Asylbewerberheim in Neuss Platz für 500 weitere Flüchtlinge

DÜSSELDORF · NRW zieht Konsequenzen aus dem dramatischen Anstieg der Asylbewerberzahlen und will in Neuss eine dritte Aufnahmestelle für weitere 500 Flüchtlinge einrichten.

 Syrer sitzen in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Bewerber aus Bürgerkriegsregionen haben gute Chancen auf Asyl.

Syrer sitzen in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Bewerber aus Bürgerkriegsregionen haben gute Chancen auf Asyl.

Foto: dpa

Das NRW-Innenministerium ist zuversichtlich, in den nächsten Tagen einen Vertrag mit dem Orden der Alexianer über die Nutzung einer leer stehenden psychiatrischen Klinik abschließen zu können.

Hintergrund: Die Erstaufnahmeeinrichtungen in Bielefeld und Dortmund platzen aus allen Nähten. Im August kamen 1349 Asylbewerber nach NRW - im Mai lag die Zahl noch bei 869. Mit bundesweit 5239 Erstanträgen sind die Asylbewerberzahlen im August gegenüber dem Vorjahr um 30,1 Prozent gestiegen.

Derzeit kommen die meisten Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Irak, Serbien und Mazedonien nach NRW. Angesichts des Notstands in den Aufnahmeeinrichtungen drängt die Landesregierung den Bund, zusätzliches Personal für Anhörungen einzusetzen, um Asylverfahren zu beschleunigen.

Dortmund hatte vor Tagen einen Aufnahmestopp verhängt, weil die auf 350 Personen ausgelegte Anlaufstelle in der Spitze mit 880 Personen völlig überfüllt war. Auch die Ausweichstelle in Derne ist mit 300 Asylbewerbern voll ausgelastet.

Weil die geplante Anlaufstelle in Neuss ab Mitte 2014 anderweitig genutzt werden soll, läuft die Suche nach einer dauerhaften Anlaufstelle und weiteren Ausweichquartieren auf Hochtouren.

Derzeit gibt es in NRW 1500 Plätze für Asylbewerber: Neben den zwei Einrichtungen zur Erstaufnahme in Dortmund und Bielefeld gibt es zwei zentrale Unterbringungen in Hemer und Schöppingen, in denen Flüchtlinge maximal drei Monate bleiben können. Danach werden die Asylbewerber auf die Kommunen verteilt - dort drohen die nächsten Engpässe.

Der Flüchtlingsrat hatte einen Notstand in den Unterkünften beklagt. So könne die notwendige Betreuung und Beratung der Flüchtlinge nicht mehr sichergestellt werden. In Dortmund hatten zwei Fälle von Windpocken das Krisenmanagement zuletzt zusätzlich erschwert. Experten beklagen, dass der unvorhergesehene Flüchtlingsstrom die Aufnahmekapazitäten bundesweit überfordert.

Während Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Irak, Afghanistan und Syrien relativ gute Chancen auf Annahme des Asylantrags haben, begründen viele Bewerber aus Mazedonien ihre Einreise mit wirtschaftlicher Not. Diese Anträge haben deutlich geringere Aussichten auf Erfolg.

Der UN-Flüchtlingskommissar erwartet, dass in den nächsten Monaten vermehrt Flüchtlinge aus Nordafrika nach NRW kommen werden. Dafür sehen sich die Verantwortlichen derzeit nicht mehr gewappnet.

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