In Deutschland fehlen die Erzieher Personalmangel in NRW-Kitas ist besorgniserregnd

Düsseldorf · Der Personalmangel in Kindertagesstätten in NRW nimmt einer Umfrage zufolge dramatische Ausmaße an. Angebote für die Kinder werden einer Studie zufolge bereits eingeschränkt.

 Sollte auch ein Ort der Bildung sein: die Kindertagesstätte. Oft fehlt dafür die Zeit.

Sollte auch ein Ort der Bildung sein: die Kindertagesstätte. Oft fehlt dafür die Zeit.

Foto: dpa

In Nordrhein-Westfalen gaben rund 95 Prozent der in einer Umfrage befragten Kita-Leiter an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten mit zu wenig Personal arbeiten mussten, etwa weil sie offene Stellen nicht besetzen konnten. Im Bundesdurchschnitt waren es knapp 90 Prozent. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Pädagogengewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) unter Kita-Leitern hervor.

Deutlich mehr als die Hälfte der Kita-Leiter war gezwungen, wegen des Personalmangels das Angebot für die Kinder deutlich einzuschränken. „Kitas brauchen zuallererst mehr Personal“, sagte der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau. Die Gesellschaft müsse sich fragen, ob eine Kita ein Ort für frühkindliche Bildung sein solle oder einfach eine Verwahranstalt.

Große Hoffnungen ruhen in dem Zusammenhang auf einem neuen Kinderbildungsgesetz (KiBiz). Bisher hat sich die Landesregierung zwar mit den Kommunen darauf geeinigt, dass die Kitas ab 2020/21 jährlich rund 1,3 Milliarden Euro zusätzlich bekommen sollen. Die Verhandlungen mit den freien Trägern wie etwa Kirchen, Wohlfahrtsverbänden oder Elterninitiativen dauern aber noch an.

Wie groß der Personalmangel ist, zeigt auch eine andere Zahl: Für die Betreuung von Unter-Dreijährigen wird eigentlich empfohlen, dass eine Fachkraft nur drei Kinder betreuen soll. In mehr als 98 Prozent der Fälle ist diese Relation in NRW jedoch schlechter, bundesweit in 96,5 Prozent der Fälle. Bei Über-Dreijährigen sollten nicht mehr als 7,5 Kinder auf eine Erzieherin kommen, auch diese Relation sei aber die Ausnahme.

Zur Besetzung offener Stellen benötigten sieben von zehn Kitas der Umfrage zufolge im Durchschnitt mehr als drei Monate. Auch wegen der niedrigen Gehälter sehen 80 Prozent der Kita-Leitungen ihre Arbeit nicht ausreichend wertgeschätzt. In NRW sagten 79 Prozent der Kita-Leitungen, sie seien mit der Landespolitik unzufrieden. Barbara Nolte, langjährige Kita-Leiterin in Hövelhof und VBE-Referatsleiterin meinte: „Das Vertrauen wiederzugewinnen, ist nur mit echten Verbesserungen der Erzieher-Kind-Schlüssel und klaren Regelungen zu Vertretungszeiten sowie Vor- und Nachbereitungszeiten zu erreichen. Befragt wurden mehr als 2600 Kita-Leiter in Deutschland.

Je nach Studie wird der Mangel an Erziehern in Deutschland – mehr als 90 Prozent davon sind Frauen – auf bis zu 300.000 Fachkräfte bis 2025 beziffert, berichtete Studienleiter Prof. Ralf Haderlein von der Hochschule Koblenz. Der Sozialwissenschaftler empfiehlt, die Gehälter der Erzieher an die der Grundschullehrer anzugleichen. Bislang liege die Differenz bei bis zu 1000 Euro brutto im Monat. Nach Angaben des VBE liegt das Einstiegsgehalt einer Erzieherin bei rund 2800 Euro brutto, das einer Leiterin, je nach Größe der Einrichtung, zwischen 2900 und 3450 Euro.

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