Fragen und Antworten Russland weicht in der Krim-Krise keinen Schritt zurück

MOSKAU · Russland scheut im Ukraine-Konflikt keine Konfrontation mit dem Westen und treibt die Operation "Russische Krim" voran. Aus Sicht vieler Russen tut Kremlchef Wladimir Putin genau das Richtige. Doch das Risiko bleibt hoch, das Vorgehen Moskaus wirft viele Fragen auf.

Wie reagiert Russland auf die Kritik und Strafmaßnahmen des Westens?

Bisher scheinbar unbeeindruckt. Allerdings spricht der russische Botschafter bei der EU in Brüssel, Wladimir Tschurkin, von einem "unannehmbaren" und "ungerechten" Vorgehen des Westens. Sollten echte Wirtschaftssanktionen drohen, will Russland reagieren und gegebenenfalls auch Einreiseverbote verhängen oder Eigentum von westlichen Unternehmen beschlagnahmen.

Warum geht Russland im Ukraine-Konflikt voll auf Konfrontation?

Der Kreml wirft dem Westen vor, den gewaltsamen Umsturz in der Ukraine mit allen Kräften unterstützt zu haben. Dadurch seien rechtsradikale und gewaltbereite Extremisten mit starker antirussischer Ideologie an die Macht gekommen. Moskau fordert eine Regierung der nationalen Einheit - also mit Beteiligung von Kräften aus den bevölkerungsreichen und russischsprachigen Regionen im Osten und Süden.

Der Westen erkennt die neue Kiewer Führung an - wer hat nun Recht?

Eine Legitimation der Machthaber in der Ukraine kann es nur durch eine Wahl geben. Darin sind sich der Westen und Russland im Grunde einig. Russland argumentiert, dass der Interimspräsident Alexander Turtschinow nicht gewählt sei. Laut ukrainischem Recht kann nur ein gewählter Präsident einen Regierungschef vorschlagen, über den dann das Parlament abstimmt. Deshalb halten auch viele Ukrainer Regierungschef Arseni Jazenjuk nicht für den rechtmäßigen Ministerpräsidenten. Dagegen beruft sich der Westen darauf, dass der gestürzte Präsident Viktor Janukowitsch geflohen sei und die neue Führung richtig vorgehe.

Warum ist Russland die Krim so wichtig?

Die Lage der Halbinsel am Schwarzen Meer ist geopolitisch aus Sicht auch von Militärstrategen ein wichtiges Gebiet. Die russische Schwarzmeerflotte ist dort seit mehr als 200 Jahren stationiert. Viel russisches Blut ist bei den Kämpfen geflossen. Deshalb ist das für die Russen auch emotional bedeutend. Dass der aus der Ukraine stammende Kremlchef Nikita Chruschtschow die Krim 1954 einfach seiner Heimat schenkte, empfinden viele Russen als ungerecht. Zudem will die Atommacht nicht zulassen, dass die Nato im Fall eines Beitritts der Ukraine einen Raketenabwehrschild, das Moskau gegen sich gerichtet sieht, direkt vor ihren Toren errichtet.

Wie weit dürfte Russland gehen in der Krim-Krise?

Der Kreml lässt keinen Zweifel daran, dass die Krim wieder russisch werden soll. Moskau ist bereit, die Halbinsel als Teilrepublik in die Russische Föderation aufzunehmen - gleichberechtigt und mit allen Rechten und Vollmachten. Kremlchef Wladimir Putin sagte unlängst, dass die Menschen auf der Krim ein demokratisches Recht auf Selbstbestimmung hätten. Die Bewohner seien, so Putin, nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch gegen die neue Führung in Kiew. Wenn der Westen die gewaltsame Machtergreifung dort erlaube, dann müsse das auch für die Krim gelten.

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