, Christoph Bals, Deutschland soeben ein schlechtes Zeugnis aus und erwartet, dass von der Klimakonferenz Druck auf die Bundesregierung ausgeht. Dies sei notwendig, „damit Deutschland endlich auch in der Umsetzung der Klimapolitik wieder eine Führungsrolle einnimmt“, schreibt Bals in einem Beitrag für katholische Bistumszeitungen.

Dennoch hält UN-Mann Nuttall, von Berufs wegen optimistisch, die Klimaschutzbewegung für unumkehrbar, auch wenn er davon ausgeht, dass deren Geschwindigkeit nicht ausreicht. Schließlich bewege sie inzwischen nicht mehr nur Regierungen, sondern auch Unternehmen und Städte. Seine Rechnung: Wenn 1000 Unternehmen auf der Welt für zwölf Prozent der Treibhaus-Gase verantwortlich sind und 90 Prozent von ihnen klare Umweltziele verfolgen, dann passt das nach seiner Ansicht zum Pariser Abkommen.

Musik in den Ohren von DHL-Kommunikationschef Christof Ehrhart, denn das Bonner Unternehmen verpflichtete sich als erster Logistikkonzern 2008 auf ein Klimaziel, das vorsieht, bis 2050 alle Emissionen durch Transporte auf Null zu reduzieren. Dazu setzt DHL unter anderem auf selbstgebaute E-Lieferwagen, aber auch – wie beim Transport der Drua – auf die Kompensation entstandener CO2-Emissionen. In diesem Fall mit Solarkochern für Lesotho, die Holzfeuer ersetzen. Denn die Welt ist und bleibt ein Dorf.

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