Schlesier rufen zur Versöhnung mit Polen auf

Hannover · 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs hat der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Stephan Rauhut, zur Versöhnung mit Polen aufgerufen.

 Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Stephan Rauhut, spricht während des Deutschlandtreffens der Schlesier in Hannover. Foto: Peter Steffen

Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Stephan Rauhut, spricht während des Deutschlandtreffens der Schlesier in Hannover. Foto: Peter Steffen

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"Keiner vergisst das unsägliche Leid und die hohe Zahl der Opfer, die die Besetzung Polens durch das nationalsozialistische Deutschland über die polnische Bevölkerung brachte", sagte Rauhut beim Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover. "Und gerade deshalb reichen wir deutsche Heimatvertriebene unseren polnischen Nachbarn die Hände."

Nötig seien aber noch mehr Austausch und praktische Schritte, um ein gemeinsames Europa voranzubringen. "Die Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen durch uns und mit uns wird allen nutzen", sagte Rauhut vor mehreren tausend Teilnehmern des alle zwei Jahre organisierten Vertriebenentreffens. "Mehr wirtschaftlicher Austausch baut Vorurteile ab, schafft Arbeitsplätze beiderseits der Grenze, hilft das kulturelle Erbe zu erhalten und wird dauerhaft dazu beitragen, den Frieden in Europa zu sichern."

Nachdem es in zurückliegenden Jahren bei dem Vertriebenenverband immer wieder Ärger wegen antipolnischer Töne gegeben hatte, wurde mit der Wahl Rauhuts (40) an die Spitze vor zwei Jahren ein Generationen- und Kurswechsel eingeleitet. Dem neuen Bundesvorsitzenden geht es um einen zukunftsgewandten Blick des Verbandes, der deutschlandweit knapp 200 000 Mitglieder hat.

Dennoch verwies Rauhut in Hannover auch auf das Schicksal der mehr als 3,5 Millionen Schlesier, die nach dem Krieg ihre Heimat und ihr Eigentum aufgeben mussten. Hunderttausende seien während Flucht und Vertreibung ermordet oder erschlagen worden oder an Entkräftung gestorben. "Nicht durch Verschweigen oder politische Korrektheit - vielfach noch in vorauseilendem Gehorsam - wird der Rechtsbruch der Vertreibung aus der Welt geschaffen, sondern nur durch gemeinsame bilaterale, ehrliche Anstrengungen", sagte der Vorsitzende.

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